Seit dem Sonntagmittag gehen der HSV und Steffen Baumgart getrennte Wege. Zu enttäuschend verlief die Partie gegen den FC Schalke 04, in der die Hamburger eine 2:0-Führung herschenkten. Zu durchwachsen wirkten die Hanseaten an den ersten 13 Spieltagen, 20 Punkte und der achte Platz sind zu wenig für die HSV-Ansprüche. Und zu orientierungslos wirkte das Team generell in der neunmonatigen Amtszeit von Baumgart.
Sportchef Jonas Boldt wollte den Trainer, den er erst im Februar nach Hamburg geholt hatte, übereinstimmenden Medienberichten zufolge schon im Sommer wieder absägen, stattdessen musste er selbst gehen. Es kam Stefan Kuntz, und der gab dem Übungsleiter eine weitere Chance.
Von der offensiven Stringenz, die Baumgarts Mannschaften in Paderborn und Köln noch ausgezeichnet hatten, war aber von Woche zu Woche immer weniger zu sehen. Der HSV präsentierte sich zunehmend defensiv, fast schon mutlos. Es gipfelte in der vorsichtigen Aufstellung gegen Kellerkind Schalke mit nur drei nominellen Offensivspielern, nach dem Anschlusstreffer wechselte Baumgart dann auch noch frische Defensivkräfte ein, anstatt konterstarke Flügelflitzer.
Wenn Stefan Kuntz in der Pressemitteilung des HSV zur Trennung von Baumgart also erklärt, dass der Verein "für den Weg aus der Leistungs- und Ergebniskrise einen neuen Impuls für nötig" erachtet, dann darf man durchaus davon ausgehen, dass diese Entscheidung wohldurchdacht ist.
Das gilt auch vor dem Hintergrund der Finanzen, denn die Trennung von einem Übungsleiter ist auch immer mit gewissen Unkosten verbunden. Das weiß man an kaum einem Standort so gut wie beim Traditionsklub in der Hansestadt, wo seit dem Abstieg einschließlich Interimslösungen acht unterschiedliche Trainer auf der Bank Platz genommen haben.
Und so muss der HSV nun auch für das Aus von Baumgart zahlen. Nach Informationen der "Bild" müssen die Rothosen dem Coach aber nicht bis zum Ende des bis zum 30. Juni 2025 datierten Vertrags das volle Gehalt zahlen, wie es in der Branche oft üblich ist. Stattdessen habe man mit Baumgart zu Jahresbeginn eine spezielle Klausel ausgehandelt.
Demnach zahlt der HSV Baumgart die Hälfte des ihm noch ausstehenden Gehalts als Abfindung aus. Bei einem Grundgehalt von etwa 70.000 Euro pro Monat beläuft sich die Summe insgesamt auf 250.000 Euro.
Es ist also eine vergleichbar überschaubare Summe, durch die direkte Auszahlung hat der Klub den Ex-Trainer zudem sofort von der Payroll, kann das Kapitel also direkt schließen.
Die HSV-Bosse können sich demnach voll und ganz der Suche nach einem neuen Trainer widmen. Die Liste der gehandelten Kandidaten ist lang genug: Ruud van Nistelrooy, Niko Kovač, Lukas Kwasniok und Bruno Labbadia sind nur einige Optionen. Vorerst bereitet Merlin Polzin die Mannschaft auf die anstehenden Aufgaben vor.