Oft ist es für Gegner des FC Bayern nicht einfach, wenn der Rekordmeister das vorherige Spiel verloren hat. In der Vergangenheit folgte danach meist ein Gala-Auftritt der Münchner. Borussia Dortmund musste das erfahren, als der FCB im November zuerst im Pokal gegen Drittligist Saarbrücken ausschied (1:2) und danach den BVB 4:0 besiegte.
Die Vorzeichen für das Spiel in Bochum waren ähnlich. Die Mannschaft um Top-Star Harry Kane hatte mit dem Leverkusen-Spiel (0:3) und dem Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League gegen Lazio Rom (0:1) sogar zwei Partien nacheinander verloren. Die gewünschte Reaktion blieb anhand des Ergebnisses aber aus. Bochum besiegte die Bayern 3:2 und stürzte den Rekordmeister noch weiter in die Krise.
Drei Niederlagen nacheinander gab es zuletzt vor neun Jahren unter dem ehemaligen Trainer Pep Guardiola. Damals allerdings waren zumindest die Pleiten in der Liga bedeutungslos, da die Meisterschaft schon sicher war. Das ist jetzt anders: Durch den Münchner Patzer ist Leverkusen auf acht Punkte an der Spitze enteilt. Das Weiterkommen gegen Rom steht zumindest auf der Kippe. Der Gewinn des DFB-Pokals ist sowieso nicht mehr möglich.
Es könnte die erste titellose Saison seit zwölf Jahren für die erfolgsverwöhnten Münchner werden. Die Kritik an Tuchel ist deshalb groß. Auch Sky-Experte und Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus sieht den Trainer wegen der aktuellen Ergebnisse kritisch. Besonders aber, weil Tuchel "seine Spieler in den letzten Monaten nicht immer motiviert, sondern teilweise in Frage gestellt" habe. "Das ist das Schlimmste", schloss Matthäus im Fußball-Talk "Sky 90".
Demnach seien besonders die eigentlichen Führungsspieler kritisiert worden. Matthäus ist aber der klaren Meinung: "Du brauchst diese Spieler wie Thomas Müller, wie Joshua Kimmich, wie Leon Goretzka oder Matthijs de Ligt."
All diese Profis wurden von Tuchel im Laufe der Saison kritisiert oder infrage gestellt. Der Trainer hatte zu Saisonbeginn Kimmich abgesprochen, richtiger Sechser zu sein. Leon Goretzka musste sich zwischenzeitlich mit der Bank begnügen, die für Thomas Müller mittlerweile fast Alltag ist.
Matthäus fügt an: "Wenn ein Spieler mal auf der Bank sitzt, dann muss er das fressen. Aber ich glaube, das ist kaum zu kitten, zumindest nicht 100-prozentig." Die DFB-Legende glaubt demnach nicht, dass das Verhältnis zwischen Spielern und Trainern noch zu retten ist.
Neben der Kritik an Tuchel moniert Matthäus aber auch die Transfer-Politik der Münchner. Die habe vor der Saison "nicht funktioniert". Besonders ins Auge könnte da die Situation in der Defensive springen, wo die Bayern nun in der Winterpause mit Sacha Boey und Eric Dier nachgerüstet hatten. Zuvor hatte Tuchel schon am Ende des Sommer-Transferfensters kritisiert, dass der Kader "zu dünn" besetzt sei.