Die Zahlen lesen sich eigentlich ganz wunderbar: Am Mittwochabend hat sich der FC Bayern bei Aston Villa 2,15 xG, also zu erwartende Tore, herausgespielt, die Engländer kamen gerade einmal auf 0,76. Auch das Torschussverhältnis von 17:4 sowie der Ballbesitzanteil von 67 Prozent sprechen klar für den Bundesligisten.
Nur die entscheidende Statistik stimmt aus Sicht der Münchener eben nicht, denn bei den tatsächlich geschossenen Toren hat sich Aston Villa mit 1:0 durchgesetzt und dem FC Bayern damit die erste Niederlage der laufenden Saison zugefügt.
Ausschlaggebend dafür war, dass die Münchener ihre eigenen Gelegenheiten ungenutzt ließen. Michael Olise, Serge Gnabry und Harry Kane scheiterten allesamt am starken Villa-Schlussmann Emiliano Martínez. Auf der anderen Seite sah Manuel Neuer beim Gegentor nicht gut aus, wirklich kritisieren wollte ihn aber niemand.
"Natürlich steht er zu weit vor dem Tor", befand Michael Ballack als TV-Experte zwar am Mikrofon von Dazn, nahm den langjährigen Nationaltorhüter aber direkt aus der Schusslinie: "Das ist auch der Spielweise geschuldet, die Kompany will. Er will, dass Neuer noch höher steht, noch mehr Risiko geht. Da kann das schon mal passieren."
Auch Cheftrainer Vincent Kompany war insgesamt um eine sachliche Einordnung bemüht. "Normalerweise erzielen wir unsere Tore, in dieser Woche haben wir aber den Pfosten getroffen, die Latte – aber das ist kein Trend", hatte er auch das Unentschieden gegen Leverkusen im Hinterkopf.
In Birmingham sei es nun "eine ganz spezielle Nacht für den Gegner gewesen", größere Sorgen macht sich der Belgier deswegen aber noch nicht: "Es wurde heute nicht die Champions League entschieden."
Die Niederlage wird also nicht überhöht, ein Ärgernis ist sie aber allemal. Ähnlich hat Kompany womöglich auch einen Interviewmoment am Mikrofon von Dazn erlebt. Moderatorin Laura Wontorra wollte von ihm wissen, wie ihm João Palhinha nach dessen Einwechslung gefallen habe.
"Gut", erwiderte der Belgier und ergänzte mit Blick auf die Münchener Kaderbreite: "Wir wissen, dass das unsere Stärke ist." Wontorra aber wollte mehr zum Portugiesen hören. "Konnte er das Spiel beleben?", hakte sie nach.
Kompany ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und holte etwas aus. "Wir haben Spieler mit extremer Qualität und alle sind anders", lobte er. Leroy Sané und Kingsley Coman etwa zeichnes sich durch ihre Fähigkeiten im Eins-gegen-Eins aus.
João Palhinha wiederum "gewinnt die Zweikämpfe und kann auch mit dem Ball sauber mitspielen. So haben wir bei jedem Spieler ganz große ...", mitten im Satz wurde Kompany von der ungeduldigen Wontorra plötzlich abgegrätscht. Nach Empfinden der Dazn-Moderatorin redete der Bayern-Trainer wohl etwas zu sehr um den heißen Brei herum.
"Ich habe extra nach Palhinha gefragt. Ob er heute Stärken einbringen konnte, um das Spiel stärker zu machen", setzte sie energisch nach. Kompany schien kurz nachdenklich zu sein, händelte die Situation dann aber ohne große Aufregung: "Ja, das meine ich. Mit seiner Stärke hat er das Spiel beeinflusst, darum haben wir ihn gebracht."
Böses Blut gab es trotz dieses unangenehmen Interviewmoments am Ende aber keines, stattdessen verabschiedeten sich Wontorra und Kompany lächelnd und mit einem Handschlag.