Für viele Fans und Fahrer ist die Scuderia Ferrari noch immer der schillerndste Name unter den Formel-1-Teams. Seit 1950 ist der italienische Rennstall in der F1 am Start, so lange wie kein anderer. Mit 15 Fahrer- und 16 Konstrukteurstiteln ist Ferrari zudem das erfolgreichste Team in der Geschichte der Rennserie.
In den Augen vieler Expert:innen ist die Karriere eines Rennfahrers erst dann veredelt, wenn er mit Ferrari Weltmeister geworden ist. Deshalb wird auch Lewis Hamilton immer wieder mit einem Ferrari-Wechsel in Verbindung gebracht. Eigentlich hat der Brite schon alles erreicht: Mit McLaren und Mercedes ist er insgesamt siebenmal Weltmeister geworden – nur eben noch nie mit Ferrari.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Scuderia seit 2007 keinen Titel mehr gewonnen hat. Top-Fahrer wie Fernando Alonso und Sebastian Vettel haben in den vergangenen 16 Jahren erfolglos versucht, Ferrari wieder in die Spur zu bringen.
Bei keinem anderen Team ist der Druck zu gewinnen so groß wie bei Ferrari und nirgendwo sonst ist das Umfeld so politisch und brisant wie in Maranello, wo das Team seinen Werkssitz hat. Hinzukommt, dass die besten Ingenieur:innen und fähigsten Funktionär:innen inzwischen bei den Konkurrenz-Teams Red Bull und Mercedes arbeiten.
Aktuell verdichten sich die Anzeichen, dass auch der derzeitige Hoffnungsträger bei Ferrari das Handtuch wirft.
Der italienische Autor und Journalist Leo Turrini, der in Fachkreisen hohes Ansehen genießt, schreibt in seiner Kolumne für das Portal "Quotidiano.net": "Dass Leclerc mit Mercedes spricht, ist ein offenes Geheimnis. Jeder weiß das. Von der Garage in Maranello bis zum Indischen Ozean."
Charles Leclerc, der mit dem Spanier Carlos Sainz das aktuelle Fahrergespann bildet, besitzt bei Ferrari zwar noch einen gültigen Vertrag bis Ende 2024. Aufgrund des ausbleibenden Erfolgs bei Ferrari dürfte der hoch veranlagte Monegasse aktuell seine Optionen ausloten, argumentiert Turrini.
Denn während sein gleichaltriger ehemaliger Kart-Rivale Max Verstappen bei Red Bull fleißig Titel sammelt, ist der 25-jährige Leclerc noch immer nicht Weltmeister geworden. Bei Mercedes stehen Leclercs Titelchancen besser: Das deutsche Werksteam schneidet seit Jahren konstant besser als Ferrari ab.
F1-Experte Turrini sieht in Leclerc auch die perfekte Wahl für Mercedes. "Russell ist sehr, sehr stark. Aber wenn Hamilton aufhört, werden sie in Stuttgart wohl nicht noch einen Bottas holen, der an der Seite eines Fahrers fahren soll, der noch nicht Weltmeister geworden ist", schreibt Turrini, der glaubt, dass Mercedes nach dem Abschied Hamiltons, dessen Vertrag Ende 2023 ausläuft, auf zwei Nummer-1-Piloten setzen könnte.
Die Schlagzeilen um Leclerc zeigen, dass in der Formel 1 die "Silly season", die Zeit der wilden Wechselgerüchte, langsam Fahrt aufnimmt. Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis auch ein Cockpit-Tausch zwischen Leclerc und Hamilton spekuliert wird. Denn dass sich der Brite nicht doch nochmal am Projekt Ferrari versuchen könnte, will vielen Fans einfach nicht aus dem Kopf.