Die Bundesliga-Saison ist so gut wie zu Ende – wir haben nur noch die zwei Relegationsspiele zwischen dem VfB Stuttgart und Union Berlin. Donnerstag ist das Hinspiel, das Rückspiel findet am Montag statt. Dann heißt es erstmal Sommerpause.
Zeit, um zu rekapitulieren – auch in der watson-Redaktion. Dort stellten sich einige Redakteure im August vor der Saison und wagten Thesen und Prognosen zur Meisterschaft, zum Abstieg und zum Torschützenkönig.
Wir versprachen damals, dass wir uns in 34 Spieltagen gerne daran messen lassen. Gesagt, getan. Hier unsere klägliche Auswertung.
Gut, dass wir keinen Schein gemacht haben...
Richtig. Das wurde der BVB.
Mark Uth traf ganze zweimal diese Saison. Er würde sich wohl freuen, auch in China zu spielen. Damit er Dominik nicht in die Augen schauen muss.
Dominik schrieb über den VfB: "Tayfun Korkut wird weitermachen, womit er aufgehört hat: Siegen, Siegen, Siegen. Gomez wird Flanken von Didavi und Castro einköpfen, während Pavard, Badstuber und Sosa den Laden hinten dicht machen. Mit diesem VfB ist zu rechnen." Wir lassen das einfach mal so stehen, Dominik...
Bayern wurde tatsächlich (leider) Meister. Die Saison sagte er also samt Herbstmeisterschaft super voraus. Schade: Der Rest war völliger Quatsch. Mainz steckte nie wirklich im Abstiegskampf und beendete die Saison auf Platz zwölf – mit 15 Punkten Vorsprung auf den Relegationsrang. Noch weiter entfernt von einem Abstieg waren die Fortuna (Platz zehn) und der VfL Wolfsburg, der als Sechster sogar international spielt in der kommenden Saison. Finnbogason traf immerhin zehnmal. Und Mark Uth? Siehe oben...
Benedikt erklärte: "Die Verschnaufspause von Gladbach, VfB und Werder ist zu Ende. Sie haben sich ambitioniert verstärkt, greifen wieder oben an und schenken uns ein heißes Duell um die Plätze auf der europäischen Bühne." Bei Gladbach hatte er recht, bei Werder zumindest zwischenzeitlich, der VfB enttäuschte hingegen auf ganzer Linie.
Er schrieb: "Vielleicht ist das mehr ein Wunsch als eine These, aber wenn Bayern die siebte Meisterschaft in Folge gewinnt, müssen wir die tatsächlich in eine Super League abschieben. Der Dortmunder Kader ist breit genug für eine lange Saison und die alternden Bayern haben sich nicht richtig verstärkt."
Knapp gescheitert. Der BVB war doch noch zu grün hinter den Ohren für eine lange Saison. Vielleicht sollten wir also an eine Abschiebung der Bayern denken. Oder halt auf die kommende Saison hoffen.
Benedikt schrieb: "Zu teure Tickets, zu unfreundliche Anstoßzeiten und zu wenig Identifikation mit dem Weg der Liga. Auch, weil mit dem HSV und Köln zwei Große fehlen, werden die Zuschauerzahlen weiter sinken." Und ja, so kam es. Während bei Sky trotz des spannenden Meisterkampfes weniger Menschen einschalteten, kamen auch weniger Fans in die Stadien.
Nein, der BVB wurde nicht Meister. Die Eintracht war das wohl heißeste Team der Saison – und spielt wieder international. Düsseldorf und Mainz bleiben auch drin. Und Mario Gomez traf in der Bundesliga nur siebenmal. Das heißt: Nachsitzen!
Toni erklärte: "Bayern bleibt Bayern und damit Meister. Dortmund hat keinen zum Tore schießen, Schalke und Hoffenheim die Doppelbelastung, genauso wie Leipzig und Leverkusen. Keines der Teams ist nennenswert besser geworden." Das war natürlich gar nichts. Wir hatten seit zehn Jahren erstmals wieder eine Entscheidung um die Meisterschaft am letzten Spieltag. Und der BVB schoss 81 Tore – nur die Bayern trafen öfter. Kann ja mal passieren.
Toni hat mitunter das beste Näschen gehabt.
Meister-Tipp: Richtig.
Absteiger-Tipp: Richtig.
Und ganz ehrlich: Bei den wenig konstanten Leistungen des VfL Wolfsburg und Timo Werner kann man sich ja mal irren. Gar nicht mal so schlecht! Hut ab, Toni!
Das schrieb Arne: "Nach dem Abgang von Naby Keita fehlt Qualität in der Zentrale. Unter Ralf Rangnick gab es in der Euro-League-Quali bisher eher uninspirierte Auftritte. Zum Beispiel ein 0:0 gegen Zorya Luhansk, das 75 Minuten lang in Unterzahl gespielt hat." Er ließ sich blenden. RB spielte lediglich international katastrophal. In der Rückrunde war RB neben Bayern das wohl beste Team der Liga.
Arne erklärte: "Der 1. FC Nürnberg wird vor Düsseldorf landen und die Klasse halten. Am Ende der prognostizierten Tabellen von zig Experten steht immer ein Team: der Club. Die Franken haben aber ein eingespieltes, hochtalentiertes Team, das die Kritiker Lügen strafen wird." Nein, nein und nochmals nein. Der Club stieg ab. Als Letzer.
"Wolf ist weg, Boateng ist weg, Hradecky ist weg, Mascarell ist weg. Trainer Kovac? Ist auch weg. Alles, was den Pokalsieger in der vergangenen Saison erfolgreich gemacht hat, ist weg. Unter dem neuen Coach Adi Hütter setzte es bisher eine 0:5-Supercup-Klatsche gegen Bayern, im Pokal folgte das Erstrunden-Aus in Ulm. Und dann auch noch die Doppelbelastung Bundesliga und Euro League... Oh, oh!"
Es kamen Rebic, Jovic, Kostic, Haller und Co., die sich unter Adi Hütter in unsere Herzen (und die von Europa) stürmten. Der Rest ist Doppelbelastung-Geschichte.
Arnes Gespür für das große Bundesliga-Finale war sehr gut. Sein Näschen war beim Torschützenkönig ebenso gut wie der Torriecher von Lewandowski. Doch auch er unterschätzte Wolfsburg, Frankfurt und Düsseldorf.
Timo erklärte seine These so: "Die gefühlten 140 Spieler für vier Positionen im Dormunder Mittelfeld verlieren Lust und Laune. Lucien Favre überfordert sie mit seinem polyvalenten Spielverständnis. Als er Reus als linken Verteidiger einsetzt, eskaliert die Situation. Mario G. nimmt sieben Kilo zu." Das lassen wir mal als Satire stehen.
Timo schrieb: "Mainz landet überraschend unter den ersten Sieben. Grund: Rouven Schröder (bei Werder gelernt) hat noch cleverer eingekauft, als verkauft. Jean Philippe Mateta startet durch. Gbamin sowieso." Zumindest bei Mateta und Gbamin hatte er ein bisschen recht.
Wir kommentieren das auch mal nicht, lieber Timo.
Meister-Tipp und ein Absteiger waren richtig. Über den Torschützenkönig lachten wir schon bei Benedikt. Hertha und Augsburg wurden unterschätzt – oder alle anderen hinter ihnen überschätzt.
Auch ihr watson-Leser habt an den BVB geglaubt. Und ihr wurdet enttäuscht. Aber egal, zur kommenden Saison versuchen wir es wieder und es wird wohl auch dann einige Überraschungen geben. Genau deswegen lieben wir den Fußball ja auch.
(bn)