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HSV: Bundesliga-Rückkehr der Hamburger – viel Euphorie und alte Probleme

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Die HSV-Elf vor dem Testspiel gegen Olympique Lyon.Bild: imago images /Oliver Ruhnke
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HSV zurück in der Bundesliga – Euphorie groß, Aufgabe noch größer

Nach sieben Jahren Zweitklassigkeit ist der Dino zurück im Bundesliga-Gehege. Doch abseits des Jubels steht er vor alten Problemen: fragile Strukturen, hohe Erwartungen – und eine Liga, die nichts verzeiht. Wie realistisch ist der Klassenerhalt?
05.08.2025, 19:5605.08.2025, 19:56
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HSV-Fans haben im letzten Jahrzehnt viel durchgemacht: vier vierte Plätze, zwei gescheiterte Relegationen und bittere Momente wie den geplatzten Aufstieg in Sandhausen, als Heidenheim in letzter Minute vorbeizog. Aus dem einst "unabsteigbaren" Dino wurde kurzzeitig der "unaufsteigbare" HSV.

Doch im siebten Anlauf gelang die Rückkehr ins deutsche Fußball-Oberhaus – eine Befreiung für Klub und Fans.

Trotz all der Rückschläge füllten die Anhänger:innen Jahr für Jahr das Volksparkstadion, rückten im Misserfolg enger zusammen und sorgten für Rekord-Zuschauerzahlen in der zweiten Liga. Mit dem Aufstieg springt diese elektrisierende Stimmung nun noch stärker über: Die Euphorie in Hamburg ist riesig, die Erwartungen entsprechend hoch.

Die Saisoneröffnung gegen Olympique Lyon verdeutlichte, wie groß die Vorfreude auf die Bundesliga-Rückkehr ist: 45.757 Zuschauer strömten in den Volkspark, um das erste Heimspiel der neuen Saison zu sehen

Das Ergebnis war ernüchternd (0:4), ebenso wie die Auftritte zuvor gegen den FC Kopenhagen (0:1) und Sturm Graz (1:2). Drei Niederlagen in Folge – sportlich ein Dämpfer, der die Euphorie rund um den Volkspark jedoch kaum trübt. Die Aufbruchsstimmung ist weiterhin greifbar, auch wenn die Tests gezeigt haben, dass noch Arbeit vor dem Bundesliga-Comeback liegt.

HSV-Kader: Verstärkungen da – aber Lücken bleiben

Die Testspiele machten deutlich, dass der Kader noch einige Lücken aufweist. Mit Rayan Philippe, Jordan Torunarigha, Yussuf Poulsen, Nicolai Remberg und Daniel Pérez hat der HSV zwar in vielen Bereichen des Kaders nachgelegt, auch mit Spielern, die Bundesliga-Erfahrung mitbringen. Doch um konkurrenzfähig zu sein, braucht es weitere Transfers.

Vor allem im Abwehrzentrum und auf der rechten Abwehrseite sucht der HSV weiterhin dringend nach Verstärkung – bislang ohne Erfolg. Stefan Posch vom FC Bologna galt als Wunschlösung für die Innenverteidigung, doch laut "Hamburger Morgenpost" gilt der Transfer als zerschlagen.

Ransford-Yeboah Koenigsdoerffer Hamburger SV, 11 GER, TSV Elstorf vs. Hamburger SV, Fussball, Testspiel, Saison 2025/2026, 05.07.2025 GER, TSV Elstorf vs. Hamburger SV, Fussball, Testspiel, Saison 202 ...
Ransford Königsdörffer ist nach geplatztem Wechsel vorerst wieder im Mannschaftstraining.bild: imago images / eibner

Teile der Offensive scheinen auch noch unklar: Der eigentlich feststehende Abgang von Ransford Königsdörffer nach Nizza platzte in allerletzter Sekunde beim Medizincheck. Ob der Schlüsselspieler der Aufstiegssaison nun bleibt oder doch noch wechselt, ist offen.

Fakt ist: Will der HSV in der Bundesliga bestehen und gleich zu Saisonbeginn konkurrenzfähig sein, muss Sportvorstand Stefan Kuntz schnell Lösungen finden – idealerweise noch vor dem Start des Trainingslagers in Mallorca (6. bis 10. August), damit sich die Neuzugänge früh ins Team integrieren können.

