Die Superstars der Bundesliga kennt man. Sie heißen Lewandowski und Werner, Kramaric und James, Hummels und Witsel, Müller und Rebic.
Doch auch diese Stars haben mal klein angefangen, mussten sich in Startaufstellungen spielen, teils lange auf ihren endgültigen Durchbruch warten.
Wer spielt sich in dieser Saison in die Notizbücher der Scouts größerer Klubs? Wessen Leistung explodiert? Wer kann sich endlich in der Bundesliga etablieren? Welcher Spieler deutete in der Vorbereitung an, dass er für seinen Klub sehr wertvoll werden kann?
Lucien Favre steht auf Talente wie ihn. Während der Vorbereitung sprang dem geneigten Fußball-Nerd, der die Startaufstellungen der BVB-Testspiele verfolgte, ein Name auffällig oft ins Auge: Jacob Bruun Larsen. Unter dem neuen Trainer zählte der 19-Jährige zu den Gewinnern der Vorbereitung bei Borussia Dortmund.
Leider steht der junge Däne, der vergangene Saison an Stuttgart ausgeliehen war, zum Auftakt in die neue Bundesliga-Saison nicht zur Verfügung. Bruun Larsen verletzte sich im Training am rechten Fuß. Nach Vereinsangaben soll er "innerhalb der nächsten zwei Wochen" wieder ins Training einsteigen.
Und dann wird er regelmäßig für den BVB spielen. Denn Favre setzt gerne auf junge Spieler. In seiner Zeit bei Borussia Mönchengladbach stellte er Marc-André ter Stegen zwischen die Pfosten, Marco Reus, Christoph Kramer und Granit Xhaka wurden unter ihm zu begehrten Stars. Und noch hat der BVB keinen waschechten Sürmer gekauft – Flügelspieler Bruun Larsen kann aber auch genau dort spielen.
Wenn er wieder fit ist, wird er auf jeden Fall regelmäßig eingewechselt und auch einige Spiele von Beginn an machen.
Stuttgarts Sportvorstand Michael Reschke hat mal wieder seine Argentinien-Connections spielen lassen und diesen Mann hervorgezaubert: Nicolás González. Der Stürmer kommt von Asociación Atlética Argentinos Juniors und ist 20 Jahre jung. Kostenpunkt: um die acht Millionen Euro.
González ist jetzt schon einer der neuen Lieblinge der Fans, im Testspiel gegen Sandhausen erzielte er ein feines Fallrückzieher-Tor. Seine Integration im Verein bzw. in der neuen Heimat Deutschland scheint wegen Mario Gómez (spricht Spanisch) und den beiden anderen Argentinier beim VfB, Santiago Ascacíbar und Emiliano Insúa, schon abgeschlossen. Heißt: Er kann sich voll und ganz aufs Tore schießen konzentrieren.
Dieser Mann ist immer im Turbo-Modus. Regelmäßige Einsätze garantiert.
Und der spricht auch Spanisch: Er ist der Königstransfer des VfB Stuttgart, der Spanier Pablo Maffeo. Die Schwaben überwiesen angeblich 9 Millionen Euro an Manchester City. Die Engländer besitzen angeblich auch eine Beteiligung an einem Weiterverkauf, angeblich sogar eine Rückkaufoption für den 21-jährigen Rechtsverteidiger. Das sind viele Angeblichkeiten. Sie mögen vielleicht auch stimmen.
Sicher ist in jedem Fall: Dieser Mann ist eine Waffe. Defensiv ist er giftig im Zweikampf, mit seinem Tempo schaltet er sich gerne in die Offensive ein. Er ist ein durchtrainierter Kraftwürfel à la Shaqiri, sein Wadenumfang beträgt 39 Zentimeter.
Maffeo war in den letzten beiden Spielzeiten vom englischen Meister an den spanischen Klub FC Girona ausgeliehen, mit dem Maffeo erst aufstieg und anschließend mit dem zehnten Tabellenplatz überraschend deutlich den Ligaverbleib sichern konnte.
Wenn Pep Guardiola ihn nur unter der Bedingung Rückkaufoption abgibt, muss er einfach gut sein. Sein Konkurrent auf der Rechtsverteidigerposition: ein alternder Andreas Beck.
