Am Samstagabend stand für die DFB-Frauen das vierte Spiel bei der EM 2025 an. Im Viertelfinale war Frankreich die erwartet hohe Hürde. Die deutsche Nationalmannschaft agierte knapp 110 Minuten in Unterzahl, kämpfte sich aber bis ins Elfmeterschießen und setzte sich in diesem mit 6:5 durch. Die DFB-Frauen stehen damit im Halbfinale.
1:0 Grace Geyoro (Elfmeter, 15.)
1:1 Sjoeke Nüsken (25.)
Unter der Woche war vor allem über die deutsche Defensive diskutiert worden, schließlich hatte es gegen Schweden vier Gegentore gesetzt. Und tatsächlich stellte Christian Wück in der Defensive um – er überraschte aber auch mit einer offensiven Veränderung: Giovanna Hoffmann begann anstelle von Lea Schüller.
"Sie wird ein wenig auf sich alleine gestellt sein, da uns heute die Zehn fehlt", erklärte der Bundestrainer vor dem Anpfiff und hoffte dabei auf die körperliche Präsenz der Mittelstürmerin. "Sie muss Zeit gewinnen, damit die anderen nachrücken können", führte ZDF-Expertin Kathrin Lehmann weiter aus.
Die Angreiferin rieb sich auf, wie prognostiziert vor allem in Zweikämpfen. In Abschlusssituationen aber kam sie gar nicht. Bis in die Verlängerung aber stand Hoffmann auf dem Feld, ehe sie in der 98. Minute von Schüller abgelöst wurde.
Gut 10.000 Fans unterstützten die DFB-Frauen beim Viertelfinale in Basel. Vor dem Spiel marschierten die deutschen Anhänger:innen durch die Stadt, im Stadion machten sie dann kräftig Alarm. Einer stach dabei auch optisch heraus.
Christian Wück hatte sich vor dem Spiel im Gespräch mit dem ZDF "eine Anfangsphase wie gegen Schweden" gewünscht. Er dürfte gewiss auf das frühe Tor angespielt haben, stattdessen kassierte seine Mannschaft erneut eine frühe Rote Karte. Und die war wirklich selten dämlich.
Bei einer Freistoßflanke in der elften Minute packte Kathy Hendrich abseits des Balles ihre Gegenspielerin Griedge Mbock energisch am Zopf. Nach Intervention des VAR blieb Schiedsrichterin Tess Olofsson nichts anderes übrig, als auf Elfmeter und Rot für Hendrich zu entscheiden.
Den fälligen Elfmeter verwandelten die Französinnen. Zudem durften sie in der Folge gut 110 Minuten in Überzahl spielen. Klassisch gejinxt vom Bundestrainer.
Kurz vor der Pause mussten die Deutschen noch einmal die Luft anhalten: Frankreich kombinierte sich über rechts in den Strafraum, Delphine Cascarino vollendete am Ende sehenswert mit der Ferse zum vermeintlichen 2:1 für Les Bleus.
Doch der französische Jubel währte nur kurz, denn an der Seitenlinie schoss die Fahne der Assistentin direkt nach oben. Und tatsächlich hielt die Entscheidung auch dem wachen Auge des VAR stand. Für ZDF-Kommentatorin Claudia Neumann war das ohnehin keine Frage, sie hatte eine klare Abseitsposition erkannt. Auch, als dann die Auflösung folgte.
"Das war auch so schon deutlich zu sehen", bekräftigte die Kommentatorin, als die Bilder maximal Cascarinos kleinen Zehn im Abseits enthüllten.
Die Rechtsverteidigerposition scheint bei den DFB-Frauen mit einer Art Fluch belegt zu sein. Im ersten Gruppenspiel schied Giulia Gwinn verletzt aus, in der dritten Partie Carlotta Wamser mit einer Roten Karte. In der Folge übernahm phasenweise Jule Brand als Schienenspielerin.
Gegen Frankreich startete nun die eigentlich als Linksverteidigerin eingeplante Sarai Linder auf rechts. Sie musste aber schon nach fünf Minuten behandelt werden, kurz nach dem Platzverweis für Hendrich ging sie vom Feld. Es übernahm Sophia Kleinherne – die bereits fünfte deutsche Rechtsverteidigerin bei dieser EM. Und das im vierten Spiel.
In Unterzahl bot sich den DFB-Frauen die Gelegenheit, das Spiel zu drehen. Jule Brand zog in der 68. Minute bei einem Dribbling rechts im Strafraum an ihrer Gegenspielerin vorbei und ging dann zu Boden – Elfmeter. Nüsken übernahm die Verantwortung, scheiterte mit ihrem wenig platzierten Versuch aber an Frankreichs Torhüterin Pauline Peyraud-Magnin.
Ein verschossener Elfmeter hätte eine Kuriosität in diesem Spiel sein können, es ist aber vielmehr eine Kuriosität im ganzen Turnierverlauf. Denn es war bereits der fünfte Strafstoß, der bei der EM 2025 verschossen wurde. Nimmt man die Fehlschüsse aus dem Elfmeterschießen zwischen England und Schweden dazu, liegt die Quote an verwandelten Elfmetern nur bei unfassbaren 48 Prozent. Zumindest ohne das deutsche Elfmeterschießen.
Je länger das Spiel dauerte, desto anstrengender wurde es für die in Unterzahl agierenden DFB-Frauen. Die ganz große Chancenflut für die Französinnen folgte dennoch nicht. Zwei Abseitstore, ja, ansonsten fehlte aber die ganz große Durchschlagskraft.
Und so war es Janina Minge, die in der Verlängerung prüfen musste, ob Ann-Katrin Berger denn zu später Stunde noch wach ist. Die Kapitänin verlängerte eine Flanke gefährlich Richtung eigenes Tor, Berger rettete sensationell mit den Fingerspitzen. "Was für ein Teufelsweib heute", befand ZDF-Kommentatorin Neumann.
Eine englischsprachige Einordnung von einem User auf X zu der Szene kann sich indes auch sehen lassen: "Bloody awesome from Frau Berger." Verdammt well said.
Für die DFB-Frauen geht der Traum vom neunten EM-Titel weiter. Im Halbfinale wartet mit Weltmeister Spanien am kommenden Mittwoch in Zürich (21 Uhr) aber eine gewaltige Hürde.
Die Französinnen wiederum müssen die Heimreise antreten und damit weiter auf ihren ersten großen Titel warten.