Am Mittwoch ereilten den FC Bayern gleich zwei üble Nachrichten: Alphonso Davies hat sich bei der kanadischen Nationalmannschaft einen Kreuzbandriss zugezogen, wurde bereits operiert und wird mehrere Monate ausfallen. Bei Dayot Upamecano wurden zudem frei Gelenkkörper im linken Knie entdeckt, er wird mehrere Wochen fehlen.
Kurz vor dem Start in die richtig heiße Saisonphase müssen die Münchener also auf zwei absolute Leistungsträger verzichten.
Davies war als Linksverteidiger gesetzt, hat seinen Vertrag erst kürzlich bis 2030 verlängert. Upamecano hat diese Saison viele Kritiker:innen verstummen lassen, koordiniert das Geschehen aus dem Abwehrzentrum heraus.
Vincent Kompany muss in den anstehenden Bundesliga-Spielen gegen den FC St. Pauli sowie gegen den FC Augsburg also seine Defensive umbauen. Zum echten Nachteil könnte dies gerade in der Champions League werden, in der die Bayern auf Italiens Tabellenführer Inter Mailand treffen.
Dabei muss der FCB vorerst auch auf Manuel Neuer verzichten. Der Schlussmann hatte sich im Achtelfinalhinspiel gegen Bayer Leverkusen einen Muskelfaserriss in der Wade zugezogen und zuletzt einen Rückschlag erlitten.
Das schien für die Bayern auch deshalb ein Problem zu sein, weil Ersatzmann Jonas Urbig sich ebenfalls verletzt hatte. Wegen einer Blessur am Fuß sagte der Winterzugang kürzlich die U21-Länderspiele ab. Nun aber gibt es immerhin bei ihm Entwarnung.
Denn zu Wochenbeginn stand der 21-Jährige, der Neuer in den vergangenen Wochen schon in vier Spielen vertreten hat, wieder auf dem Trainingsplatz. Er absolvierte zunächst nur Teile des Mannschaftstrainings. Der "Kicker" berichtet in seiner Donnerstagsausgabe aber, dass Urbig mittlerweile wieder voll trainiert und am Wochenende spielen wird.
Offen sei, ob der junge Torhüter noch das Viertelfinalhinspiel gegen Inter Mailand bekommt. Das vorsichtige Heranführen beim 39-jährigen Neuer erscheint sinnvoll, bevor er und der FC Bayern einen erneuten Rückschlag riskieren.
Einen kleinen Dämpfer sportlicher Natur hatte indes Ersatzmann Urbig bei seinem letzten Einsatz hinnehmen müssen. Gegen Union patzte er, ermöglichte den Köpenickern damit den Ausgleichstreffer.
"Es ist ein Erfahrungswert, den er sammelt, den er sofort auch wieder umsetzen wird im nächsten Spiel, da mach ich mir gar keine Gedanken bei ihm", war Uwe Gospodarek bei Sky überzeugt, dass dieser Fehler den jungen Bayern-Torhüter nicht aus der Bahn werfen werde.
Gospodarek kennt Urbig aus gemeinsamer Zeit in Köln, war dort von 2021 bis 2024 Torwarttrainer und damit auch ein Förderer des Talents. Als Profi und Torwartausbilder war er zudem einst selbst bei den Bayern aktiv.
"Er ist so reif im Kopf – obwohl er so jung ist –, dass er genau weiß, was habe ich wirklich falsch gemacht. Er ist auch sehr wissbegierig, was das angeht", lobte der 51-Jährige die Einstellung des Youngsters.
Es sind Faktoren, die ihn für die Herausforderungen im Bayern-Tor zu wappnen scheinen. Dieses wiederum hatte Urbig offenbar schon früh als Ziel vor Augen. Gospodarek jedenfalls erinnerte sich: "Ich weiß aus persönlichen Gesprächen, dass es immer mal sein Wunsch war, beim FC Bayern zu spielen."
Ob Urbig, immerhin schon als Neunjähriger in der Jugend des 1. FC Köln unterwegs, gar in Bayern-Bettwäsche schlief, führte sein einstiger Torwarttrainer aber nicht weiter aus.
Stattdessen gab Gospodarek seinem früheren Schützling noch einen Rat mit auf den Weg. "Er muss auch lernen, locker zu werden, dass er nicht jeden Ball halten kann", sagte der 51-Jährige in Richtung Urbig. "Wenn er diese Mischung aus Lockerheit und Professionalität hat, dann läuft es von allein."