Vom Stürmer, der auszog, um das Knipsen zu lernen: Joelinton gehört zwar schon seit 2015 der TSG Hoffenheim, war aber zwei Jahre lang auf Leihbasis bei Rapid Wien (79 Spiele, 21 Tore, 9 Vorlagen). In diesem Sommer kam er aus Österreich zurück nach Sinsheim und knipste sich prompt durch die Vorbereitung – der Brasilianer knüpfte nahtlos an seine torreiche Zeit bei Rapid an.
Ein imposanter Dreierpack im Pokal machte Eindruck, auch wenn es nur gegen den 1. FC Kaiserslautern ging. Der Nachfolger für den zum FC Schalke 04 abgewanderten Mark Uth scheint gefunden.
Joelinton zeigte, warum Trainer Julian Nagelsmann von Beginn an auf ihn als Anführer im Sturm setzt. Das wird auch in der Bundesliga so bleiben.
Die Geschichte der Karriere von Hendrik Weydandt könnte man in Zeiten von Nachwuchsleistungszentren und kaum vorhandener Durchlässigkeit vom Amateur- in den Profibereich tatsächlich als Märchen bezeichnen.
Vor vier Jahren wechselte der heute 23-jährige Weydandt aus der Kreisliga A vom TSV Groß Munzel in die Regionalliga zum 1. FC Germania Egestorf/Langreder. Schon das war ein riesengroßer Sprung. Jetzt, während der Sommervorbereitung der Niedersachsen, folgte der nächste. Eigentlich verpflichtete man den 1,95-Meter-Amateur für die zweite Mannschaft. André Breitenreiter war allerdings so angetan von Weydandts Trainingsleistungen, dass er ihn mit ins Trainingslager der Profis nahm. Er überzeugte weiter. Im Training, in Testspielen.
Im Pokalspiel gegen Karlsruhe machte er seinen ersten Pflichtspieleinsatz für Hannover und zahlte das Vertrauen zurück: Nach Einwechslung in der 82. Minute erzielte er noch zwei Tore, machte aus einem 4:0 ein 6:0. Märchenhaft.
Bei aller Liebe für die märchenhafte Geschichte: Weydandt wird eher von der Bank kommen. Sein großes Plus lautet Wuchtigkeit. Wenn er bei seinen Joker-Einsätzen trifft, dürfte er auch öfter spielen. Wunder gibt es immer wieder...
Linton Maina wurde nicht nur wegen seiner Frisur schon oft mit Leroy Sané verglichen, auch sein Spielstil ist ähnlich. Maina ist gebürtiger Berliner. Der 19-jährige Außenstürmer wechselte 2014 vom SV Empor Berlin in die B-Jugend von Hannover 96. In der vergangenen Saison hatte er zwei Kurzeinsätze in der Bundesliga. Insgesamt 31 Minuten Erstligaluft durfte er schnuppern, eine Vorlage beisteuern.
Sein großer Förderer in Hannover heißt André Breitenreiter. Der stellte Maina in der ersten DFB-Pokalrunde in die Startelf und lobte ihn schon vorher auf der Pressekonferenz:
Der 96-Trainer kann gut mit jungen Spielern, schenkt ihnen gerne das Vertrauen. So war es auch schon zu seiner Zeit beim FC Schalke. Dort machte er einen gewissen Leroy Sané zum Stammspieler...
Hannover hat neben Maina drei Außenstürmer im Kader: Ihlas Bebou, Genki Haraguchi und Noah Sarenren Bazee. Haraguchi und Sarenren Bazee sind verletzt. DIE Chance für Maina, der schon im Pokal mit Bebou die Flügelzange in 96s 4-4-2 bildete.
Das Gedränge im zentralen Mittelfed von Borussia Mönchengladbach ist groß: Kramer, Zakaria, Cuisance, Benes und Strobl melden Ansprüche auf die Startelf an. Doch, wo fünf sich streiten, freut sich der Sechste. Ein schmächtiger 21-jähriger gebürtiger Bayer könnte die große Überraschung der Fohlen-Saison werden: Florian Neuhaus. Er ist über 1,80 Meter lang, um die 70 Kilo leicht. Neuhaus kam schon im Sommer 2017 nach Gladbach und wurde direkt an Fortuna Düsseldorf verliehen. Dort spielte er eine überragende Serie mit sechs Toren (davon einige traumhaft) und drei Vorlagen.
Düsseldorf bettelte vergeblich bei Gladbachs Manager Max Eberl um eine Weiterverpflichtung des cleveren Mittelfeldspielers, der eine großartige Übersicht auf dem Platz besitzt. Keine Chance. Außerdem: Florian Neuhaus wollte nach der Leihe eh zurück.
