Über weite Strecken sah es richtig gut aus, was der BVB am Mittwochabend gegen den FC Barcelona abgeliefert hat. Im heimischen Stadion hielt der Bundesligist gegen den spanischen Tabellenführer nach anfänglichen Schwierigkeiten mit, Serhou Guirassy belohnte die Bemühungen der Borussen zweimal mit dem Ausgleich.
Die Dortmunder waren in der Folge sogar drauf und dran, das Spiel komplett zu drehen. Es kam aber anders: Die Katalanen fuhren in der Schlussphase einen Konter und gingen so mit einem 3:2-Sieg vom Feld. Bei der letzten Aktion der Partie knickte Nico Schlotterbeck zudem noch derart übel um, dass er per Trage vom Feld abtransportiert werden musste.
Allzu lange verweilte der verletzte Verteidiger anschließend nicht mehr in den Stadioninnenräumen, noch vor Mitternacht ging es für ihn per Rettungswagen ins Krankenhaus weiter. Die genaue Diagnose steht noch aus, die Bilder sowie Reaktionen aller Beteiligten sprachen aber bereits für sich.
"Die Bilder sind schrecklich. Ein Schockmoment. Das wird eine schlaflose Nacht", machte etwa BVB-Trainer Nuri Şahin nach dem Spiel keinen Hehl daraus, wie sehr ihn dieser Schlussakt am Mittwochabend erschüttert hat.
Generell war der Dortmunder Übungsleiter nach diesem gebrauchten Abend mächtig angefressen. "Es kocht in mir. Weil wir gut gespielt haben. Jeder sagt mir, dass wir gut gespielt haben. Das bringt uns aber nichts. Wir müssen diese Spiele gewinnen", ärgerte sich Şahin.
In Richtung der Medienschaffenden schob er auf der Pressekonferenz deutlich nach: "Ich will nicht hören, dass wir ein gutes Spiel gemacht haben. Das tröstet mich nicht. Ich will, dass wir Gewinner werden und diese Dinger endlich ziehen. Das macht mich traurig."
Rein sportlich ist das Ergebnis für Borussia Dortmund zu verkraften. In der 36 Mannschaften umfassenden Tabelle der Champions League ist der BVB zwar auf den neunten Rang zurückgefallen, die direkte Qualifikation für das Achtelfinale ist aber weiterhin im Bereich des Möglichen. An den beiden ausstehenden Spieltagen trifft der Bundesligist noch auf Bologna und Donezk.
Schlotterbecks Verletzung wiederum könnte die Borussia wesentlich länger beschäftigen. Zumal mit Waldemar Anton und Niklas Süle zuletzt auch die anderen etatmäßigen Innenverteidiger aus dem Profikader ausgefallen sind. Gegen Barcelona musste Emre Can im Abwehrzentrum aushelfen.
Rüstet der BVB im Winter also nach? "Ich muss aufpassen, was ich sage jetzt", tat sich Şahin am Mittwochabend mit einer Antwort sichtlich schwer.
"Wir wissen noch nicht, was bei Schlotti ist. Wir wissen, dass Niklas lange ausfällt. Wir sind in der Innenverteidigung nicht auf Rosen gebettet", fasste der Trainer die Lage zusammen: "Trotzdem warten wir die Diagnose ab. Die nächsten zwei Spiele können wir noch keinen Transfer tätigen. Danach werden wir die Situation dann neu analysieren."
Druck auf seine Bosse hat der Trainer öffentlich damit also nicht ausgeübt, intern dürfte die Wortwahl indes anders ausfallen. Selbst wenn mit Anton zeitnah ein gelernter Innenverteidiger zurückkehrt, darf in der Defensive eigentlich nichts mehr passieren. Und als Bundesliga-Sechster hechelt der BVB seinen Ansprüchen aktuell ohnehin schon hinterher.