Der Hamburger SV hat sich diesen Sommer mit dem deutsch-nigerianischen Innenverteidiger Jordan Torunarigha verstärkt. Somit kehrt ein bekanntes Gesicht in das deutsche Oberhaus zurück. Der 27-Jährige durchlief die Nachwuchsakademie von Hertha BSC und kam für die Alte Dame von 2017 bis 2022 auf insgesamt 73 Bundesligaeinsätze.
Nach seiner Zeit bei Hertha verschlug es Torunarigha zum belgischen Traditionsklub KAA Gent. Den Schritt ins Ausland beschreibt er gegenüber der "Sport Bild" als einen der wichtigsten in seiner Karriere.
"In Gent musste ich mich auf einmal um alles selbst kümmern, von der Post bis zum Wäsche machen. Es waren nur Kleinigkeiten, aber es half mir in meiner Persönlichkeitsentwicklung. Das merkte man auch meinem Spiel an, ich übernahm auf dem Platz immer mehr Verantwortung."
Der Werdegang Torunarighas war aber nicht nur von Fortschritten geprägt, immer wieder musste er auch Rückschläge verkraften. In seiner Jugend galt er als eines der größten Abwehrtalente Deutschlands, spielte im DFB-Trikot, 27 Einsätze, von der U15 bis zur U21. Einen Großteil seiner Profikarriere kämpfte er aber mit Verletzungen und Formschwankungen.
Schlechte Erinnerungen hat er vor allem an einen Tag. Am 4. Februar 2020 stand er mit Hertha in der dritten Runde des DFB-Pokals. Der Gegner: Schalke.
Damals wurde Torunarigha rassistisch beleidigt, verließ den Platz – weinend und tief getroffen. "Ich war damals ein bisschen emotionaler und jünger. Ich habe zu viel an mich herangelassen", sagte er im Interview mit "Sport Bild".
Heute würde er anders reagieren. "Ich bin mental viel stärker geworden. Wenn so etwas nochmal passieren sollte, dann geht es rechts rein, links wieder raus."
Auch dank der Unterstützung des damaligen Hertha-Trainers Jürgen Klinsmann fand er den Weg auf den Platz früh zurück. Klinsmann prägte den Werdegang von Torunarigha: "Er war für mich persönlich und meine Karriere sehr wichtig. (..) Er redete mit mir, zeigte mir einen klaren Plan auf. Das rechne ich ihm hoch an – das war ein Wendepunkt für mich."
Nach Rückschlägen und schwierigen Momenten will er nun beim HSV neu angreifen und zeigen, wie sehr er gereift ist. Es gehe nicht nur darum, wieder regelmäßig Bundesliga zu spielen, sondern auch seine Führungsqualitäten einzubringen.
Die Ziele mit den Rothosen sind klar: Zunächst geht es darum, die Klasse zu halten. "Wir sind ein Aufsteiger, in den meisten Spielen der Underdog. Aber mit so einer Wucht, die der HSV hat, soll es schwer sein, uns im eigenen Stadion zu schlagen. Und auswärts wollen wir so spielen, dass der Gegner denkt: 'Boah sind die unangenehm'. Wir sind hergekommen, um in der Bundesliga zu bleiben."
Interessant wird auch zu sehen, wie sich Teamkollege und Neuzugang Yussuf Poulsen einbringen wird. Für Torunarigha war es in der Vergangenheit immer unangenehm, gegen den dänischen Angreifer zu spielen. Seine körperliche Präsenz und Erfahrung könnte nun ein wichtiger Faktor für den HSV werden – auf und neben dem Platz.