"Wenn die Schiedsrichter sagen, es ist kein Handspiel, dann respektiere ich das als Spieler natürlich", sagte Mark Cucurella und lachte. Der Besitzer der meistdiskutierten Hand Deutschlands wollte sich einfach nicht auf die Debatte um einen möglichen Elfmeter einlassen.
Im Schnelldurchlauf: Jamal Musiala gab in der 106. Minute der Viertelfinalpartie zwischen Spanien und Deutschland einen Schuss ab, der voraussichtlich auf das Tor von Unai Simón gegangen wäre. Sein eigentliches Ziel erreichte der Ball aber nicht, weil er zuvor von Cucurellas Arm geblockt wurde. Schiedsrichter Anthony Taylor entschied sich, ohne sich die Situation noch einmal angeschaut zu haben, gegen einen Elfmeter.
Das sorgte in der deutschen Medienlandschaft für reichlich Diskussionen, es wurde sogar eine Petition ins Leben gerufen, die zum Ziel hatte, das Viertelfinale aufgrund der vermeintlichen Fehlentscheidung zu wiederholen. Aus Regelsicht war der ausgebliebene Pfiff Taylors letztlich aber vertretbar.
Das sieht auch Stefan Effenberg so, der in seiner Kolumne für "Sport1" allerdings auf ein anderes Problem aufmerksam machte. "Taylor hätte sich hinterher hinstellen und die Situation erklären müssen", schreibt der frühere deutsche Nationalspieler. "Das hatte ich von ihm erwartet, auch für die Zuschauer, um eben direkt den Druck rauszunehmen."
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Effenberg geht sogar noch weiter und meint, dass eigentlich Roberto Rosetti, der Vorsitzende der Uefa-Schiedsrichterkommission, die Situation hätte einordnen müssen. "Dadurch würdest du den Schiedsrichter schützen, ihn auch menschlicher und sympathischer machen. Das wäre für den Fußball so wertvoll."
Weil das aber nicht gemacht wurde, schreibt Effenberg, wurde den Schiedsrichtern kein Gefallen getan. "Das war deshalb fatal für alle, für die Schiedsrichter weltweit. So lässt man sie im Regen stehen."
Im Allgemeinen, meint Effenberg, sei die Situation aber "wirklich verwirrend. Selbst die Bundesliga-Schiedsrichter haben Schwierigkeiten, das zu bewerten. Die wissen auch nicht wirklich, was sie sagen sollen".
Es sei "ganz wichtig", nun die Regeln zu verändern. "Wir müssen sie vereinfachen, im Sinne des Fußballs. Ich finde auch: Wir müssen in erster Linie berücksichtigen, was eine natürliche oder unnatürliche Handbewegung ist", schreibt Effenberg.
"Für mich bleibt es dann auch beim Ermessensspielraum des Schiedsrichters – was wir ja eigentlich wollen, nämlich ihm mehr Macht zu geben, um gewisse Dinge zu entscheiden."