Der Name Kees van Wonderen sorgte, wie es der Name schon vermuten lässt, am Samstagabend für viel Verwirrung. Dass der 55-jährige Niederländer künftig den FC Schalke trainieren wird, verursachte selbst bei den letzten Fußball-Nerds Stirnrunzeln und Fragezeichen über den Köpfen.
Am Montag leitete der Trainer, der mit der U17-Nationalmannschaft der Niederlande 2018 Europameister wurde, seine erste Einheit. "Der Start war sehr gut. Ich habe einen guten Eindruck vom ganzen Klub", sagte van Wonderen nach seinem ersten Training.
Auf seine neue Mannschaft hat sich der frühere niederländische Nationalspieler akribisch vorbereitet. "Ich habe alle bisherigen Spiele angeschaut. Ich kenne die Spieler und weiß, wie sie gespielt haben", sagte er.
Mit dieser akribischen Analyse überzeugte er auch die Schalker Bosse. Allen voran Sportchef Ben Manga lobte den Trainer, setzte ihm aber bereits jetzt eine Deadline, bis zu der er Ergebnisse erwartet.
Dass sich van Wonderen auf einem Schleudersitz befindet, ist dem ehemaligen niederländischen Nationaltrainer bereits jetzt bewusst. "Dass der Job nicht ohne Gefahr ist, ist klar, aber wenn es danach geht, dann brauchst du ihn nicht zu machen", gab er sich in einem Interview bei Sky selbstbewusst. Daher hält er es mit dem Spruch seines Ex-Chefs: "Wenn du nicht fallen willst, musst du liegen bleiben."
Und vielleicht wäre er lieber liegen geblieben. Der Rauswurf von Karel Geraerts war der 34. Trainerwechsel seit der Jahrtausendwende, er ist der zwölfte Trainer seit 2020 auf Schalke. Der letzte Coach, der mindestens zwei Jahre im Amt war, war Mirko Slomka zwischen Januar 2006 und April 2008.
Van Wonderen hat einen Vertrag bis zum Sommer 2026 unterschrieben, doch schon jetzt ist fraglich, ob er diesen erfüllen wird. Das machte Sportchef Ben Manga bereits deutlich.
"Er muss versuchen, die Zeit in der Länderspielpause zu nutzen. Wir werden viel trainieren. Jetzt hat er genügend Zeit – in Anführungszeichen – bis zum Winter, um die Struktur, die wir bis dahin brauchen zu formen und damit wir sagen, das passt in den Weg, den wir einschlagen wollen."
Denn die Ansprüche beim Tabellen-13. der 2. Bundesliga sind hoch. Nach ein paar Passübungen ließ er die Mannschaft am Montag in einem Trainingsspiel gegeneinander antreten. Immer wieder unterbrach van Wonderen die Partie, gab energisch Anweisungen. "Habt Mut zu spielen", lautete eine Devise.
Das passt nicht ganz zum Ruf, der van Wonderen vorauseilt. Ihm wird ein defensiver Spielstil nachgesagt, doch dazu wollte er sich noch nicht äußern. "Überall bekommt man Etiketten. Defensiv. Offensiv. Naiv. Ich habe alles bekommen, so ist das, wenn man Trainer ist", sagte er Sky und bat um Zeit, um seine Idee umzusetzen. Gleichzeitig wisse er aber, dass in der Vergangenheit viele Spieler in vielen Systemen gespielt haben.
Sportchef Ben Manga hält den Defensiv-Trainer van Wonderen als perfekt geeignet für die aktuelle Situation. Denn nach acht Spielen hat Schalke in der Liga bereits 19 Gegentore kassiert – kein Team ist schlechter.
"Wenn er das kann, ist für uns gut, dann würde er uns stabilisieren. Unser Offensivspiel kann er dann ja weiter verbessern. Mit den ganzen Gegentoren, die wir bekommen haben, gilt es, Stabilität als ganze Mannschaft reinzubekommen. Das bearbeitet er sehr intensiv und das kann man halt bei ihm sehen und erwarten."
Inwiefern seine Arbeit bereits Erfolg hat, wird am Samstag zu sehen sein. Dann trifft der FC Schalke in einem Testspiel auf den FC Aarau. Eine Woche später geht es für Schalke in der Liga zu Hannover 96.