Für den FC Bayern München waren es bislang wohl die wichtigsten Tage des Jahres. In der Champions League besiegte der Rekordmeister im Achtelfinale Leverkusen nach dem Hin- und Rückspiel insgesamt mit 5:0 und untermauerte dadurch, dass die Münchner wieder die Nummer 1 im deutschen Fußball sind.
Sportvorstand Max Eberl wurde konkret und verkündete noch in den Stadion-Katakomben am Dienstag vollmundig: "Wir sind wieder da. Wenn es einen Fluch gab, dann ist er jetzt vorbei!" Die große Erleichterung der Münchner zeigt aber auch, wie ernst sie die Leverkusener genommen haben und welcher Ballast nach dem Weiterkommen abgefallen sein muss.
Der Triumph über Leverkusen wurde zwei Tage später noch einmal von der Verlängerung von Joshua Kimmich überstrahlt. Der 30-Jährige hatte bereits nach der Champions League durch die Blume angekündigt, dass die Verlängerung nur noch Formsache sei. Im Fußball gilt aber selbst so eine Ankündigung erst als gesichert, wenn die offizielle Verkündung stattfand und der Vertrag unterschrieben ist.
Bis 2029 soll Kimmich dem deutschen Rekordmeister erhalten bleiben. Der DFB-Star untermauert damit auch den Anspruch, das Mittelfeld der Münchner weiterhin zu prägen und dort den Ton anzugeben. Und genau das könnte nun Probleme für die anderen Mittelfeld-Spieler geben.
Aktuell stehen mit Leon Goretzka, Aleksandar Pavlović und João Palhinha drei weitere Spieler für die Zentrale im Bayern-Kader. Konrad Laimer fühlt sich auf dieser Position auch wohl, hat sich aber auf der rechten Abwehrseite unter Vincent Kompany festgespielt. Im Sommer kommt noch Tom Bischof dazu. Bedeutet: Kompany hat fünf Profis von denen in seinem System nur zwei gleichzeitig auf dem Platz stehen können.
Planen Sportvorstand Max Eberl und Sportdirektor Christoph Freund eine Doppelbesetzung der Positionen, wäre noch immer ein Spieler zu viel im Kader der Münchner.
Michael Reschke, der frühere Technische Direktor des FC Bayern, und Fredi Bobic, ehemaliger Frankfurt-Manager, sind sich daher einig, dass besonders João Palhinha zittern muss. Der Portugiese kam erst im vergangenen Sommer aus Fulham für 51 Millionen Euro.
"Es zeigt sich, dass es noch nicht hundertprozentig passt. Wenn du als Bayern München 50 Millionen Euro an Transfervolumen ausgibst, dann gibst du das Geld aus mit der klaren Zielsetzung, dass er in der Startelf spielt, und das ist im Moment noch nicht der Fall", urteilt Reschke hart bei "Sky".
Der 67-Jährige ist sich sicher: "Wenn die Münchner für João Palhinha ein Angebot in Höhe von etwa 50 Millionen Euro bekommen würden, dann würden sie mit Leon Goretzka verlängern und wären zufrieden mit der Lösung."
Auch Bobic ist bei "Sky" für einen Verkauf des Portugiesen, glaubt aber nicht daran, dass die Bayern 50 Millionen kassieren würden: "Wenn du für João Palhinha einen Abnehmer bekommst, der dir wahrscheinlich nicht mehr 50 Millionen Euro, aber 25 oder 30 Millionen Euro zahlt, dann musst du ihn eigentlich verkaufen und sparst dir das Gehalt ein."
Das würde auch Eberl helfen, der vom Aufsichtsrat den Auftrag bekommen hat, das Gehaltsbudget zu kürzen. Durch die letzten Verlängerungen von Manuel Neuer (bis 2026), Alphonso Davies (2030), Jamal Musiala (2030) und eben Kimmich sind diese Kosten nicht gesunken.
Dass es am Ende auf Palhinha als Verkaufskandidat der zentralen Mittelfeldspieler herausläuft, schätzt auch Sport1-Chefreporter Stefan Kumberger. Im Podcast "Die Bayern-Woche" argumentiert er gegen Pahlinha: "Wenn man nach dem Ausschlussverfahren vorgeht, könnte er hinten runterfallen."
Und weiter: "Kimmich ist gesetzt, Aleksandar Pavlović ist die Zukunft, man hat Tom Bischof geholt, Konrad Laimer hat sich als Rechtsverteidiger etabliert und auf Leon Goretzka setzt der Trainer mittlerweile."