Nuri Şahin war am Mittwochabend sichtlich bedient. Der BVB-Trainer hatte zwar gerade gesehen, wie sich seine Mannschaft gegen den FC Barcelona teuer verkauft hatte, aber doch als Verlierer vom Feld gegangen war. "Es kocht in mir. Weil wir gut gespielt haben. Jeder sagt mir, dass wir gut gespielt haben. Das bringt uns aber nichts. Wir müssen diese Spiele gewinnen", schäumte der Coach nach Schlusspfiff.
Zu allem Überfluss war Nico Schlotterbeck bei der 2:3-Niederlage in letzter Sekunde derart übel umgeknickt, dass er noch am selben Abend ins Krankenhaus abtransportiert werden musste. "Ein Schockmoment. Das wird eine schlaflose Nacht", prognostizierte Şahin am Mittwoch.
Am Donnerstag konnte Borussia Dortmund eine leichte Entwarnung geben. Der Verteidiger habe sich eine "Bandverletzung" zugezogen, weiter ins Detail ging der Verein dabei nicht. Zur Ausfallzeit machte der Bundesligist keine Angaben, schrieb lediglich: "Ob er dem BVB in diesem Jahr noch zur Verfügung steht, ist aktuell noch fraglich."
Klar scheint damit lediglich, dass Schlotterbecks Verletzung nicht so schlimm ist, wie es die ersten Bilder hatten vermuten lassen.
Diese Nachricht dürfte sicherlich auch Şahins Laune etwas gehoben haben, wenngleich er den Auftritt gegen den FC Barcelona nun rückblickend gewiss auch nicht schönreden wird. Und das sollte er laut Didi Hamann auch nicht.
In seiner Kolumne für Sky schreibt der Experte nämlich, dass der BVB "fatale Fehler gemacht" hat. Generell würden die Dortmunder "aktuell zu viele entscheidende Fehler" begehen, das habe sich auch am Mittwochabend in der Champions League gezeigt.
"Das Champions-League-Duell gegen Barcelona hätten sie nicht verlieren dürfen, gerade nach der sehr guten zweiten Halbzeit", befand Hamann. Die Katalanen hätten dem BVB viele Räume geboten, die Borussen aber haben die daraus resultierenden Möglichkeiten "nicht ausreichend genutzt".
Unter dem Strich habe Borussia Dortmund "zu viele Fehler gemacht, die du so einfach nicht machen darfst". Hamann hatte diesbezüglich vor allem eine Szene im Kopf:
Dass Schlotterbeck nun zumindest vorläufig ausfällt, "verschärft die Defensivkrise" laut Hamann. Schließlich fehlte zuletzt auch Waldemar Anton. Niklas Süle wird sogar noch deutlich länger aussetzen müssen.
So musste gegen den FC Barcelona Emre Can nach überstandenen Rückenbeschwerden im Abwehrzentrum aushelfen. Der in der Vergangenheit oft gescholtene 30-Jährige habe seine Sache dort gut gemacht. "Der Kapitän spielt das sehr ordentlich", lobte der Sky-Experte.
Gleichwohl sieht Hamann ob der aktuellen Ausfälle von Schlotterbeck, Anton und Süle aber auch eine große Gefahr rund um Can: "Das Risiko, dass ihm auch noch was passiert, kann der BVB nicht eingehen. Daher müssen sie im Transferfenster im Winter definitiv handeln."
Nach den fatalen Fehlern gegen den FC Barcelona sollten aus Dortmunder Sicht schließlich keine weiteren großen Böcke dazu kommen. Als Bundesliga-Sechster hechelt der BVB national momentan seinen Ansprüchen hinterher, aus dem DFB-Pokal ist der Traditionsklub bereits ausgeschieden.