Bereits seit Sommer 2024 steht fest, dass die Frauen-Bundesliga aufgestockt wird. Ab kommendem Sommer werden nicht mehr zwölf, sondern 14 Mannschaften in der höchsten Liga antreten.
Die laufende Saison dient daher zur Qualifikation zur erweiterten Bundesliga. Nur ein Klub steigt ab, drei steigen aus der 2. Bundesliga auf. Falls ein Klub sich den Aufstieg nicht leisten will oder kann, gibt es keinen Absteiger aus der Bundesliga.
Die ehemalige Bundestrainer Martina Voss-Tecklenburg, die die DFB-Frauen von 2018 bis 2023 trainierte und vorher als Nationaltrainerin der Schweiz arbeitete, kritisiert in einem Interview mit dem "Kicker" nun deutlich diese Entwicklung.
"Die Bundesliga ist extrem spannend – aber leider nur im ersten Tabellendrittel. Der Leistungsunterschied ist immer noch sehr groß. Da gilt es anzusetzen", erklärt die 57-Jährige. Geht es nach der ehemaligen Bundestrainerin, müsse sich der deutsche Fußball eine Frage stellen: "Haben wir genug gute Spielerinnen für 14 Vereine?" Im Anschluss fügt sie eindeutig an: "Ich wäre bei zwölf Teams geblieben und hätte daran gearbeitet, die Zweitligisten zu stärken, damit der Schritt in die Bundesliga nicht zu groß ist."
Mit einem Blick auf die aktuelle Tabelle wird klar, was Voss-Tecklenburg meint. Während der FC Bayern, Eintracht Frankfurt und Wolfsburg nur von drei Punkten an der Spitze getrennt sind, stehen Potsdam und Jena mit nur je einem beziehungsweise drei Punkten abgeschlagen am Tabellenende. Selbst der 1. FC Köln hat mit sieben Zählern einen größeren Rückstand auf Essen (13) und Bremen (20).
Das Gegenargument, dass durch mehr Standorte die Aufmerksamkeit vor Ort erhöht würde und dadurch mehr Mädchen und Frauen für den Fußball begeistert würden, kann Voss-Tecklenburg zwar verstehen, meint aber: "Das Sportliche muss immer an erster Stelle stehen. Man muss sich also fragen: Geht es uns nur um Sichtbarkeit? Oder geht es uns um Qualität."
Gleichzeitig mahnt Voss-Tecklenburg die steigende Belastung an, die durch die zwei zusätzlichen Vereine noch höher wird.
Neben der Bundesliga-Reform blickt die ehemalige Nationaltrainerin skeptisch auf die deutsche Abwehrarbeit. Die deutschen Spielerinnen seien in einem Prozess, "den andere Nationen schon durchgemacht" hätten. "Wenn man auf die Bundesliga schaut, sieht man, dass die Defensive bei den meisten Vereinen mit ausländischen Spielerinnen besetzt ist – oder mit Spielerinnen, die noch nicht die Qualität für eine Nationalmannschaft haben."
Geht es nach ihr, habe sich der deutsche Fußball zu sehr auf "ballorientiertes Abwehrverhalten" fokussiert. Damit meint sie technische Aspekte, Passfolgen und Ballbesitz. "Damit sind wir davon abgekommen", ergänzt Voss-Tecklenburg, "Eins-gegen-eins-Situationen oder die Boxverteidigung zu trainieren. Da geht es darum, auch mal Schüsse zu blocken und – in Anführungszeichen – dreckiger zu spielen."