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Videobeweisbringt Chaos – und die Bundesliga ist sauer

Symbolbild: Schiedsrichter Bastian Dankert beim Video-Beweis, Franck Ribery schaut zu.
Symbolbild: Schiedsrichter Bastian Dankert beim Video-Beweis, Franck Ribery schaut zu.Bild: imago sportfotodienst
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Der Videobeweis bringt Chaos – und die ganze Bundesliga ist sauer

26.08.2018, 11:49
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Vier Spiele, vier Aufreger: Der Bundesliga-Auftakt wird überschattet von umstrittenen Entscheidungen durch den Videobeweis – die Club-Verantwortlichen sind sauer.

Der erste Spieltag der neuen Saison ist noch nicht vorüber, doch die Diskussionen um den Videobeweis laufen schon wieder auf Hochtouren. Der Grund: Gleich mehrere umstrittene Entscheidungen am Wochenende. Elfmeter, Platzverweise, Tätlichkeiten – die Bundesligaklubs sind stinksauer! Denn auf mehreren Plätzen sorgte das technische Hilfsmittel mehr für Verwirrung und Ärger denn für Klarheit.

So lief das Chaos um den Videobeweis:

FC Bayern – 1899 Hoffenheim (3:1)

Bei einer Grätsche von Hoffenheims Havard Nordtveit in den Laufweg von Franck Ribery pfiff Schiedsrichter Bastian Dankert (Rostock) Elfmeter – obwohl die Entscheidung äußerst umstritten war, da der Franzose schon vor einer Berührung abhob, griff Videoassistent Sascha Stegemann (Niederkassel) nicht ein.

Doch es ging noch munter weiter mit dem Videobeweis. Nachdem Arjen Robben den Elfmeter zunächst im Nachschuss verwandelt hatte – Robert Lewandowski war zuvor an Oliver Baumann gescheitert –, ließ Dankert den Strafstoß nach Ansicht der TV-Bilder wiederholen. Offenbar waren einige Spieler zu früh in den Strafraum gelaufen. Der zweite Versuch durch Lewandowski saß dann (81.).

Kurz darauf freuten sich die Bayern über das vermeintliche 3:1 durch Müller – auch zu früh. Dankert nahm den Treffer nach Videobeweis wegen eines Handspiels zurück. "Bei den 14 Szenen danach, die keinen mehr interessiert haben", sei der Videoassistent wieder da gewesen, sagte Nagelsmann: "Was mich einfach ärgert, man kann ja eingreifen, nur bei der entscheidenden Szene – beim Stand von 1:1 – greift keiner ein."

Bastian Dankert schaute mehr in den Bildschirm als so mancher TV-Zuschauer. 
Bastian Dankert schaute mehr in den Bildschirm als so mancher TV-Zuschauer. Bild: imago sportfotodienst

Und: "Der Elfmeter war keiner. Ich weiß nicht, warum es nicht überprüft wurde. Ich weiß nicht, wo die Videoassistenten da gerade waren, anscheinend waren sie nicht am Platz. Dann sollen die daheim bleiben," polterte Nagesmann bei "Eurosport".

VfL Wolfsburg – Schalke 04 (2:1)

Schiedsrichter Patrick Ittrich stand im Mittelpunkt. Zunächst stellte er nach Videobeweis den Schalker Matija Nastasic vom Platz, nachdem er zuvor nur Gelb gezeigt hatte (64.). Zwei Minuten später intervenierte der Videoassistent erneut. Ittrich nahm diesmal die Rote Karte gegen den Wolfsburger Wout Weghorst wegen einer vermeintlichen Tätlichkeit zurück und beließ es bei Gelb.

