Die vergangenen Jahre zählte sie zu den prägenden Gesichtern der Bundesliga-Mannschaft von Eintracht Frankfurt. Jetzt ist klar: Sophia Kleinherne verlässt den Klub noch in diesem Sommer. Der Abschied der Nationalspielerin bedeutet für die Frankfurterinnen nicht nur sportlich einen schmerzhaften Verlust. Auch emotional endet eine lange gemeinsame Geschichte.
Acht Jahre lang trug Kleinherne das Trikot der Eintracht beziehungsweise des Vorgängerklubs 1. FFC Frankfurt. Mit 17 Jahren war sie ins Internat des Vereins gezogen, absolvierte zunächst Spiele für die zweite Mannschaft, ehe sie Anfang 2018 in der Bundesliga debütierte.
Seitdem ist sie zu einer festen Größe in der Defensive der Frankfurterinnen geworden und war zuletzt Teil des Mannschaftsrats.
Wie der Klub am Sonntag offiziell mitteilte, macht die 25-Jährige von einer vertraglich vereinbarten Ausstiegsklausel Gebrauch. Ihr eigentlich bis 2026 laufender Vertrag endet damit vorzeitig.
Eintracht Frankfurt nannte zunächst nicht den neuen Klub der Nationalspielerin, dafür sorgte der VfL Wolfsburg kurz darauf für endgültige Klarheit: Die Niedersachsen bestätigten die Verpflichtung von Kleinherne. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge soll die Ausstiegsklausel bei rund 200.000 Euro liegen.
Insgesamt lief Kleinherne rund 190 Mal für Frankfurt auf, davon 153 Mal in der Bundesliga. Mit der Eintracht nahm sie an der Champions League teil und schaffte den Sprung ins Nationalteam. Seit ihrem Debüt im November 2019 bestritt sie 34 Länderspiele für Deutschland.
Zu ihren größten Erfolgen gehören der Gewinn der U17-Europameisterschaft 2016 sowie die Vize-EM 2022 mit der A-Nationalmannschaft.
In der Mitteilung des Klubs heißt es, dass Kleinherne dem Team nicht nur auf dem Platz fehlen werde. Cheftrainer und Sportlicher Leiter Niko Arnautis lobte ihren Charakter und ihre Entwicklung: Sie sei eine Spielerin, die immer Verantwortung übernommen und sich mit dem Klub sowie der Stadt identifiziert habe. Ihren Abgang wolle man als Mannschaft im Kollektiv auffangen.
Kleinherne selbst spricht von einer extrem schwierigen Entscheidung. "Mich verbinden mit dem Verein acht Jahre, die weit über den Fußball hinaus gehen. Mit 17 Jahren kam ich damals ins Internat, unwissend, wohin mich mein Weg führen wird", wird sie im SGE-Statement zitiert.
Die Nationalspielerin ergänzte dabei emotional: "Ich habe die Stadt lieben gelernt, Freunde fürs Leben gefunden und verstanden, was es bedeutet, seinen Traum zu leben."
Sie habe schon in jungen Jahren von allen Seiten "ein unglaublich echtes Vertrauen" von allen Seiten erfahren, wurde über Jahre gefordert und gefördert. "Trotzdem ist der Moment gekommen, an dem mein Bauchgefühl mir klar signalisiert: Es ist Zeit, die Komfortzone zu verlassen, neue Herausforderungen anzunehmen und den eigenen Horizont zu erweitern. "
Damit verliert Eintracht Frankfurt nicht nur eine erfahrene Verteidigerin, sondern auch eine Identifikationsfigur. Wie der Kader zur neuen Saison aussehen wird und ob ein direkter Ersatz für Kleinherne verpflichtet werden soll, ist bislang offen.
Bitter ist der Abgang für die Hessen auch vor dem Hintergrund der bisherigen Entwicklungen in diesem Sommer. Mit Stina Johannes (VfL Wolfsburg) und Carlotta Wamser (Bayer Leverkusen) hat die SGE in diesem Sommer schon zwei andere deutsche Nationalspielerinnen verloren. Dazu hat sich Kapitänin Tanja Pawollek zu Aufsteiger Union Berlin verabschiedet, weil die Köpenicker mit einem besseren Gehalt locken.
Für Kleinherne selbst dürfte indes nach einem kurzen Urlaub die Vorbereitung auf die EM 2025 beginnen. Bundestrainer Christian Wück verkündet am 12. Juni seinen finalen Kader.