Die Brisanz vor dem Top-Spiel zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund am Samstag (18.30 Uhr) könnte nicht größer sein. Der Rekordmeister aus München hat einen Punkt Rückstand auf Dortmund, einen neuen Trainer, der in der Vergangenheit beim BVB arbeitete und den Anspruch zu gewinnen, um wieder die Tabellenführung zu übernehmen.
Gleichzeitig ist es das erste Spiel von Thomas Tuchel, der als Nachfolger von Julian Nagelsmann in München eingestellt wurde und aufgrund der Länderspielpause am Freitag seine erste Einheit mit dem kompletten Kader hatte. Eine optimale Vorbereitung auf das Top-Duell mit dem BVB sieht anders aus.
Aufgrund der fehlenden Eindrücke von einigen Spielern kündigte der 49-Jährige in der Pressekonferenz vor der Partie deshalb auch ungewohnt klar an, welche Schwierigkeiten er bei der Aufstellung für das Dortmund-Spiel haben wird: "Es wird eine sehr unfaire Aufstellung werden, weil die Eindrücke fehlen."
Gleichzeitig erklärt er, dass er sich nicht auf die Spielleistungen aus den vergangenen Spielen verschränken wolle und fügte an: "Es kann schon etwas unfair werden, weil ich auf manchen Positionen wenig Argumente habe, weshalb ich einen Spieler spielen oder draußen lasse."
Wen der Trainer meint, wollte er nicht verraten. Genauso wenig, wie die taktische Herangehensweise vor seinem ersten Spiel als Bayern-Trainer aussieht.
Neben der Frage zur Startaufstellung wurde Thomas Tuchel während der Pressekonferenz immer wieder auch zu seinem Charakter gefragt. Besonders nach seiner Dortmunder Zeit galt er als "schwierig".
Darauf angesprochen stellte Tuchel klar: "In so einer exponierten Position, mit so viel Verantwortung, bleibt es nicht aus, dass man mit Verantwortungsträgern kontrovers diskutiert und streitet. Das kann schwierig und kompliziert sein. Ich bin aber kein nachtragender Mensch und würde sagen, man kann mit mir gut auskommen."
Vielmehr betont Tuchel, dass er das Gefühl hat, mit seinem Trainerteam bei allen Vereinen, bei denen er gearbeitet hat, eine "leistungsorientierte, aber angenehme und wertschätzende Atmosphäre" geschaffen zu haben. Dennoch sei ihm bewusst, dass es Akteure im Fußball-Geschäft gebe, die ihn als schwer und kompliziert bezeichnen würden.
Besonders belastet galt das Verhältnis zwischen Thomas Tuchel und BVB-Boss Hans-Joachim Watzke. Nach dem Anschlag auf den BVB-Bus im April 2017 vor dem Champions-League-Spiel gegen Monaco waren Tuchel und Watzke andere Meinung darüber, ob die Mannschaft am nächsten Tag wieder spielen solle.
Seitdem sei aber viel Zeit vergangen, erklärte Tuchel: "Das Verhältnis hat geruht und mit viel Ruhe glätten sich die Wogen. Das ist mittlerweile ausgeräumt." Über die verschiedenen Positionen zu dem Bus-Anschlag sagte Tuchel: "Natürlich hatten wir unterschiedliche Meinungen und den Tag habe ich auf eine andere Weise erlebt als er. Daher kam die komplett unterschiedliche Sichtweise auf den Tag."
Hintergrund: Tuchel fuhr mit im Mannschaftsbus, als die Bomben explodierten, während Watzke zu dem Zeitpunkt bereits im Dortmunder Stadion war und die Situation daher distanzierter erlebte.
Viel weiter wollte Tuchel allerdings vor dem Top-Spiel nicht mehr auf den Vorfall eingehen, den er als abgehakt betrachtet. Er freue sich auf das Wiedersehen mit vielen Menschen aus dem Dortmunder-Betreuerteam. "Aber der Fokus ist natürlich ganz klar bei Bayern und unserer Mannschaft", stellte Tuchel klar.