Beruhigt hatte sich Roland Virkus auch am Dienstagmorgen noch nicht. "Ich stehe zu meiner aus der Emotionalität heraus geübten Kritik", sagte der Sportchef von Borussia Mönchengladbach am Dienstag in einem Interview auf der Vereinswebseite.
Noch am Freitagabend ging der 57-Jährige öffentlich und ungewohnt hart sowie emotional mit seiner Mannschaft ins Gericht. Die 1:2-Niederlage in Augsburg sei das "schlechteste Spiel der Saison" gewesen und er war vom Ergebnis "maßlos enttäuscht". Virkus steht zwar weiterhin zu seinen Worten, will die Diskussion um die schwankenden Leistungen der Borussia nun aber "versachlichen und nicht nur diese 90 Minuten betrachten."
Eine Jobgarantie für den immer wieder kritisierten Trainer Gerardo Seoane ist das aber definitiv nicht. Vielmehr soll es intern bereits ein Ultimatum geben, wie lange man noch am Coach festhalten möchte.
Unter Seoane konnte Gladbach bisher nur einmal einen Rückstand in einen Sieg umwandeln, zudem hat der Klub seit zweieinhalb Jahren keine zwei Bundesliga-Spiele in Folge mehr gewonnen. Der 45-jährige Trainer braucht schnell Erfolge, um nicht entlassen zu werden.
Wie die "Bild"-Zeitung berichtet, hat er dafür nur noch drei Spiele Zeit, um das Vertrauen der Vereinsbosse zu rechtfertigen.
Nach der Länderspielpause trifft Gladbach in der Liga auf Heidenheim, muss in Mainz ran und empfängt Werder Bremen. Sollte Gladbach dann nicht wieder in der Spur sein, muss er gehen.
Zwar will Virkus die Gesamtentwicklung nur wegen des schwachen Auswärtsspiels nicht infrage stellen, doch die Borussia befindet sich nach einem eigentlich ordentlichen Saisonstart wieder im unteren Tabellendrittel. Zwei Siege und vier Niederlagen sind zu wenig, nachdem die Fohlen zum Saisonauftakt gegen Leverkusen (2:3) erst in der Nachspielzeit verloren hatten und auch in den folgenden Partien guten Offensivfußball zeigten.
"Wir haben uns im Spiel mit dem Ball verbessert und auch in der Zahl der Torschüsse. Wir haben mehr Kontrolle über das Spiel als in der Vorsaison", erläutertet Virkus. "Aber: Wir müssen daraus mehr Gefahr kreieren."
Mit gerade einmal sieben Toren nach sechs Spielen stellen sie die drittschlechteste Offensive der Liga – und das trotz Offensivspielern wie Nationalstürmer Tim Kleindienst und Spielmacher Kevin Stöger.
Seoane wurde bereits nach dem Ende der vergangenen Saison heftig angezählt, nachdem die Gladbacher gerade einmal 34 Punkte gesammelt hatten. Es war das schlechteste Ergebnis, seit sie 2011 den Abstieg erst in der Relegation verhindert hatten.
Dennoch hielt Virkus am Schweizer Trainer fest. "Wir möchten allen zeigen, dass wir besser sind als Platz 14. Borussia Mönchengladbach muss in die erste Tabellenhälfte", sagte der Sportchef noch vor der Saison. Zunächst mit Erfolg, doch nun hat sich der Wind gedreht. Gladbach steht aktuell wieder auf Rang 14.