HSV und die Leistungskultur: Verpasste Entwicklung mit Folgen

Die offenen Baustellen im Kader sind für viele Beobachter nur ein Symptom tieferliegender Probleme. Der HSV-Experte und freie Journalist Daniel Jovanov zum Beispiel sieht die Ursachen nicht allein in der Kaderplanung, sondern in festen Strukturen, die den Verein seit Jahren prägen.

"Vor allem bei der Leistungskultur hat der HSV in den vergangenen zehn bis zwanzig Jahren viel versäumt – mit Folgen bis heute“, sagt Jovanov im Gespräch mit watson.

Er verweist auf Entscheidungen wie die langfristige Vertragsverlängerung von Bakery Jatta oder die Verpflichtung von Levin Öztunali (der Enkel von HSV-Legende Uwe Seeler).

Es waren Personalentscheidungen, die weniger aus sportlicher Notwendigkeit, sondern wohl eher aus populistischen Gründen getroffen wurden. "Diese Entscheidungen sorgten zwar für Applaus, brachten sportlich aber wenig. In der Bundesliga zählt knallharter Leistungssport – Ergebnisse müssen stimmen", sagt Jovanov.

Damit der HSV im Oberhaus bestehen kann, muss sich genau hier etwas ändern: Sportliche Qualität muss konsequent über symbolische Transfers gestellt werden. Bleibt der Verein bei alten Mustern, droht die Rückkehr in die Bundesliga nur ein kurzes Intermezzo zu werden.

HSV: Hamburger gezeichnet von ständigen Machtwechseln

Neben sportlichen Fragen stellt sich für den HSV auch eine strukturelle: Wer trifft im Klub eigentlich die entscheidenden Weichenstellungen? Kaum ein anderer Bundesligist hat in den vergangenen Jahren derart viele Machtwechsel und interne Richtungsstreits erlebt wie die Hamburger.

Die jüngste Präsidentschaftswahl verdeutlicht, dass diese Dynamiken noch immer wirken – und den Verein auch in Zukunft prägen dürften. Mit Henrik Köncke übernahm ein früherer Ultra und Vertreter der Basis das Amt, was von vielen als Signal für eine Rückkehr der Fans in die Vereinsführung interpretiert wurde.

Henrik K�ncke HSV ist neuer Pr�sident des HSV Deutschland , Hamburg , Volksparkstadion , Fussball , 1 . Bundesliga , Hamburger SV Mitgliederversammlung *** Henrik K�ncke HSV is the new President of HS ...
Am 21.06. wurde Henrick Köncke zum Präsident des HSV gewählt.Bild: www.imago-images.de / imago images

Der Schritt bedeutet einen Bruch mit der Ausgliederung von 2014, als man Entscheidungsgewalt bewusst von der Basis zu Investoren und vermeintlichen Profis verlagerte. Dieser Kurswechsel birgt Chancen, wirft aber auch Fragen auf.

"Im aktuellen Präsidium und Aufsichtsrat fehlt es an Personen mit eigener Erfahrung im Profifußball auf höchstem Niveau", erklärt Jovanov. Genau dieser Mangel habe in der Vergangenheit immer wieder zu fragwürdigen Personalentscheidungen und Richtungsstreits geführt – und könnte auch künftig verhindern, dass der HSV nachhaltige Strukturen aufbaut.

Umso wichtiger wird es nun, dass Verein und Umfeld nach dem Aufstieg die richtigen Lehren ziehen: Euphorie allein wird in der Bundesliga nicht reichen. Statt romantischer Erinnerungen an alte Zeiten braucht es nüchterne Entscheidungen und klare Strukturen – sonst droht der schnelle Rückfall in alte Muster.

Damit also der Klassenerhalt gelingt, braucht es zwei Dinge: sportliche Stabilität auf dem Platz – und klare Strukturen daneben. Gelingt beides, kann der HSV das Kapitel Zweitklassigkeit endgültig hinter sich lassen und sich in der Bundesliga etablieren. Misslingt es, droht die Rückkehr in den Misserfolg.

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