Unter dem Motto "Alles bleibt anders" will Christian Wück als neuer Bundestrainer der deutschen Frauennationalmannschaft den Umbruch im DFB-Team weiter anschieben.
"Ich will das weiterführen, was Horst Hrubesch aufgebaut hat. Ich bin menschlich nicht weit weg von ihm", sagte Wück am Mittwochmorgen in einer Medienrunde.
Was unter dem 51-Jährigen genau wie unter seinem Vorgänger bleibt: Ann-Katrin Berger ist wie bei den Olympischen Spielen die Nummer 1 im deutschen Tor. Doch getreu seinem Motto wird dann doch irgendwie alles anders.
Ann-Katrin Berger sei sehr erfahren, lobte der neue Bundestrainer, der weiterhin an ihr festhält. Vor den olympischen Spielen im Sommer hatte Berger die langjährige Stammtorhüterin Merle Frohms verdrängt, die mittlerweile aus dem DFB-Team zurückgetreten ist.
Daraus würde sich laut Wück jedoch ein anderes Problem ergeben. "Wir haben in Deutschland viele junge Torhüterinnen, die noch nicht die Erfahrung auf internationalem Niveau haben", führte Wück mit Blick auf die weiteren Optionen im Tor aus.
Stina Johannes (24 Jahre) absolvierte bisher ein Länderspiel und fünf Partien in der Champions League. Maria Luisa Grohs (23) vom FC Bayern steht noch bei null Länderspielen, aber immerhin 15 Begegnungen in der Königsklasse.
"Deswegen ist unsere Idee, in den vier Testspielen jungen Torhüterinnen die Möglichkeit zu geben, bei uns reinzuschnuppern und Länderspiele zu machen." Berger werde die Partien in England (25. Oktober), gegen Australien (28. Oktober) und in der Schweiz (29. November) und gegen Italien (2. Dezember) nicht alle bestreiten.
"Sie sollen international zeigen, was sie können und im Training sich einfach gegenseitig pushen und schauen, was macht vielleicht Ann-Katrin anders, um voneinander zu lernen", gibt Wück die Richtung vor.
Denn eines machte er auch deutlich: dass Berger als Nummer 1 im kommenden Sommer zur Europameisterschaft in die Schweiz fährt, ist auf keinen Fall festgeschrieben.
Schließlich müsse man auch an die Zeit nach der Europameisterschaft denken. In dieser Frage vertraut Wück vor allem Torwarttrainer Michael Fuchs.
Es gehe nun darum, Torhüterinnen zu fördern, "denen wir zutrauen, zur EM oder nach der EM, in die Fußstapfen einer Ann-Katrin Berger zu treten."
Bei der 34-Jährigen sei es absehbar, dass man allerspätestens in vier Jahren eine Nachfolge-Lösung brauche.
Die verbleibenden vier Länderspiele in diesem Jahr will der DFB-Coach nutzen, "damit wir Vertrauen an junge Spielerinnen geben, damit sie sich zeigen können und die Spielerinnen uns beweisen, dass sie für die EM infrage kommen könnten." Dies gelte für Torhüterinnen und Feldspielerinnen.
Im neuen Jahr liege der Fokus dann explizit auf der Vorbereitung auf die Endrunde in der Schweiz.
Dazu gehört auch, dass sich eine neue Achse an Führungsspielern bilden muss und das Team eine neue Kapitänin braucht. Mit dem Rücktritt von Alexandra Popp ist diese Stelle aktuell vakant. Noch hält sich der DFB-Coach vage.
"Wir wollen in den Freundschaftsspielen in diesem Jahr noch nichts festlegen", machte er deutlich. Gemeinsam mit der Mannschaft werde man erst zu den Nations-League-Spielen im Februar 2025 eine Popp-Nachfolgerin festlegen. Der Bundestrainer will die Zeit zunächst nutzen, um einen Überblick über das Mannschaftsgefüge zu bekommen. "Ich will schauen, wer in der Lage ist. Und man darf nicht vergessen, dass es auch von der Spielerin ausgehen muss. Es gibt ganz viele, die das nicht wollen."
Klar ist lediglich, dass Giulia Gwinn die Mannschaft gegen England auf das Feld führen wird – und Alexandra Popp drei Tage später bei ihrem Abschiedsspiel in Duisburg.