Nein, Harry Potter ist er noch immer nicht. Und doch hat es Kees van Wonderen geschafft, dass nach einem Spiel des FC Schalke 04 nicht ganz Fußballdeutschland auf die Gelsenkirchener, sondern eben auf den Gegner schaut. Denn nach dem 2:2 zwischen S04 und dem HSV am Samstag trennten sich die Hamburger einen Tag darauf von Cheftrainer Steffen Baumgart.
Die Königsblauen als "Trainerkiller" – eine zauberhafte Wandlung, die vor wenigen Wochen noch undenkbar schien. Da standen die Schalker schließlich noch selbst als nationale Lachnummer da. Pleiten, Pech und Pannen zog der Traditionsklub magisch an: Sechs Niederlagen katapultieren S04 erneut in den Keller der zweiten Liga, der Trainerwechsel brachte zunächst nicht die gewünschte Ruhe.
Vielmehr führte die Verpflichtung von van Wonderen zu zusätzlichen Irritationen. Ein vermeintlicher No-Name aus den Niederlanden, der weder auf große Erfolge verweisen noch nach außen hin mit emotional mitreißenden Reden punkten konnte – so zumindest schimpften schnell kritische Expert:innen und Fans.
Simon Terodde, von 2021 bis zu seinem Karriereende im vergangenen Sommer für den FC Schalke 04 unterwegs, gehörte nicht zu denjenigen, die mit abfälligen Bemerkungen in Richtung des Niederländers aufgefallen ist. Bei "Sky 90" hat er nun aber angedeutet, von der Trainerwahl zumindest überrascht gewesen zu sein.
Als in der Runde ein möglicher Baumgart-Nachfolger beim HSV diskutiert wurde, fiel auch der Name Friedhelm Funkel. "Ich habe ihn auf Schalke vermutet", gestand Terodde, dass er mit einer Anstellung des 70-Jährigen in Gelsenkirchen gerechnet hatte. Dabei führte er dessen Vorzüge aus:
Terodde habe die Trainerlegende, mit der er als Profi nie zusammengearbeitet hat, erst kürzlich getroffen. "Wenn du mit ihm sprichst, bist du danach einen Kopf größer. Dann würde ich jetzt wahrscheinlich noch Fußball spielen, ich wäre jetzt noch auf Schalke", berichtete er lachend.
Von diesen Qualitäten profitierte in der Vorsaison der 1. FC Kaiserslautern. Funkel heuerte im Februar auf dem Betzenberg an, führte die Roten Teufel zum Klassenerhalt in der 2. Bundesliga und ins Finale des DFB-Pokals. Für Terodde, mit Schalke in der Vorsaison selbst im Kampf gegen den Abstieg, kam diese Entwicklung nicht überraschend: "Als ich gehört habe, dass Friedhelm Funkel zu Kaiserslautern geht, wusste ich: 'Ach du meine Güte, die kann ich rausnehmen'."
Beim HSV sieht der Ex-Schalker Funkel allerdings nicht. Demnach werden die Hamburger eher "einen Trainer suchen, der für Entwicklung steht". Was nicht heißen soll, dass die Trainerlegende diese Saison gar keine Rolle mehr spielen wird. "Friedhelm wird diese Saison irgendwo nochmal antreten, da bin ich mir sicher", ist Terodde überzeugt.
Auf Schalke jedenfalls herrscht vorerst kein Bedarf, denn die jüngsten Auftritte lassen einen kleinen Aufwärtstrend erkennen. Schalke ist seit drei Spielen ungeschlagen, hat in Ulm und gegen Regensburg in Summe vier wichtige Punkte im Kampf gegen den Abstieg eingefahren. Und in Hamburg kämpften sich die Knappen nach einem 0:2-Rückstand zurück.