Seit April dieses Jahres zeigt sich die Formel 1 in neuem Kleid. Von einem allein gestellten Sprintrennen inklusive eigenen Qualifying erhofft man sich in der Führungsriege mehr Action auf der Strecke gleichermaßen wie auf den Rängen.
Nachdem Lewis Hamilton und George Russell beim vergangenen Grand Prix in Österreich im Sprint aber nur Rang zehn und acht erreichten und im Rennen mit Platz sieben und acht ebenfalls keinen großen Sprung machen konnten, regt sich bei Mercedes erneut Unmut über das neue Format. Motorchef Toto Wolff merkt an, dass in seinen Augen ein "Back to basic" wünschenswert wäre.
Seitdem das Sprint-Qualifying am Samstag das zweite Freie Training ersetzt, dürften zumindest die Einschaltquoten steigen. Die Ergebnisse aus diesem Rennen zählen nicht mehr nur als Qualifying, sondern bringen auch Punkte für die WM.
"Es geht an jedem Tag um etwas, und man könnte auch argumentieren, dass du wahrscheinlich eine bessere Fernsehzeit hast, denn die Leute schauen sich keine Freien Trainings an", merkt auch Toto Wolff an. Er hingegen sei noch immer ein Fan der traditionellen Formel-1-Version.
Als Nachteil der Umstrukturierung nannte er auch die zeitliche Komponente. Selbst für eingesessene Fans sei es durch die veränderten Rennen schwieriger geworden, die genauen Austragungszeiten im Kopf zu behalten.
Entsprechend zog er den negativen Vergleich zur Motorrad-Weltmeisterschaft MotoGP. "Da liest du am Samstag, der ist zu Tode betrübt, und am Sonntag liest du dann, der hat das Rennen gewonnen. Und dann fragst du dich, wie passt das zusammen?" kommentierte Wolff zynisch.
Insgesamt zeigt sich der Motorchef von Mercedes in der letzten Zeit wenig zufrieden mit der Leistung seines Teams. Zuletzt geriet er mit genervten Funk-Kommentaren in Richtung Lewis Hamilton in die Schlagzeilen. "Lewis, wir wissen, dass das Auto schlecht ist, bitte fahr es einfach!", rief er kurzerhand ins Gerät.
Schlechte Konditionen beim Auto könnte auch das neue Format laut McLaren-Fahrer Oscar Piastri auslösen. "Alle sind auf gebrauchten Reifen gefahren, und die Leute, die am Vortag ein schlechtes Qualifying hatten, hatten einen Vorteil, weil sie noch neue Sätze übrig hatten", gibt er zu Bedenken. Entsprechend brächten schlechte Leistungen den Fahrern einen Vorteil.
Generell zeigen sich aber vor allem die Fahrer der Formel 1 positiv beeindruckt von den Neuerungen. Bei den ursprünglichen Trainingsessions gehe schnell die Spannung verloren, meint auch Piastris Teamkollege Lando Norris.
Beim Großen Preis von Großbritannien am kommenden Wochenende hoffen alle Beteiligten bei Mercedes zunächst auf ein besseres Rennen ohne allzu große Probleme mit dem Wagen.