Thomas Tuchel muss den FC Bayern im Sommer verlassen. Bild: imago images / AFLOSPORT
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Der FC Bayern und seine Trainer. Zuletzt war das alles andere als eine Erfolgsgeschichte. Julian Nagelsmann musste vorzeitig gehen, weil er in den Augen der Ex-Bosse um Oliver Kahn und Hasan Salihamidžić nicht mehr gut genug war. Hansi Flick lag mit Salihamidžić im Clinch, als er München verließ und auch Niko Kovač oder Carlo Ancelotti waren schlichtweg zu erfolglos für die hohen Ansprüche des deutschen Rekordmeisters.
Seit Mittwoch haben die FC Bayern einen zukünftigen Ex-Trainer mehr. Im Sommer trennen sich die Wege mit Thomas Tuchel, dem aktuellen Coach. Drei Niederlagen in Folge gegen Bayer Leverkusen (0:3), Lazio Rom (0:1) und den VfL Bochum (2:3) waren zu viel. Der erhoffte Glücksgriff mit Tuchel blieb aus, stattdessen könnten die Münchner erstmals seit 2012 nicht Deutscher Meister werden.
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Der Mindestanspruch der Münchner wäre somit nicht erfüllt. Für Felix Magath, der selbst beim FC Bayern zwischen 2004 und Anfang 2007 als Trainer arbeitete, kam die Entscheidung der Münchner Vereinsverantwortlichen nicht überraschend. Gegenüber watson ordnete er ein: "Die Entwicklung, die das Engagement die ganze Zeit genommen hatte, war zu schlecht."
Felix Magath trainierte in seiner Karriere viele Vereine, unter anderem den FC Bayern, Schalke 04 und den VfL Wolfsburg.Bild: Imago Images / Jan Huebner
Der heute 70-Jährige spricht auch eine Entwicklung an, die selbst Tuchel aufgefallen ist: "Die Auftritte der Bayern waren vor ihm schon schlecht, aber es ist durch ihn nicht viel besser geworden. Es war deshalb die logische Konsequenz." Tuchel selbst hatte auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Leipzig (Samstag, 18.30 Uhr) eingeräumt, dass "die Entwicklungs-Schritte nicht konstant erkennbar" seien.
"Mich wundert, dass die Bayern es so gelöst haben, dass Tuchel bis zum Saisonende bleiben kann."
Felix Magath
Magath ist allerdings irritiert darüber, dass die Bayern nicht sofort einen neuen oder zumindest einen Interimstrainer für den Rest der Saison benannt haben.
"Mich wundert, dass die Bayern es so gelöst haben, dass Tuchel bis zum Saisonende bleiben kann", erklärte der ehemalige Nationalspieler gegenüber watson und fügt an: "Wenn er das Verhältnis zu den Spielern verbessert, kann er die Situation gut lösen. Wenn aber im Grunde die Zusammenarbeit zwischen ihm und den Spielern ein Jahr nicht gut war, ist es sehr schwierig, das in den verbleibenden Monaten hinzubekommen." Laut ihm sei es zwar möglich, aber eben nicht einfach.
Zudem sind für Magath einige öffentliche Auftritte von Tuchel und dessen Umgang mit Kritik verwundernd. "Wenn jemand wie der Trainer so empfindlich ist bei sachlicher Kritik, die sich nicht auf ihn als Person, sondern auf die taktische Einstellung seines Teams bezogen hat, dann ist schnell klar, dass es schwer wird." Immer wieder reagierte Tuchel gereizt auf Fragen der Medien, was mitunter unterhaltsam wirkt, aber eben nicht souverän.
Allerdings liegt der Misserfolg und die Trennung im Sommer für Magath nicht nur an Thomas Tuchel. Einen großen Anteil hätten auch die Spieler mit ihrer Leistung und der großen Macht, die sie mittlerweile im modernen Fußball haben – nicht nur beim FC Bayern. "Die Spieler haben eine so starke Position, dass es schwer ist für einen Trainer, ohne die Vereinsverantwortlichen als Unterstützung, die Spieler richtig zu führen."
Klar stellte er auch gegenüber watson fest: "Leider haben im modernen Fußball die Spieler oft zu viel macht." Die Vereine würden aber selbst die Schuld daran tragen. "Die Trainer wurden immer mehr für jegliches Fehlverhalten bei den Vereinen verantwortlich gemacht. Spieler und Manager sind gleichzeitig zu oft mit ihren Fehlern durchgekommen."
Als positive Beispiele hob Magath Freiburg und Union Berlin heraus: "Da funktioniert es, weil der Verein stark ist. Die anderen Klubs sind sich in der Führungsebene oft zu uneinig, sodass die Spieler davon profitieren und stark sind." Magath ist der Meinung, dass ein Klub einen Trainer stark oder schwach mache, je nachdem, wie er ihn gegenüber den Spielern positioniert. "Die Lösung wäre, dass die Vereine öfter, länger und glaubhaft dem Trainer eine starke Position geben", schloss Magath.
Ob Tuchel in den Monaten, die ihm in München noch verbleiben, diese starke Position haben wird, bleibt zu bezweifeln. Ab Sommer hat die Klub-Führung dann die Möglichkeit, dem nächsten Trainer den Rücken zu stärken.
Tim Kleindienst zählt bereits nach gut der Hälfte der Saison zu den absoluten Top-Transfers der Bundesliga. Er ist die Lebensversicherung (acht Tore, fünf Vorlagen) und Sympathieträger von Borussia Mönchengladbach.