Wie gesagt: Das zentrale Mittelfeld der Borussia ist gut besetzt. Aber: Florian Neuhaus ist einfach ein geschmeidiger Kicker. Könnte einen ähnlichen Weg wie Julian Weigl bei Dortmund unter Thomas Tuchel gehen.
Jordan Beyer heißt eigentlich Louis. Als der 18-Jährige in die Gladbacher A-Jugend wechselte, gab's aber schon einen anderen Louis und, um Verwechslungen vorzubeugen, ließ sich Louis fortan nur noch mit seinem Zweitnamen Jordan rufen.
So wie es aussieht, ruft Trainer Dieter Hecking Jordan Beyer jetzt öfter in die Startelf. Da sich der Schweizer Nationalspieler Michael Lang – als Stammspieler eingeplanter Neuzugang vom FC Basel – am Knie verletzte, musste Beyer plötzlich im DFB-Pokal ran. Er spielte solide 90 Minuten und darf auch am ersten Spieltag gegen Leverkusen auf einen Platz in der ersten Elf hoffen. Und vielleicht spielt er sich ja fest...
Am Anfang der Saison wird er spielen – aber wohl nur so lange Michael Lang verletzt ist. Dann wird sich zeigen, ob Beyer schon für höhere Aufgaben bestimmt ist oder sich noch hinten anstellen muss.
Hertha BSC fahndete schon seit Jahren nach einem echten Spielmacher, einer echten Nummer zehn. Vor zwei Jahren schien er gefunden: Ondrej Duda. Der 23-jährige Slowake kam für über vier Millionen Euro von Legia Warschau an die Spree, bekam die prestigeträchtige Nummer zehn sogar prompt auf sein Trikot geflockt.
Doch dann musste Duda wegen einer Knieverletzung die komplette Saison 2016/17 passen. In der Folgesaison kam er – wieder aufgrund von Verletzungen – nur sporadisch zum Einsatz. Doch Hertha gibt den Spielmacher nicht auf. Zu Recht!
Im Pokalspiel gegen Braunschweig blitzte auf, weswegen Hertha ihn 2016 nach Berlin holte. Duda spielte kurz vor Schluss einen spielentscheidenden Pass. Einen Schlüsselpass. Die Vorlage zur Vorlage. Wenn er von Blessuren verschont bleibt, dann wird er auch endlich in der Bundesliga entscheidende, tödliche Pässe spielen.
2018/19 wird Ondrej Dudas Breakthrough-Season – wenn er fit bleibt.
Sein Name ist ein wenig kompliziert. Aber hey, wir haben es ja auch geschafft, uns Jacek Krzynówek, Sokratis Papastathopoulos und Jan-Ingwer Callsen-Bracker zu merken.
Dennis Jastrzembski ist 18 Jahre alt, spielt in diesem Jahr seine erste Profi-Saison bei Hertha BSC und kommt aus der eigenen Jugendabteilung. Er ist Stürmer. Und zwar ein kleiner, gedrungener, pfeilschneller Stürmer (1,76 Meter, 77 Kilogramm). Sein Spielstil erinnert ein wenig an den von Timo Werner. Jastrzembski ist mit Ball schneller als viele Verteidiger ohne und ist ein Mann für die Schlussphase. In Herthas Meistersaison 2017/18 in der A-Junioren-Bundesliga scorte er in 25 Spielen 17-mal (4 Tore/13 Vorlagen).
Ein Joker, auf den kein Abwehrspieler Bock hat, wenn die Kondition eigentlich schon am Ende ist. Das zeigte Jastrzembski bereits im Pokalspiel gegen Eintracht Braunschweig, als er acht Minuten nach seiner Einwechslung (75.) in den Strafraum flitzte und das entscheidende 2:1 von Vedad Ibišević (83.) vorbereitete.
Ein Mann für die Schlussphase. Schnell, robust, guter Abschluss. Aber Selke, Kalou, Ibisevic und Köpke sind (noch) stärker.
Leverkusen hatte schon immer ein gutes Händchen, was brasilianische Spieler angeht. Man denke an Lucio, Zé Roberto, Emerson, Renato Augusto und wie sie alle hießen. Die jüngste Leverkusener Errungenschaft aus Brasilien heißt Paulinho. Der 18-jährige Linksaußen kam in diesem Sommer für fast 20 Millionen Euro von Vasco da Gama. Die Ablösesumme kann durch Bonuszahlungen auf bis zu 36 Millionen ansteigen (tm.de). Er ist der drittteuerste Transfer in der Geschichte der Werkself.
