Zwar lässt das Sommerwetter in Deutschland aktuell vielerorts noch auf sich warten. Für die meisten Fußballfans schmälert das jedoch nicht das innige Bedürfnis, das allererste Spiel der Heim-EM 2024 mit literweise Flüssigbrot im Biergarten um die Ecke zu feiern und sich ins allerschönste Trikot zu werfen.
Da der Anpfiff für das erste Spiel des Turniers am Freitag allerdings erst um 21 Uhr ist, scheint auch ein Pullover über dem patriotisch anmutenden Outfit durchaus ratsam. Lange Kleidung ist aber offenbar auch daher angemessen, dass vor vielen EM-Leinwänden erhebliche Zeckengefahr besteht.
Bereits seit Jahren warnen Expert:innen vor einer wachsenden Gefahr durch Zecken, vor allem in Ost- und Süddeutschland. Unter dem Namen "Deutschland macht den Zecken-Check" hat das Pharmaunternehmen Pfizer kurz vor EM-Start daher den großen Test gemacht, ob auch die Orte bedroht sind, an denen in den kommenden Wochen ein potenzielles Sommermärchen 2.0 erlebt werden kann.
Insgesamt wurden bundesweit 16 Orte untersucht, an denen Fans diesen Sommer die EM verfolgen können. Darunter fielen neben dem klassischen Biergarten auch kleine Sportanlagen und Stadtparks, in denen in diesem Sommer Leinwände aufgestellt werden.
"Auch wenn nicht an allen Orten Zecken gefunden wurden, sollte man sich nicht in falscher Sicherheit wiegen: Die Parasiten können grundsätzlich überall vorkommen, wo es grün ist", erklärt Biologieprofessor Dr. Jochen Süss in einer Mitteilung zu der Erhebung. Auch unabhängig von der Fußball-EM dürfe die von Zecken ausgehenden Gefahr für den Menschen nicht unterschätzt werden.
Tatsächlich wurden bereits zwischen April und Mai im Rahmen der Untersuchung vielerorts zahlreiche Zecken gefunden. Bei der sogenannten Flaggmethode wurde eine Fahne mehrfach über den Untergrund vor Ort gezogen und anschließend auf festgesetzte Zecken kontrolliert.
Auf den untersuchten 200 Quadratmetern erkannte man im Raum Dresden mit 46 Zecken die größte Gefahr für Fußballfans und alle, die den Sommer gerne im Freien genießen. Auch Magdeburg und Frankfurt (Oder) sind demnach als Risikostädte zu betrachten, hier fanden die Expert:innen auf der Untersuchungsfläche jeweils 23 und 16 Zecken.
Keine direkte Gefahr wurde bei dem Test von Pfizer indes in Erfurt, Hamburg, Köln, Leipzig, München und Stuttgart festgestellt, auf der dortigen Flagge fand sich keine einzige Zecke. Auch Berlin und Mainz sind demnach vergleichsweise schwach von Zecken betroffen.
Die Methode mit den Flaggen zeigt allerdings, wie einfach Zecken auch im Alltag mit nach Hause genommen werden. Häufig krallen sich die Insekten zunächst an der Kleidung oder an Taschen fest und springen erst zu Hause auf die Haut über.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) rät entsprechend, nach dem Aufenthalt im Freien stets alle Textilien abzusuchen und im besten Fall direkt zu duschen, da die Zecken so mitunter abgewaschen werden können.
Hat sich eine Zecke allerdings erstmal an einem Wirt festgesaugt, gilt sie als Überträger von gefährlichen Krankheiten. Neben der Infektionskrankheit Borreliose warnen Expert:innen vor allem vor der sogenannten Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), die direkt nach dem Einstich der Zecke auf den Menschen übergeht.
Zwar wurde an den deutschen Fußballstätten nicht die Infektion der Zecken untersucht, ein Risiko besteht laut der Erhebung aber durchaus. "Wer sich viel draußen aufhält, sollte sich zur FSME-Impfung beraten lassen – unabhängig davon, ob man Fußballfan ist oder nicht", betont auch Jochen Süss.