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Fußball-Kolumne

Champions-League-Finale: Weshalb das Endspiel kein Feuer entfachen wird

ARCHIV - 21.05.2023, Großbritannien, Manchester: Fußball: Premier League, England, Manchester City - FC Chelsea, 37. Spieltag im Etihad-Stadion: Pep Guardiola (r), Trainer von Manchester City, spricht ...
City-Trainer Pep Guardiola konnte sich über die Verpflichtung von Erling Haaland im vergangenen Sommer freuen. Auch, weil der Investor aus Abu Dhabi fleißig für den Norweger zahlte.Bild: AP / Jon Super
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Champions-League-Finale: Weshalb das Endspiel kein Feuer entfachen wird

In seiner wöchentlichen Kolumne schreibt der Fanforscher Harald Lange exklusiv auf watson über die Dinge, die Fußball-Deutschland aktuell bewegen.
10.06.2023, 10:4310.06.2023, 11:13
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Wenn am Samstagabend um 21 Uhr das Champions League Finale im Istanbuler Atatürk Stadion zwischen Manchester City und Inter Mailand angepfiffen wird, können wir uns entspannt zurücklehnen und das vermeintlich wichtigste Fußballspiel des Jahres genießen. Möge das bessere Team gewinnen! Oder: Möge das reichere Team seinem Geldgeber einen Return of Invest bescheren!

Wir können den Fußballabend als neutrale Fans genießen, denn die fünf deutschen Mannschaften sind nach und nach aus dem Wettbewerb in der Königsklasse ausgeschieden. Bayer Leverkusen in der Gruppenphase. Borussia Dortmund, RB Leipzig und Eintracht Frankfurt im Achtelfinale und Bayern München im Viertelfinale.

Fanforscher Harald Lange.
Fan-Forscher Harald LangeBild: Uni Würzburg
Über den Autor
Harald Lange ist seit 2009 Professor für Sportwissenschaft an der Universität Würzburg. Er leitet den Projektzusammenhang "Fan- und Fußballforschung" und gilt als einer der bekanntesten Sportforscher in Deutschland. Der 55-Jährige schreibt und spricht täglich über Fußball, auch in seinem Seminar "Welchen Fußball wollen wir?"

Doch wer spielt da eigentlich um die Krone des europäischen Fußballs? Inter Mailand gehört zu knapp 70 Prozent der Sunning Holdings Group, hinter der der chinesische Unternehmer Zhang Jindong steht. Bei Manchester City hat ein Scheich das Sagen. Der Klub gehört zu 78 Prozent der Abu Dhabi United Group.

Hinter dieser Investment-Firma verbirgt sich einerseits eine weitere Holding: Die City Football Group, der weltweit eine ganze Reihe weiterer Fußballvereine gehören (u.a. New York, Melbourne, Mumbai, Yokohama, Palermo ...). Andererseits der reiche Scheich Mansour bin Zayed Al Nahyn.

Wem drücken wir die Daumen? Wem wünschen wir den Titel und damit eine gute Rendite seines Investments? Welche Spieler werden im nächsten Jahr in diese Investoren Klubs wechseln? Wer verdient alles mit? Wer profitiert von diesem Fußballzirkus? Wer kann sich darüber freuen? Mitfiebern? Leidenschaft entwickeln? Ich jedenfalls nicht.

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Dieser Fußball vom Finanzparkett des internationalen Investment-Getümmels entfacht kein Feuer in mir. Das ist weder organisch gewachsen, noch authentisch im sportlichen Sinne. Da fließt so lange Investorengeld, bis entweder die geo- und wirtschaftspolitischen Ziele der Investoren erreicht sind, oder bis ein Verkauf der Anteile ein noch besseres Geschäft verspricht.

Die Bundesliga konnte sich bislang sehr gut vor solchen Machenschaften schützen. Das "Nein" zum Investoreneinstieg in die DFL war das Ergebnis eines demokratischen Abstimmungsprozesses der 36 Profiklubs in Deutschland. Und wir dürfen auch bei der Sicherung der sogenannten "50 plus 1 Regel" davon ausgehen, dass die Vorgaben des Bundeskartellamts eingehalten werden.

"Der Deutsche Fußball sollte sich auch weiterhin gegen Investoreneinstiege sperren und seine Basisorientierung in formaler Hinsicht bewahren."

Solange gewählte Vertreter und letztlich die Fans und Mitglieder das Sagen haben, sichern wir im Deutschen Fußball eine vollkommen andere Basis für Identifikation und Emotion, als in den anderen Top-Ligen Europas.

Der aktuelle Erfolg von Manchester City und Inter Mailand hängt zuallererst vom Investment der Geldgeber ab. Möglicherweise findet in der nächsten Champions-League-Saison ein anderer reicher Mann seinen Return of Invest. Vielleicht der Staatsfonds aus Saudi-Arabien mit seinem frisch gekauften Klub, Newcastle United? Oder das milliardenschwere Investment des Staatsfonds aus Katar mit Paris Saint-Germain?

Ich meine, der Deutsche Fußball sollte sich auch weiterhin gegen Investoreneinstiege sperren und seine Basisorientierung in formaler Hinsicht bewahren. Die Leistungsfähigkeit unseres Fußballs liegt an den Talenten, die überall im Land entwickelt werden.

Außerdem an den Fans, die diese Idee des Fußballs wertschätzen und mit unglaublich viel Bedeutungszuschreibungen aufladen. In kaum einem anderen Land Europas gibt es so viel Erfahrung, Wissen, Leidenschaft und Tradition zum Fußball wie in Deutschland. Diese Hintergründe müssen wir pflegen und ausbauen. Das ist weitaus wertvoller als die Milliarden der international agierenden Fußballinvestoren.

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