Fußball-Fans regen sich seit Jahren immer wieder über die Zerstückelung der Übertragungsrechte auf. Gab es früher mit Sky beziehungsweise Premiere nur einen Sender, der die Rechte für die Bundesliga, Champions League und Pokal hatte, kamen mit Dazn und mittlerweile auch Magenta-TV, Amazon Video und RTL noch weitere Rechteinhaber dazu.
Die Europa League und Europa Conference League laufen derweil bei "TV Now". Der gleichzeitig auch als "RTL Plus" vermarktete Streaming-Dienst legte seinen Fokus lange auf hauseigene Reality-TV-Formate, hegt aber hohe Ambitionen und will mit dem Fußball-Programm neue Zielgruppen erschließen.
Zum Rückrunden-Auftakt in der Europa League gabs daher eine Rabatt-Aktion, um auch die letzten Leverkusen-, Freiburg- und Union-Fans für "RTL Plus" zu gewinnen. Das klappte offenbar so gut, dass der Streaming-Dienst unter der hohen Einschaltquote beim Spiel zwischen Ajax Amsterdam gegen Union Berlin zusammenbrach.
"Zehn Euro, für alle deutschen Europa-League-Spiele bis zum Saisonende", lautete das verlockende Angebot, bei dem die Fans natürlich auch Pech haben könnten, wenn die Teams zeitnah aus dem Wettbewerb ausscheiden.
Offenbar haben viele Fans gleich zugeschlagen, um das Topspiel zwischen Ajax und Union nicht zu verpassen. Doch die RTL-Server waren mit dem Ansturm überfordert, letztendlich konnte sich der Großteil der Fans überhaupt nicht einloggen. Bei "netzwelt.de" wurden zu Beginn des Spiels über 36.000 Fehlermeldungen für die App registriert.
Auf Twitter ließen die Nutzer ihrer Wut freien Lauf. "Unfassbar. Habe nur euer Abo gekauft, um Fußball zu schauen und dann geht's nicht", beschwert sich ein Neukunde. Ein anderer postet die unzureichende Fehlerbotschaft der RTL-App: "Ups, hier ist etwas unerwartetes passiert."
"RTL Plus wird zu RTL Minus", scherzt ein anderer User. "Wer heute keine Uefa Europa League gucken möchte, dem emfpehle ich RTL Plus", lautet seine Kundenbewertung.
Bis zur Halbzeit-Pause lief der Stream dann aber wieder. Die Zuschauer wurden für ihre Geduld mit einer von Taktik geprägten Partie belohnt, in der Union dem Sieg wohl näher war als der Gegner und letztlich 0:0 spielte.
Durch das Unentschieden im Hinspiel hat Union die schwierige Europapokal-Aufgabe gegen Ajax auf nur noch eine Partie reduziert – und zwar im Stadion an der Alten Försterei (23.2., 21 Uhr). Morten Thorsby, dessen sehenswerter Treffer in der 65. Minute wegen Handspiels einkassiert wurde, stimmt das Ergebnis daher trotzdem zuversichtlich. "Zuhause sind wir stärker", verrät er selbstbewusst.
Die Partie am kommenden Donnerstag dürfte also extra-spannend werden, und wird dann bei RTL im TV zu sehen sein. RTL hat sich die Rechte bis einschließlich nächster Saison gesichert. Wer weiß, wo danach Europapokal-Fußball läuft. Vielleicht weiterhin auf "TV Now", vielleicht auch auf "Disney Plus".