Als der VfL Wolfsburg im Frühjahr 2022 verkündete, dass er sich zum Sommer die Dienste von Hoffenheims Jule Brand gesichert hat, war sich ganz Fußballdeutschland sicher, dass den Wölfinnen ein echter Coup gelungen war. Die damals 19-Jährige galt als eines der größten Talente des deutschen Fußballs, hatte bereits mehrere A-Länderspiele auf dem Buckel.
Den ganz großen Erwartungen konnte die Offensivspielerin in Niedersachen anfangs aber nicht gerecht werden. Ihre außergewöhnlichen Qualitäten ließ sie zwar aufblitzen, zu oft aber blieb es bei einzelnen Momenten. Oftmals kam sie so sogar nur von der Bank.
"Sie hat keine Konstanz in ihren Leistungen, deutet immer wieder ihr Potenzial an, hat aber noch keinen Weg gefunden, dieses Potenzial verlässlich auf den Platz zu bringen. Ihr fehlen auch die Erfolgserlebnisse", wurde Ralf Kellermann, Sportdirektor des VfL Wolfsburg, daher in einem Gespräch mit dem "Kicker" im November 2023 deutlich.
Ein Jahr später ordnete der VfL-Boss seine Aussage zufrieden ein. "Wenn man diesen Weg wählt, tut das allen Beteiligten kurz weh, aber es hat gefruchtet", befand er im Interview mit dem "Kicker". Brand sei "deutlich erwachsener geworden und auf einem richtig guten Weg. Für die Sache hat es sich gelohnt".
Zur Einordnung erklärte Kellermann zudem, dass er sich sowohl vor als auch nach seinem Interview mit der deutschen Nationalspielerin ausgetauscht habe. "Sie ist häufig darauf angesprochen worden und hat darauf gut reagiert und nicht noch zusätzliches Öl ins Feuer gegossen", lobte der Sportdirektor auch die Reaktion, die sie neben dem Platz gezeigt hat.
Auf dem Rasen hat sich Brand zu einer festen Größe bei den Wölfinnen entwickelt, auch im DFB-Team ist sie Stammgästin. Wenn sie nicht, wie aktuell, verletzt fehlt. Im Pokalspiel gegen Mainz hat sich die 22-Jährige eine Verletzung am linken Sprunggelenk zugezogen.
Zur genauen Ausfalldauer hat der VfL Wolfsburg keine Angaben gemacht. Auch sonst scheint die Zukunft der Offensivspielerin offen zu sein. Denn ihr Vertrag in Niedersachsen läuft nur noch bis zum kommenden Sommer, in der Vergangenheit gab es bereits Wechselgerüchte.
"Es gab mit Sicherheit Möglichkeiten für sie, etwas anderes zu machen", machte Kellermann keinen Hehl daraus, dass aus den Spekulationen schnell mehr hätte werden können. "Das zeigt aber auch, dass sie sich hier nicht ganz unwohl fühlt." Gleichwohl deutete der VfL-Sportdirektor an, dass ein Transfer in Zukunft kommen wird:
Brand ist indes nicht die einzige Wolfsburgerin, deren Vertrag im kommenden Sommer endet, gleich zwölf Profis sind davon betroffen. "Es werden Spielerinnen den VfL verlassen, bei denen wir uns wünschen, dass sie den Vertrag verlängern würden", gestand Kellermann ein, nicht alle halten zu können.
Es werde aber auch Vertragsverlängerungen geben, wie zuletzt etwa mit Alexandra Popp oder Lena Lattwein. "Wir sind darauf vorbereitet und uns dessen auch bewusst, dass es im nächsten Sommer einen Umbruch gibt." Ob mit oder ohne Brand, wird sich in den kommenden Monaten klären.
Für die Wölfinnen muss dieser sich abzeichnende Umbruch jedenfalls nicht negativ sein. "Man kann das auch als Chance sehen", ist Kellermann überzeugt. Das gilt in jedem Fall auch für Brand.