Kevin Prince Boateng feiert 2018 den überraschenden Pokalerfolg der SG Eintracht Frankfurt mit verbotener Pyrotechnik.Bild: imago sportfotodienst
DFB-Pokal
Überraschung! 6 Gründe, warum wir den DFB-Pokal so lieben
18.08.2018, 07:4618.08.2018, 11:28
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Am Wochenende gibt’s die erste Runde im DFB-Pokal. Und bereits jetzt erste Überraschung. Wehen Wiesbaden schaltete mit einem 3:2 in der Verlängerung Zweitliga-Spitzenreiter St. Pauli aus. Der Pokal bietet die
einmalige Chance für unterlegene Teams einmal einen Großen zu schlagen.
Deshalb ist der Pokal schöner als die Liga.
6 Überraschungen (zu denen am Wochenende bestimmt noch ein
paar hinzukommen)
1984, 1. Runde: SC Geislingen – Hamburger SV 2:0
Der damalige Bundesligist aus Hamburg kam mit
Nationalspielern wie Manfred Kaltz und Felix Magath in die schwäbische Provinz.
Nutzte aber nix – der Hamburger SV schied aus und Magath schimpfte:
"Die eigentliche Katastrophe ist, dass wir überhaupt keine Siegchance hatten."
Felix Magath, HSV-Legende
Noch eine Erfindung aus Schwaben: die Raumdeckung (und Ralf Rangnick)
Bild: imago sportfotodienst
Geislingen machte sich dennoch
einen Namen. Trainer Helmut Groß wirkte hier und der hatte später einen gelehrigen
Schüler: Ralf Rangnick. Der heutige Trainer von RB Leipzig führte in der
Provinz die Raumdeckung ein.
Merke: Manche Eroberungen
setzen vom Rand her ein.
Die Sensation liegt nicht im Ergebnis. (Abgesehen davon, dass Leverkusen mal einen Titel gewinnt). Denn hier handelt es sich um ein Finale. Die Amateure von Hertha BSC zogen nämlich 1993 bis ins Finale ein – erst dort war Schluss.
Misst sich später mit den ganz Großen: Carsten Ramelow
Herthas Amateur-Team um Carsten Ramelow, Andreas Schmidt und Keeper Christian Fiedler bildete später den Kern der Hertha-Elf, die in die Bundesliga aufstieg. Mit an Bord war später auch ein gewisser Niko Kovac, heute Coach des FC Bayern München. Der Pokal schult fürs Leben.
1994, 1. Runde 1994: TSV Vestenbergsgreuth - FC Bayern München 1:0
Ach, ja Franken. Ist für echte
Bayern ohnehin nur niedere Provinz. Live im Fernsehen konnte der Zuschauer damals
verfolgen, wie der FC Bayern bei Vestenbergsgreuth untergeht. Der Klub geht
später auf in der Spielvereinigung Greuther Fürth, die heute in der 2. Liga
kickt.
Auch andere machen Karriere: Besonders
ein Innenverteidiger der Amateure aus Franken fällt auf, wegen seiner wallenden
Haare und seiner leicht ungestümen Bewegungen – kein Wunder, Harry Koch kam vom
Rhönradturnen. Und machte danach in der Bundesliga beim 1. FC Kaiserslautern
Karriere.
Zwei Franken: Harry und Robin Koch
Sein Sohn Robin Koch kickt mittlerweile beim SC Freiburg in Liga 1.
Manche Karrieren beginnen eben
in der Provinz.
1996, Finale: 1. FC Kaiserslautern – Karlsruher SC 1:0
Kaiserslautern war ein krasser
Außenseiter, der Klub war eine Woche zuvor tränenreich aus der 1.
Herren-Bundesliga abgestiegen. Im Finale hielt sich Lautern tapfer und siegte
durch einen Freistoß von Martin Wagner. Das Team blieb nach dem Erfolg
zusammen, rockte die 2. Liga und wurde 1998 als erster (und einziger)
Aufsteiger Deutscher Meister.
Pokalerfolg und Meisterspieler Martin Wagner (M.)
Lang, lang ist’s her.
Aber Erfolg schweißt zusammen.
2012, 1. Runde: Berliner AK – TSG Hoffenheim 4:0
Tim Wiese setzt auf Muskelmasse
Im Poststadion hinter dem
Berliner Hauptbahnhof war noch viel Platz, aber die wenigen Zuschauer, die
gekommen waren, hatten ihre Freude. Der Bundesligist verlor gegen den
Amateurklub. Es war für Hoffenheim der Auftakt in eine Horrorsaison. Erst
musste Trainer Markus Babbel gehen, später wurde auch Keeper Tim Wiese
verbannt. Wiese ist heute Wrestler, Hoffenheim rettete sich in die Relegation
und hielt gegen Kaiserslautern die 1. Liga.
2018, Finale: SG Eintracht Frankfurt – Bayern München 2:0
Die Bayern waren Favorit und
hinterher so enttäuscht, dass Stürmer Sandro Wagner seine Silbermedaille in die
Zuschauerränge warf. Für Rekord-Pokalsieger Bayern München war es nur eine
kleine Enttäuschung, für die Eintracht aber der perfekte Abend.
So sehen Sieger aus
Die Party hielt
auch am nächsten Tag an. Mit Folgen: Weil Mittelfeldstar Kevin Prince Boateng
mal kurz mit Bengalos wedelte, droht eine Strafe wegen Verstoßes gegen das
Sprengstoffgesetz.
Egal, Pyrotechnik ist kein
Verbrechen. Und so ein Titel bleibt fürs Leben.
Esther Sedlaczek kassiert Retourkutsche von Bastian Schweinsteiger
Der Mittwochabend bot Fußballfans ein wahres Spektakel: Im Rahmen des DFB-Pokal-Viertelfinales hatte Titelverteidiger Bayer Leverkusen den 1. FC Köln zu Gast. Ein Duell zwischen Erstligist und Zweitligist. Auf dem Papier war das eine klare Angelegenheit, auf dem Rasen aber entwickelte sich das Spiel zu einem Nervenkrimi.