
Bild: dpa / Bernadett Szabo
EM 2024
15.06.2021, 20:3116.06.2021, 06:18
Zwei Rekorde und ein Doppelpack: Der EM-Start wird zum perfekten Tag
von Cristiano Ronaldo. Der Superstar führt seine Portugiesen
gegen Ungarn zu einem 3:0. Das voll besetzte Stadion erinnert an
vergangene Zeiten.
Cristiano Ronaldo lief nach dem Schlusspfiff seines
furiosen EM-Rekordtages zu Peter Gulacsi und klatschte ihn voller
Respekt ab. In der mit 55 662 Zuschauern voll besetzten Puskas Arena
mit einer Gänsehautatmosphäre wie in Vor-Corona-Zeiten hat der
fünfmalige Weltfußballer beim 3:0 (0:0) von Titelverteidiger Portugal
gegen Ungarn gleich zwei Rekorde gefeiert. Mit einem späten
Doppelpack sorgte Ronaldo zudem für einen standesgemäßen Ehrentag
(87. Minute, Foulelfmeter/90.+2). Zuvor hatte der Dortmunder Raphaël
Guerreiro den Weg geebnet (84.). Die Portugiesen nahmen Schwung für
das Hammerspiel am Samstag (18.00 Uhr) in München gegen Deutschland.
"Das Wichtigste war, dass wir gewonnen haben. Es war ein schwieriges
Spiel gegen einen Gegner, der stark verteidigt hat, aber wir haben
drei Tore erzielt", sagte Ronaldo. "Ich bin der Mannschaft sehr
dankbar, dass ich zwei davon geschossen habe."
Ungarn profitierte von der Kulisse im Stadion
Bis zum Jubel benötigten Ronaldo & Co. einen langen Anlauf, auch weil
der 36-Jährige selbst eine Großchance aus fünf Metern über das Tor
ballerte (43.). Doch später kürte er sich mit nun insgesamt elf
EM-Treffern zum alleinigen Rekordtorschützen vor dem Franzosen Michel
Platini (9 Tore). Zudem ist er seit Dienstag auch Rekordteilnehmer.
Der fünfmalige Weltfußballer ist der einzige Spieler, der bei fünf
Europameisterschaften zum Einsatz kam. Portugals Sportzeitung "A
Bola" schwärmte schon vom "historischen Ronaldo". "Es war wichtig,
gut zu starten, um Selbstvertrauen zu bekommen. Jetzt heißt es:
weitermachen", sagte der Superstar. Pfiffe von Ungarns Publikum gab
es nach dem Schlusspfiff trotzdem.
In einer phasenweise hitzigen Partie erwiesen sich die mit vier
Bundesliga-Profis aufgelaufenen Magyaren in der Defensive lange als
unüberwindbar. Herausragend dabei: Leipzigs Torhüter Gulacsi.
Ein Abseitstor von Szabolcs Schön zählte zum Ärger der frenetisch
feiernden Ungarn-Fans nicht (80.). "Mit ein bisschen Glück hätten wir
ein Tor erzielen können. Das wäre eine tolle Sache gewesen. Wir
werden es am Samstag wieder versuchen", sagte Gulacsi. In der
Schlussphase avancierte dann sein lange starker Vereinskollege Willi
Orban zum Pechvogel, auch weil er den Foulelfmeter verursachte.
Die Gastgeber profitierten bei ihrem aufopferungsvollen Auftritt
enorm von der stimmungsvollen Kulisse im einzigen voll besetzten
Stadion dieser EM. Die lautstark jubelnden Fans ließen Erinnerungen
an fast schon vergessene Zeiten aufleben. Prickelnd war die
Atmosphäre schon vor dem Anpfiff, etwa bei Ungarns lautstark
gesungener Nationalhymne. "Das ist toll für Fußball und Fans", hatte
Ronaldo geschwärmt. Doch angesichts des Verzichts von Abständen und
Masken gab es trotz aller Tests und Hygienekonzepte auch Kritik an
dieser großen Menschenmenge in Pandemie-Zeiten.
Portugal musste lange auf ersten Jubel warten
Nachdem die Portugiesen im Tagesverlauf noch bei einem lockeren
Spaziergang rund um ihr Hotel die Margareteninsel genossen, legten
sie im Auftakt-Spiel der Gruppe F mit der DFB-Auswahl und Weltmeister
Frankreich als weiteren Topteams temporeich los. Auffälligster Akteur
der Seleção, die mit sechs Europameistern startete, war anfänglich
Diogo Jota. Der Offensivspieler vom FC Liverpool scheiterte zweimal
an Gulacsi (5./40.). Orban bremste Jota per Grätsche (26.).
Das Leipziger Duo war hinten im Dauereinsatz, vorne ackerte Kapitän
Adam Szalai (FSV Mainz 05) als Vorkämpfer seiner Mannschaft. Mit
einem Kopfball nach Freistoß-Vorlage von Roland Sallai (SC Freiburg)
sorgte Szalai erstmals auch für den Hauch von Torgefahr (37.). Sein
Distanzschuss nach der Pause stellte Portugals Torhüter Rui Patricio
auch nicht vor Probleme, sorgte aber für ein Raunen im Publikum
(50.). Szalai forderte die Fans auch auf, für noch mehr Anfeuerung
auf den Rängen zu sorgen. Das taten diese gerne.
Gulasci stand nach dem Seitenwechsel weiter im Fokus. Bei einem
Kopfball von Pepe hechtete er in seine rechte Torecke (47.), bei
einem Distanzschuss von Bruno Fernandes in seine linke (67.). Glück
hatte Portugal, dass der gelb-vorbelastete Ruben Dias nicht vom Feld
verwiesen wurde, als er Sallai im Gesicht getroffen hatte (54.).
Nach dem 3:3 bei der EM 2016 entwickelte sich auch beim Wiedersehen
ein spannendes Duell, wenn auch nur für ein Team torreich. Ronaldos
Gala in der Schlussphase unterstrich erneut dessen Ausnahmestellung.
Keine Spielerin war in der abgelaufenen Bundesliga-Saison an mehr Toren direkt beteiligt als Eintracht Frankfurts Nicole Anyomi. Für das DFB-Team ist sie dennoch zuletzt im Oktober 2024 aufgelaufen. Mit watson hat die Stürmerin über ihren Austausch mit dem Bundestrainer gesprochen, mit einem Vorurteil ausgeräumt und einen legendären Spitznamen verraten.
Watson: Nicole, glaubst du noch an deine EM-Chance?