Wer bei Red Bull Formel-1-Fahrer werden will, muss Dr. Helmut Marko überzeugen. Das gilt auch für das Schwesterteam Racing Bulls. Es ist letztendlich nämlich der mächtige Motorsportberater – im Fahrerlager ehrfürchtig nur "Der Doktor" genannt – der über die Besetzung der Cockpits bestimmt.
Helmut Marko hat das Team gemeinsam mit Red-Bull-Patron Didi Mateschitz aufgebaut und hat Fahrer wie Sebastian Vettel und Max Verstappen groß gemacht. Sein Wort hat noch immer viel Gewicht, auch bei den aktuellen Cockpit-Verhandlungen.
Von den insgesamt vier F1-Fahrern bei Red Bull und Racing Bulls sitzen nur Max Verstappen und Yuki Tsunoda fest im Sattel. Bei Red Bull wackelt Sergio Pérez, bei Racing Bulls Daniel Ricciardo. Einer der beiden wird zur kommenden Saison durch den Neuseeländer Liam Lawson ersetzt, das steht bereits fest.
Vor dem Rennwochenende in Singapur hatte Sky-Experte Ralf Schumacher ausgeplaudert, erfahren zu haben, dass Ricciardo nach dem Grand Prix abgesägt wird. Offiziell bestätigen wollten das aber weder Helmut Marko noch Peter Bayer, der Teamchef bei Racing Bulls.
Marko konnte sich dabei einen Seitenhieb gegen Ralf Schumacher nicht verkneifen.
Gegenüber dem Sender Sky sagte der Österreicher am Freitag: "Wir werden die Entscheidung nach Singapur bekanntgeben. Aber Ralf Schumacher hat sich da ja schon fast als Pressesprecher für uns deklariert. Aber dem kann ich derzeit noch nicht offiziell …". An dieser Stelle unterbrach sich Marko und wiederholte: "Nochmals: Entscheidung nach Singapur."
Danach gefragt, ob er bestätigen könne, dass Ricciardo auch noch nach dem Rennen im Team sei, sagte Marko lediglich: "Garantie gibt es in der Formel 1 nie. Da zählt meistens Performance, manchmal auch andere Sachen."
Dass Ricciardo das Ruder noch einmal rumreißen kann, ist sehr unwahrscheinlich. Zwar hält Red Bulls Teamchef Christian Horner große Stücke auf den Australier, allerdings fährt Ricciardo seiner früheren Form seit Jahren hinterher.
"Er meinte, wenn er aufs Podium fährt, schaut die Situation ganz anders aus. Da gebe ich ihm voll recht", erklärte Marko zu den Aussagen des Australiers von Donnerstag. Auch Racing-Bulls-Boss Peter Bayer sagte mit Blick auf seinen Fahrer: "Wenn er ein tolles Ergebnis bringt, natürlich spricht das für ihn."
Bei der Fahrerentscheidung für das kommende Jahr ginge es aber um das Gesamtbild, nicht um die Performance an einzelnen Wochenenden. "Grundsätzlich: Es gibt diese Deadline, es gibt die Gespräche, und danach wird festgelegt, wer, wann, wo und wie fahren soll", stellte Bayer klar.