Michael Schumacher und seine Frau Corinna 2012 auf einem Ball.null / imago images
Formel 1
Corinna Schumacher kann die Tränen nicht zurückhalten.
Die Erinnerung an den Schicksalstag vor fast acht Jahren, als Michael
Schumacher schwer beim Skifahren verunglückte, bewegt die Ehefrau des
Formel-1-Rekordweltmeisters tief. "Ich habe nie dem lieben Gott einen
Vorwurf gemacht, warum das jetzt passiert ist. Es war einfach richtig
Pech. Mehr Pech kann man im Leben nicht haben", sagt die 52-Jährige
mit stockender Stimme in die Kamera.
In der Netflix-Doku
"Schumacher", die ab 15. September abrufbar ist, gewährt sie erstmals
Einblicke in das Leben der Familie nach der Tragödie in den
französischen Alpen am 29. Dezember 2013.
Superstar Schumacher hatte damals bei einem Sturz trotz eines Helmes
ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten und schwebte tagelang in
Lebensgefahr. Seine Frau erinnert sich, ihr Mann habe kurz davor noch
zu ihr gesagt: "Der Schnee ist nicht optimal, wir könnten ja nach
Dubai fliegen." Dort habe er stattdessen Fallschirmspringen wollen,
eine der Leidenschaften des früheren Rennfahrers.
"Der Schnee ist nicht optimal, wir könnten ja nach Dubai fliegen."
Michael Schumacher kurz vor seinem Ski-Unfall im Dezember 2013
Es sind die letzten Minuten des fast zweistündigen Films, die
zumindest ein bisschen die Sehnsucht vieler Schumacher-Fans nach
neuen Informationen über den Motorsport-Helden stillt. "Wir leben zu
Hause zusammen, wir therapieren, wir machen alles, damit es Michael
besser geht und gut geht und dass er unseren Familienzusammenhalt
auch einfach spürt", sagt Corinna Schumacher. Teils bislang
unveröffentlichte Aufnahmen vermitteln das Bild einer harmonischen
Familienidylle vor dem Skiunfall.
Ganze Familie kommt zu Wort
"Es ist ganz klar, dass Michael mir jeden Tag fehlt, und nicht nur
mir, die Kinder, die Familie, sein Vater, alle, die um ihn herum
sind. Jeder vermisst Michael", sagt Corinna Schumacher, ehe sie
hinzufügt: "Aber Michael ist ja da, anders, aber er ist da, und das
gibt uns allen Kraft."
Auch Schumachers Kinder, Tochter Gina-Maria (24) und Sohn Mick (22),
beschreiben den weltberühmten Vater als Familienmenschen, mit dem sie
viele Momente voller Spaß erlebten. "Ein bisschen unfair" sei es,
dass ihnen solche Augenblicke nach dem Unfall des Papas nicht mehr
möglich seien, meint Sohn Mick. Er selbst hat es inzwischen als
Rennfahrer in die Formel 1 geschafft, bestreitet dort gerade seine
Debütsaison für das US-Team Haas. So viel zu bequatschen hätte er mit
dem Vater, sagt Mick. "Ich würde alles aufgeben nur für das."
"Wir sind zu keinem Zeitpunkt der Schlagzeile nachgejagt, sondern haben uns langsam herangetastet und haben gemeinsam einen Weg gefunden."
Regisseurin Vanessa Nöcker
Das Loch, das das Ski-Drama in die Familie Schumacher gerissen hat,
lässt sich in dieser Passage des Films deutlich erahnen. Wer aber
jetzt auch noch Details zum Gesundheitszustand des Sportidols
erwartet, wird enttäuscht. "Wir sind zu keinem Zeitpunkt der
Schlagzeile nachgejagt, sondern haben uns langsam herangetastet und
haben gemeinsam einen Weg gefunden. Das hätte sonst auch nicht
funktioniert. Letztlich hatten wir am Ende selbst einen
Beschützerinstinkt", sagt Vanessa Nöcker, die gemeinsam mit
Hanns-Bruno Kammertöns und Michael Wech Regie geführt hat.
Film auch als Geschenk für Schumi
Die Familie habe Michael Schumacher mit dem Film ein Geschenk machen
wollen, sagt seine langjährige Beraterin Sabine Kehm. "Sie hat den
Film einmal gesehen und mag ihn sehr und steht total dahinter - auch
in den schwierigen Passagen", versichert die Managerin, die heute
auch die Motorsport-Karriere von Mick Schumacher begleitet.
Von den Anfängen im Kart, dem Aufstieg aus bescheidenen Verhältnissen
zur Formel-1-Ikone, aber auch den dunklen Momenten eines
überehrgeizigen Michael Schumacher erzählt die Dokumentation mit
Bildern, die knallharte Fans meist schon kennen, aber wohl auch immer
wieder gern sehen. Wegbegleiter wie Zampano Bernie Ecclestone, die
Ex-Teamchefs Flavio Briatore, Jean Todt und Ross Brawn und Rivalen
wie Mika Häkkinen geben Auskunft über einen Piloten, der mit seinem
Eifer und Ausnahmetalent die Grenzen seines Sports verschob.
"Er hatte das Charisma eines Anführers. Das war sein Geschenk an
uns", sagt Piero Ferrari. Im roten Auto mit dem springenden Pferd
holte Schumacher fünf seiner sieben WM-Titel.
Seltene private Einblicke
Von ihrer Faszination hat Schumachers Geschichte wohl auch deshalb
nichts eingebüßt, weil er sein Leben abseits der Rennstrecke
weitgehend abschirmte. Berührend sind deshalb Szenen, in denen
Corinna Schumacher über gemeinsame Pasta-Essen und die Vorliebe ihres
Mannes berichtet, andere Leute in Pools zu werfen, sogar auf der
eigenen Hochzeit. "Erstmal glaube ich, bin ich der glücklichste
Mensch, dass ich Michael kennengelernt hab", sagt sie.
Und noch ein Satz der 52-Jährigen bleibt in Erinnerung. "Für mich
hätte ich nie im Leben irgendwie gedacht, dass Michael überhaupt
irgendwas passieren kann", sagt Corinna Schumacher irgendwann, als es
um die Risiken des Motorsports geht. Im Formel-1-Auto bleibt
Schumacher tatsächlich bis auf den Beinbruch bei einem Crash 1999 in
Silverstone unversehrt.
Corinna mit Sohn Mick Schumacher auf dem Sportpresseball 2019.Bild: www.imago-images.de / Apress
Dieses Glück und die Schutzengel, von denen seine Frau erzählt,
verlassen Schumacher im Dezember 2013. Weiß und kalt erscheint der
Schicksalsberg, an dem der verhängnisvolle Skiunfall passierte, im
Netflix-Film als Symbol der Tragödie. "Wir leben unser Leben weiter",
sagt Corinna Schumacher noch. "Es ist wichtig, dass er sein
Privatleben weiter so genießen kann, so gut, wie es eben geht.
Michael hat uns immer beschützt, jetzt beschützen wir Michael."
(stu/dpa)
Die Trainersuche des FC Bayern wird für Verantwortliche und Fans zunehmend zu einer Tortur. Der Klub hat seit der Verkündung, dass Thomas Tuchel seinen Posten im Sommer räumen wird, ähnlich viele Körbe kassiert wie die Gegner von NBA-Rekordmann LeBron James.