Die Frauen-Bundesliga startet erst am Freitag, schon am Samstag aber haben der FC Bayern und der VfL Wolfsburg die neue Saison mit ihrem Duell im Supercup eröffnet. Es war in vielerlei Hinsicht ein besonderes Spiel.
Zum einen trafen da die beiden dominierenden Mannschaften des deutschen Frauenfußballs aufeinander. Seit 2015 machen die Wolfsburgerinnen und die Münchnerinnen jeden nationalen Titel untereinander aus, zuletzt holte der FCB in der vergangenen Saison das Double.
Diesen Trend konnten die Bayern, ausgestattet mit dem Selbstbewusstsein von drei Meisterschaften in Folge, am Samstag bestätigen. In Karlsruhe setzten sie sich mit 4:2 durch, gewannen damit auch die zweite Auflage des Supercups seit Wiedereinführung im Vorjahr.
Speziell war dieses Topspiel aber nicht nur wegen der Größe der beiden teilnehmenden Mannschaften und des Ausgangs, sondern auch wegen der besonderen Geschichte einer Spielerin: Lena Oberdorf feierte nach 410 Tagen ihr Comeback. Sie wurde in der 62. Minute eingewechselt.
Im Sommer 2024 hatte sich die deutsche Nationalspielerin einen Kreuzbandriss zugezogen, in der Folge die Olympischen Spiele in Paris sowie ihre komplette erste Saison nach dem Wechsel zum FC Bayern verpasst. Auch an der EM 2025 hatte sie deshalb nicht teilnehmen können.
Pflichtspielcomeback und Debüt für ihren Verein fielen nun also zusammen – und das ausgerechnet gegen Ex-Klub Wolfsburg.
"Ich war sehr nervös, als ich auf der Bank war", gestand Oberdorf nach dem Spiel. "Auch davor war ich emotional, ich habe mit Linda (Dallmann, d. Red.) im Bus darüber gesprochen, dass ich Tränen in den Augen hatte."
Auf dem Platz aber war davon nicht viel zu sehen. Stattdessen holte die Nationalspielerin kurz nach ihrer Einwechslung den Elfmeter heraus, den Georgia Stanway zum 4:1 verwandelte. Es war die endgültige Entscheidung.
"Ich habe gemerkt, wie ich gezogen wurde, und dann dachte ich: Komm, es gibt VAR, dann nimmst du den Kontakt mal an", erklärte Oberdorf laut "Kicker" grinsend die Szene, die den Bayern den Strafstoß einbrachte. Anders als in der Frauen-Bundesliga gibt es im Supercup den Videobeweis.
"Ich weiß nicht genau, wie stark der Kontakt war, aber ich glaube, wenn man im Sechzehner gehalten wird, kann man es mal probieren", führte Oberdorf weiter aus. Der VAR intervenierte jedenfalls nicht, Schiedsrichterin Riem Hussein ahndete das Halten von Wolfsburgs Justine Kielland zudem mit Gelb-Rot.
Die Bayern konnten das Topspiel somit entspannt ausklingen lassen. Da war es für Oberdorf auch zu verkraften, dass sie Sekunden vor dem Ende selbst noch einen Elfmeter verschuldete.
Deutlich unangenehmer war ihr hingegen, dass sie bei der Pokalübergabe plötzlich als Erste die Trophäe in den Himmel strecken sollte. "Ich habe es in dem Moment erfahren", erklärte sie. Der DFB-Star wirkte dabei etwas überfordert – aus gutem Grund: "Ich muss ehrlich sagen, dass ich gar kein Typ für den Mittelpunkt bin."
Eben deshalb reckte sie den Pokal nur einmal kurz in die Höhe, reichte ihn weiter und schlich dann in die zweite Reihe zurück. Das aber soll nur bei den Pokalübergaben gelten. Auf dem Platz will Oberdorf künftig endlich wieder eine Hauptrolle spielen. Sie hat schließlich lange genug darauf warten müssen.