Patrick Ittrich zeigt Matija Nastasic die rote Karte.
Patrick Ittrich zeigt Matija Nastasic die rote Karte.Bild: regios5/imago sportfotodienst

Vollends kurios wurde es dann in der Schlussphase: Ittrich – inzwischen ziemlich offensichtlich von der Rolle – hielt VfL-Verteidiger John Anthony Brooks nach dessen Foul, das zum Elfmeter und zwischenzeitlichen Schalker Ausgleich durch Nabil Bentaleb (85.) führte, versehentlich die falsche Karte, nämlich rot statt gelb, vor die Nase hielt.

"Wir haben einen Schiedsrichter in Köln erlebt, der in einen absoluten Aktionismus verfallen ist", schnaufte Schalke-Manager Christian Heidel danach. Auslöser des Schalker Ärgers waren Ittrichs wilde Kartenspiele. Und: "Mir hat er ein bisschen leid getan. Der hätte heute ein prima Spiel gemacht, wenn er (Anm. d. Red.: der Videoassistent) sich nicht gemeldet hätte", sagte Heidel mit einem süffisanten Lächeln. An seiner harschen Kritik änderte das freilich nichts.

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Vor allem der verspätete Platzverweis gegen Nastasic brachte ihn auf die Palme. "Den entscheidenden Fehler hat der Mann im Keller gemacht", sagte Heidel: "Es lag keine gravierende Fehlentscheidung vor. Es gab überhaupt keinen Grund, dort einzugreifen."

Hertha BSC – 1. FC Nürnberg (1:0)

Schiedsrichter Tobias Welz entschied kurz vor Schluss auf Strafstoß für die Gäste und blieb auch nach Videostudium dabei. Ein angebliches Foul von Vedad Ibisevic vor dessen Tor kontrollierte er jedoch nicht.

25.08.2018, xkvx, Fussball 1. Bundesliga, Hertha BSC Berlin - 1. FC Nuernberg emspor, v.l. Video Aussist / Videoasisstent / Videoschiedsrichter / Schiedsrichter Tobias Welz (DFL/DFB REGULATIONS PROHIB ...
Welz schaut sich die Szene nochmals an.Bild: imago sportfotodienst

"Am Ende tun mir die Leute leid, die mit ihren andersfarbigen Trikots auf dem Platz stehen, weil sie nichts mehr zu sagen haben. Am Ende muss der Schiedsrichter die Entscheidungshoheit haben, es selbst alles zu regeln, so wie es früher war", sagte "Club"-Trainer Michael Köllner nach der Partie. "Es ist für mich ein Humbug, dass man sowas auf die nächste Ebene schickt."

Fortuna Düsseldorf – FC Augsburg (2:1)

Der Augsburger Ausgleich durch Martin Hinteregger wurde erst nach dem Videobeweis gegeben – was wiederum Düsseldorfs Chefcoach Friedhelm Funkel erzürnte. "Wenn man schon den Videobeweis zur Hilfe nimmt, dann muss man auf Foul entscheiden und das Tor darf nicht zählen", kommentierte der älteste Coach in dieser Bundesligasaison die möglicherweise spielentscheidende Szene bei der Niederlage des Aufsteigers.

Friedhelm Funkel kann es nicht fassen.
Friedhelm Funkel kann es nicht fassen.Bild: imago sportfotodienst

Denn Video-Assistent Martin Petersen (Filderstadt) hatte Referee Markus Schmidt (Stuttgart) auf ein vermeintliches Foul von FCA-Kapitän Daniel Baier an Benito Raman hingewiesen, durch das den Gästen in der Vorbereitung zum Ausgleich ein großer Vorteil entstanden war.

Schmidt schaute sich die Szene daraufhin noch einmal in der Review Area an, blieb dann aber bei seiner Entscheidung, obwohl auch Fortunas Torschütze Raman (39.) später von einem "klaren Foul" sprach. "Der Ellenbogen von Baier war sehr hoch, fast in Ramans Gesicht. Da muss man Freistoß für uns geben", monierte der 64-Jährige Funkel.

Dieser Artikel erschien zuerst auf t-online.

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