Vier Pleiten in sechs Ligaspielen. Die Bilanz von BVB-Trainer Niko Kovač in der Bundesliga liest sich alles andere als gut. Der 53-Jährige konnte die Misserfolge in der Liga in den ersten eineinhalb Monaten allerdings durch das Erreichen des Champions-League-Viertelfinals übertünchen.
Dennoch herrscht gerade nach dem Topspiel am Samstag gegen Leipzig (0:2) Katerstimmung in Dortmund. In der Bundesliga belegt der BVB den elften Rang, hat mittlerweile zehn Punkte Rückstand auf die Champions-League-Plätze. "Das ist eine Katastrophe", kommentierte Kovač seine Anfangszeit in Dortmund, "das ist nicht der Anspruch an mich selbst". Der Trainereffekt ist bislang ausgeblieben.
Das große Problem von Kovač: die ausbleibende Konstanz. Auch er hat es nicht geschafft, die zahlreichen hochveranlagten Spieler dahinzuführen, dass sie regelmäßig gute Leistungen abrufen. Stattdessen verlaufen die Partien auch unter ihm sinuskurvenförmig. Mal gut, mal grottenschlecht. Mal sogar innerhalb einer Partie, wie am Samstag gegen Leipzig.
Die Spieler selbst haken den Traum vom Platz in der Königsklasse sogar schon öffentlich ab. Pascal Groß erklärte: "In unserer Situation müssen wir kleine Brötchen backen. Es sind immer weniger Spiele, deshalb wird es langsam unrealistisch." Ähnlich sah es auch Innenverteidiger Nico Schlotterbeck: "Haken dran machen ist schwer, aber es ist fast unmöglich."
Damit hätte Kovač sein wichtigstes Ziel bereits verfehlt. In der Pressemitteilung zur Verpflichtung des Deutsch-Kroaten schrieb der BVB noch, dass Kovač mit seinem Trainerteam die Borussia "zurück in Richtung der Champions-League-Ränge führen" solle. Bei Amtsantritt betrug der Rückstand noch vier Zähler, jetzt ist er mehr als verdoppelt.
Obwohl die reinen Fakten gegen Kovač sprechen, hat er einen prominenten Fürsprecher: Lothar Matthäus. Bei "Sky90 – der Fußballtalk" erklärte er: "Ich glaube, Niko Kovač bekommt das hin. Egal, was passiert in dieser Saison. Man kann nicht jede sechs Monate den Trainer wechseln, man sollte Niko die Chance geben – auch wenn es in der Bundesliga nicht so läuft, wie man es sich wünscht."
Matthäus ist der Meinung, dass Kovač eine gesamte Vorbereitung zustünde, um die Mannschaft so aufzubauen, dass sie nach seinen Vorstellungen spielt. Wie die Zukunft von Kovač aussieht, ist letztlich unklar. Zuletzt hatte die "Sport Bild" berichtet, dass der BVB zumindest die Option hat, den Trainer zu entlassen, wenn die Champions League verpasst würde. Der Klub müsse dem 53-Jährigen demnach rund zwei Drittel des Restgehalts zahlen – das sollen mehr als 2,5 Millionen Euro sein.
Zwar ist bislang noch nicht bekannt, ob die Dortmunder Klubbosse mit einer Entlassung von Kovač planen, jedoch berichten die "Ruhrnachrichten", dass innerhalb des Vereins mittlerweile nicht mal mehr mit der Conference League für die kommende Saison geplant wird. Im Bericht heißt es, dass "mit einer Saison ohne Europapokal" kalkuliert werde.
Besonders für BVB-Vorstand Lars Ricken ist die Lage tückisch. Laut "Kicker" ist die fehlende Qualität auf dem Platz auch in der Personalplanung zu finden. Würden sich die Dortmunder nun aber von Kovač trennen, wäre das ein erstes Eingeständnis Rickens, dass die Berufung ein Fehler war. Hinzu kommt, dass Ricken erst im Januar mit Sportdirektor Sebastian Kehl um zwei Jahre verlängert hatte.
Kehl war gerade in den vergangenen Jahren maßgeblich an der Transferpolitik der Dortmunder beteiligt. Seine Verlängerung ist auch ein Zeichen Rickens, dass er bislang die Arbeit von Kehl als gut befunden hat. Auf dem Platz zeigt sich das regelmäßig nur in der Champions League.