Am Samstagabend um 20.10 Uhr endete in München eine Ära. Thomas Müller verließ in der 84. Minute ein letztes Mal den Platz der Allianz-Arena, seinem Wohnzimmer. Unter lauten Sprechchören und tosendem Applaus schritt er durch das Spalier aus Mitspielern und Staff.
25 Jahre FC Bayern, 750 Spiele, 522 Torbeteiligungen, 13 Meisterschaften, sechs Pokalsiege und zwei Champions-League-Titel – Müller blickt auf eine Karriere der Superlative zurück.
Nach dem Spiel richtete sich die Klubikone mit einer Abschiedsrede an die Fans. "Ich werd's vermissen. Ich hab's geliebt, der moderne Gladiator zu sein", sagte der 35-Jährige. "Ich bin aber nicht traurig, ich freue mich darauf, was kommt, auch wenn es nur halb so schön sein kann wie das hier."
Der sonst so coole Müller war sichtlich angefasst und rang immer wieder nach den richtigen Worten. Seine Aufforderung, "keine Träne zu verdrücken", wurde von vielen Fans getrost ignoriert.
Gefühlig ging es auch schon kurz vor Anpfiff zu. Im Kabinengang fingen die Fernsehkameras eine feuchtfröhliche Unterhaltung zwischen Müller und Teamkollege Leon Goretzka ein.
"Bist du ein guter Küsser?", fragte Goretzka den Star des Abends. Müller antwortete gewohnt frech und sorgte für Gelächter: "Schwer zu sagen, aber können wir heute Abend ja mal ausprobieren."
Bis es zu etwaigen intimen Experimenten kommen konnte, musste das Team aber erstmal noch ein Fußballspiel samt Meisterfeierlichkeiten hinter sich bringen.
Im Anschluss an die Party in der Allianz-Arena ging die Müller-Gala im Münchner Restaurant "Jacob" bis tief in die Nacht weiter. Das Etablissement verließ der Münchner laut "Bild" als letzter Bayern-Star gegen drei Uhr morgens.
Bis sich die Bayern-Legende wirklich das letzte Mal das Bayerntrikot überstreift, werden noch einige Wochen vergehen. Am kommenden Samstag trifft der FCB am letzten Spieltag auf die TSG Hoffenheim. Im Juni wird Müller dann mit der Mannschaft in die USA zur Klub-Weltmeisterschaft reisen.
Bei dem Wettbewerb werden die Bayern mindestens drei Gruppenspiele absolvieren, bei einem Finaleinzug kämen weitere vier Partien dazu. Wegen der hohen Belastung der Mannschaft, ist damit zu rechnen, dass Müller viel Spielzeit bekommt.
Wie es für den 35-Jährigen nach dem Turnier weiter geht, ist bis lang offen. Bayern-Sportvorstand Max Eberl rechnet jedenfalls nicht mit einem Karriereende Müllers schon im Sommer. "Ich glaube noch nicht, dass er jetzt aufhört. Ich glaube, er wird noch spielen", sagte Eberl bei "Sky".
Müller wurde in den vergangenen Wochen immer wieder mit der MLS in Verbindung gebracht. In der nordamerikanischen Fußballliga haben schon viele Profis ihre Karriere ausklingen lassen, so etwa Müllers langjähriger Teamkollege Bastian Schweinsteiger.