Die Eintracht kann auch anders. Nach einer Niederlagenserie von drei Spielen in der Bundesliga haben die Frankfurter sich im Achtelfinale der Europa League fulminant mit 4:1 gegen Ajax Amsterdam durchgesetzt. Die Adler überzeugten auf ganzer Linie und zeigten die beste Leistung des Jahres.
Dabei hatte der Tag in Frankfurt mit einer Hiobsbotschaft begonnen. Am Mittag war bekannt geworden, dass Torhüter Kevin Trapp wegen einer Blessur am Schienbein nicht zwischen den Pfosten stehen würde. Die Aufgabe übernahm der 21-jährige Kaua Santos, der Trapp bereits im Herbst vertreten hatte.
Diese Nachricht dürfte auf den Rängen im Frankfurter Waldstadion schon weitgehend bekannt gewesen sein, als die Startaufstellungen der beiden Mannschaften verlesen wurden. Für Diskussionen sorgte dagegen eine Personalie auf der Bank.
Denn neben dem Umstand, dass Ajax das Weiterkommen schon vor dem Anpfiff ein Stück weit abgehakt zu haben schien und eine B-Elf aufbot, wunderte sich so mancher Frankfurt-Fan über die Wahl der Ersatzkeeper.
Statt der Nummer Eins der zweiten Mannschaft, Nils Ramming, nahm sein Stellvertreter Yurij Obert auf der Bank Platz. Der 19-Jährige feierte damit sein Kaderdebüt bei den Profis. Als dritter Torhüter stand U-19-Keeper Amil Siljevic im Kader.
Ramming hütete in der Regionalliga Süddwest in dieser Saison 19-mal das Tor, Konkurrent Obert brachte es dagegen nur auf vier Einsätze. Damit wäre Ramming auch nach Meinung vieler Fans die logische Nummer Zwei hinter Trapp-Ersatz Santos gewesen.
Warum Obert dennoch den Vorzug erhielt, ist nicht bekannt. An einer Spielberechtigung in der Europa League mangelt es Ramming jedenfalls nicht. Die Frankfurter haben den Schweden bei der UEFA auf der B-Liste gemeldet, die im Gegensatz zur A-Liste laufend aktualisiert werden kann.
Und tatsächlich stand Ramming an den ersten Spieltagen der Ligaphase bereits viermal im Kader. Bei den Partien im Herbst gegen Viktoria Pilsen (3:3) und Beşiktaş Istanbul (1:3) hatte die Eintracht ebenfalls auf Stammkeeper Trapp verzichten müssen. Gegen Riga (1:0) und Slavia Prag (1:0) stand der Kapitän wieder im Tor, Ramming durfte dennoch als Nummer Drei auf die Bank.
Eine mögliche Erklärung für Rammings Abwesenheit im Achtelfinale liefert ein Blick in den Spielplan der Regionalliga Südwest. Dort trifft Frankfurts Zweite am Samstag auf den FC Gießen. Die beiden Teams sind punktgleich in der Abstiegszone, ein Sieg für die Eintracht wäre enorm wichtig – und dementsprechend auch ein ausgeruhter Torhüter. Ob das aber wirklich der Grund ist, bleibt offen.
Trapps Ausfall hatte sich in den letzten Wochen bereits angebahnt, wie Trainer Dino Toppmöller nach dem Spiel erklärte. "Kevin hat in den letzten Wochen auf die Zähne gebissen. Er hat einen unglaublichen Ehrgeiz. Er wollte auch gegen Ajax unbedingt spielen. Doch die Schmerzen wurden schlimmer", sagte Toppmöller. Daraufhin habe er die Entscheidung getroffen, dieses Risiko nicht einzugehen.
Wie lange der 34-Jährige ausfällt, ist offen. Der Coach bestätigte lediglich, dass die Eintracht auch bei der Bundesligapartie am Sonntag gegen den VfL Bochum auf Trapp verzichten muss. Dann dürfte der Eintracht-Anhang einmal mehr die Ersatzbank in den Blick nehmen.