In München ist man bemüht, die Dinge nüchtern zu betrachten, selbst dann, wenn sie sich zunehmend kompliziert gestalten. Max Eberl, Sportvorstand des FC Bayern, trat am Freitag vor die Presse, um über das zu sprechen, was die Fußball-Welt derzeit beschäftigt: die Vertragsverhandlungen mit Leroy Sané.
Die Geschichte ist nicht neu, hat nun aber eine neue Wendung genommen. Sané, zuletzt formstark und unter dem neuen Trainer Vincent Kompany als zentraler Bestandteil der Offensive eingeplant, hatte sich mit dem Klub bereits weitgehend auf eine Verlängerung geeinigt.
Dann folgte ein Beraterwechsel, der das fragile Vertragsgebäude ins Wanken brachte. Pini Zahavi, in der Branche bekannt für seine Hartnäckigkeit, ist nun am Zug. Ein Handgeld soll verlangt worden sein. Eberl bestätigte das nicht, sagte aber Sätze, die das Bild bestätigen.
"Unser Wunsch wäre es, mit Leroy weiterzumachen. Das haben wir auch kommuniziert", sagte Eberl. Die Botschaft war freundlich formuliert, aber in ihrem Kern unmissverständlich: Die Münchner haben sich intern auf einen finanziellen Rahmen verständigt und von diesem will man nun nicht mehr abweichen. "Wenn der Rahmen gesprengt wird, wird es sehr, sehr schwierig."
"Wir dachten, wir sind auf einem guten Weg. Dann gibt es das Gefühl vom Spieler, dass er sagt: 'Okay, ich möchte eine andere Beratung haben.' Warum auch immer, das steht mir nicht zu", erklärte der 51-Jährige weiter. Sanés Wunsch, sich in einer entscheidenden Phase seiner Karriere anders aufstellen zu wollen, sei legitim.
Dennoch spiegelt sich in Eberls Worten eine gewisse Enttäuschung – nicht über Sané, sondern über den Prozess. Dass es im Hause Bayern zu keiner Eskalation kommen soll, betonte Eberl dafür mehrfach. "Von meiner Seite gibt es kein böses Blut", sagte er über das Verhältnis zu Zahavi und auch zur bisherigen Agentur Sanés.
"Wir haben zu beiden eine sehr gute Beziehung." Auch Kompany verstehe, dass sich ein Spieler in solch einem Moment hinterfragt: "Das ist eine wichtige Phase in seinem Leben."
Während sich der FC Bayern um diplomatische Tonlagen bemüht, schlägt die Kritik von außen schärfere Töne an. "Ich denke, dass Sané alle Leute im Regen stehen lassen hat. Die Bayern als allererstes, dann das Management, dann die Fans", polterte BVB-Legende Roman Weidenfeller in einer Fußball-Talkshow von Sky.
Für den früheren Nationaltorhüter offenbare das Verhalten Sanés grundsätzliche Charakterfragen: "Daran erkennt man den Charakter. Für mich ist das das Ebenbild der Gesellschaft, dass man immer wieder seinen Vorteil sucht."
Zwar verstehe er grundsätzlich den Wunsch nach finanzieller Absicherung, aber eine mündliche Einigung nicht einzuhalten, "das ist nicht nachvollziehbar".