Im Trainingslager zeigte Paulinho, der mit 16 Jahren in der ersten Liga Brasiliens debütierte, bereits, dass er das Zeug zum Bundesligaspieler hat. Er ist trickreich, entschlossen und für seine 18 Jahre schon eine "ganz schöne Kante", wie Sturmkollege Kevin Volland bemerkte.
"Er wirkt nicht wie jemand, der noch in der A-Jugend spielen könnte", sagte Rudi Völler: "Er strotzt vor Selbstvertrauen, will immer den Ball haben und zeigen, was er kann."
Er kann, er will, er wird spielen. Aber nicht immer. Denn Bailey und Brandt sind die Platzhirsche.
Marvin Ducksch ist längst kein neues Gesicht. Der 24-jährige Stürmer wurde bei Borussia Dortmund ausgebildet und schoss sich von 2009 bis 2012 durch die B- und A-Jugend-Bundesligen. Dann kam lange nichts: Bei Kurzeinsätzen in der Dortmunder Profimannschaft konnte er sich nicht beweisen. 2014/15 war er an den SC Paderborn ausgeliehen, schoss ein mickriges Tor in neun Einsätzen. Er ging zum FC St. Pauli in die zweite Liga, wurde dann aber nach einem Jahr zu Aufsteiger Kiel ausgeliehen.
Dann der Durchbruch. Ducksch bewies in der vergangenen Zweitliga-Saison zum ersten Mal, dass er auch auf hohem Niveau Tore schießen kann. Endlich. Für Kiel netzte er 18-mal, bereitete elf weitere Treffer vor.
Jetzt spielt er für Aufsteiger Fortuna Düsseldorf. Der logische Schritt für den Zweitliga-Torschützenkönig, der mit den Störchen in der Relegation am VfL Wolfsburg scheiterte. Wir sind ziemlich sicher: In Düsseldorf werden einige Tore auf seinem Bundesliga-Konto hinzukommen.
Hennings ist out, Ducksch ist in! Dieser Mann wird immer spielen und weiterballern.
Noch ein Düsseldorfer, der auf sich aufmerksam machen wird: Der belgische U21-Nationalspieler Dodi Lukebakio. Im DFB-Pokal deutete der Neuzugang vom FC Watford an, dass er die Mannschaft weiterbringen kann. Beim 5:0-Sieg gegen TuS RW Koblenz traf er zwei Mal.
Lukebakio, 20, stammt ursprünglich aus der Jugend vom RSC Anderlecht; im Januar wechselte er für 5 Millionen Euro von Charleroi nach in die Premier League zu Watford.
Jetzt ist er bei Fortuna Düsseldorf. Die Vorbereitung lief für ihn schon super, er glänzte im Testspiel gegen Florenz und Fortuna-Trainer Friedhelm Funkel lobte:
Der schnelle Stürmer soll in der Bundesliga Spielpraxis sammeln. Und die wird er auch bekommen.
"Der Luca kann halt kicken", bescheinigte Trainer Christian Streich seinem Neuzugang, der für fünf Millionen Euro vom Ex-Bundesliga-Dino in den Breisgau wechselte. In diesem Jahr kann er endlich zeigen, wie gut er kicken kann.
Die Rede ist von Luca Waldschmidt. Er ist – wie auch Marvin Ducksch – kein neues Gesicht, kein Unbekannter. Der 22-jährige Stürmer hat schon 50-mal in der Bundesliga gespielt – aber erst zwei Tore geschossen. Vielleicht ist diese Saison DIE entscheidende für den gebürtigen Siegener, der bei Eintracht Frankfurt ausgebildet wurde und die vergangenen zwei Jahre beim Hamburger SV verbrachte.
Denn nach einer unruhigen HSV-Zeit, in der es im Umfeld stets ein großes Anspruchs-Wirklichkeits-Gefälle gab, ist er endlich bei einem Verein angekommen, bei dem er sein Talent regelmäßig zeigen kann: Beim SC Freiburg. Dort herrscht Ruhe. Das Saisonziel heißt dort Jahr für Jahr: Oben bleiben.
Luca Waldschmidt wird gesetzt sein. Ob als Rechtsaußen oder vorne drin – der Luca wird für Freiburg immer kicken. Warum? weil er's halt kann.
(as/sid)