In der Bundesliga hat der FC Bayern am Wochenende seinen Vorsprung auf Verfolger Eintracht Frankfurt auf sechs Punkte ausgebaut, in der Champions League können die Münchener am Dienstagabend zudem einen großen Schritt in Richtung Achtelfinale machen.
Dafür müsste nach zuletzt fünf sieglosen Auswärtsspielen in der Königsklasse am Stück zwar mal wieder ein Erfolg auf fremdem Geläuf her, die Vorzeichen dafür stehen aber gut.
Denn es geht gegen Shakhtar Donezk, das nach fünf Spielen erst vier Punkte auf dem Konto hat und wegen des Kriegs in der Ukraine schon seit Jahren nicht in der Heimat spielen darf. Stattdessen bestreiten die Ukrainer ihre internationalen Heimspiele diese Saison in Gelsenkirchen.
Über den dort ansässigen FC Schalke 04 ist der FC Bayern in den letzten Jahren oft genug hinweggerollt. Die letzte Niederlage in Gelsenkirchen setzte es im Dezember 2010, damals stand Manuel Neuer noch bei den Königsblauen zwischen den Pfosten.
Gegen Donezk nun wird der Torhüter fehlen, ein Rippenbruch beendet für ihn das Jahr vorzeitig. 2025 dürfte er dann ins Tor zurückkehren. Offen ist aktuell allerdings, für welchen Zeitraum. Sein Vertrag endet im kommenden Sommer, um eine mögliche Vertragsverlängerung ist es zuletzt stiller geworden. Dafür wurde Kritik an Neuer lauter.
"Ich finde, Neuer bringt nach wie vor Leistung, auch wenn er jetzt zwei, drei Böcke in dieser Saison drin hatte", befindet Lothar Matthäus in seiner Kolumne für Sky. Im System von Trainer Vincent Kompany, in dem die Abwehrkette deutlich höher steht, sei das Risiko "einfach noch größer", ordnet er dabei zur Verteidigung des Torhüters ein. Generell sei die Kritik an Neuer überspitzt:
Die Bosse des FC Bayern sollten daher nun "überlegen, ob sie weiter von Neuer überzeugt sind, dann wird er sicher noch um ein Jahr verlängern können", meint Matthäus. Generell sieht der Rekordnationalspieler die Münchener aber "in einer komfortablen Situation, steht Nübel als Neuer-Ersatz doch schon parat. Mit ihm hat man meiner Meinung nach den perfekten Nachfolger".
Der DFB-Keeper ist bis 2026 an den VfB Stuttgart verliehen, der FC Bayern besitzt übereinstimmenden Medienberichten zufolge aber die Option, Nübel schon 2025 zurückzuholen. Ob die Bayern diese Klausel ziehen müssen, wird sich spätestens im Laufe der Rückrunde klären.
Schon früher könnte es laut Matthäus hingegen auf den offensiven Flügelpositionen Handlungsbedarf geben. Dort sieht der Sky-Experte mit Michael Olise derzeit nur einen Spieler auf Weltklasse-Niveau. "Kingsley Coman, Serge Gnabry und Leroy Sané sind im Vergleich nicht so überragend und lassen zu viele Chancen liegen. Bayern braucht dort junges, frisches Blut", fordert Matthäus.
Dabei hat er auch schon einen ganz konkreten Spender im Blick: den BVB. "Es sind viele interessante, schnelle Außenspieler auf dem Markt, auch in der Bundesliga könnte man sich mal bei einem Jamie Gittens von Borussia Dortmund umschauen."
Zur Erinnerung: Eben jener Gittens hatte den BVB beim Bundesliga-Duell mit den Bayern kürzlich in Führung gebracht, mit seinem Treffer aus spitzem Winkel aber auch Diskussionen um Neuer befeuert. Die Zahlen des englischen Youngsters können sich in jedem Fall sehen lassen, steht er nach 20 Saisonspielen doch schon bei neun Toren und vier Vorlagen.
Es sind Statistiken, von denen Mathys Tel aktuell nur träumen kann. Bayerns Shootingstar der Vorsaison spielt unter Kompany kaum eine Rolle, Gerüchte um eine mögliche Winterleihe machten daher bereits die Runde. Ein Modell, das auch Matthäus gefällt.
"Ich würde ihn an den VfB Stuttgart ausleihen, wo er auch international spielen kann. Das wäre für mich der perfekte Verein, zumal man mit Nübel gute Erfahrungen gemacht hat", hofft er auf eine Tel-Leihe ins Schwabenland.
Zwischen beiden Vereinen stimme die Chemie. "Es wird respektvoll miteinander umgegangen, allein schon, weil der Name Hoeneß auf beiden Seiten steht." Und falls die Bayern Nübel doch schon im kommenden Sommer brauchen, könnten sie so zugleich den Stuttgarter Schmerz über den vorzeitigen Abgang des Torhüters lindern.