TV-Bilder, die zeigen, wie sich Mercedes-Starpilot Lewis Hamilton nach dem Rennen in Baku sichtlich lädiert aus dem Auto hievt, gehen derzeit viral. "Das schlimmste und schmerzhafteste Rennen überhaupt" sei das gewesen, schimpfte Hamilton am Sonntag. Und wenn ein siebenfacher Weltmeister, der seit über 15 Jahren Formel 1 fährt und fast 300 Rennen auf dem Buckel hat, so etwas sagt, hat das Gewicht.
Der Grund für Hamiltons Schmerzen: Die Formel 1 hat diese Saison mit teilweise extrem hoppelnden Autos zu kämpfen. Die neue Fahrzeuggeneration entwickelt bei hohen Geschwindigkeiten so viel Anpressdruck, dass sich die Autos während der Fahrt an den Asphalt ansaugen, diesen kurz berühren und so wieder hochgedrückt werden. "Bouncing" heißt das Phänomen im Fachjargon. Bei den Fahrern, die während der Rennen stundenlang in den hoppelnden Autos eingezwängt sind, gehen die ständigen Schläge vor allem auf den Rücken und die Hüften.
"Ich brauche heute Abend jemanden, der mich massiert. Mein Rücken tut echt weh", sagte auch Alpha-Tauri-Pilot Pierre Gasly nach dem Ritt durch Baku. Und McLaren-Fahrer Daniel Ricciardo mahnte: "Wir müssen das wirklich angehen, dieses Problem, denn es ist wirklich schmerzhaft."
Anscheinend ist Lewis Hamilton aber am stärksten betroffen. "Ich kann den Schmerz überhaupt nicht erklären, den man da hat, vor allem auf der Geraden. Am Ende betet man nur noch, dass es zu Ende ist", sagte der Brite. Er habe wegen der Kopf- und Rückenschmerzen "auf die Zähne gebissen" und es nur dank des Adrenalins bis ins Ziel geschafft.
Auch im Fernsehen scheint es, als ob tatsächlich kein Auto so sehr hoppelt wie seins. Das Mercedes-Team kämpft schon seit Saisonbeginn gegen das Problem an, bekommt es aber einfach nicht in den Griff. Nach Baku sind Hamiltons Schmerzen so schlimm, dass er womöglich für das Rennen in Kanada am kommenden Wochenende ausfällt.
"Definitiv" sei eine Zwangspause für Hamilton möglich, sagte dessen Teamchef Toto Wolff am Sonntag. Die ständigen Schläge "gehen echt tief auf die Wirbelsäule und das hat Folgen". Weil es Hamilton wirklich schlecht gehe, halte Mercedes seine Ersatzfahrer bereit, so Wolff. "Damit wir sicher sind, dass unsere Autos fahren." Einspringen würden dann der Belgier Stoffel Vandoorne oder der Niederländer Nyck de Vries.
Der zweite Mercedes-Fahrer George Russell, der auch Sprecher der Fahrergewerkschaft ist, warnte bereits: "Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir einen schweren Zwischenfall sehen werden." Viele Piloten könnten ihre Autos auf unebenen Strecken nur mit Mühe auf einer geraden Linie halten. Hamilton sagte: "So oft wäre ich beinah in die Mauer gefahren."
Der 37-Jährige hat sich am Montag wieder bei seinen besorgten Fans gemeldet – und leichte Entwarnung gegeben. Sein Rücken sei zwar noch immer "wund und verletzt", jedoch sehe es nach nichts Ernstem aus. Mit Akupunktur und Physiotherapie arbeite er dafür, am Wochenende in Kanada am Start zu sein, schreibt Hamilton bei Instagram.
(nik/mit Material von dpa)