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Fußball-Kolumne

DFB macht bei Julian Nagelsmann denselben Fehler wie bei Flick und Löw

Germany's head coach Julian Nagelsmann concentrates prior the start of the international friendly soccer match between Germany and Netherlands at the Deutsche Bank Park in Frankfurt, Germany on T ...
Geht es nach den DFB-Bossen, soll Julian Nagelsmann auch nach der EM Nationaltrainer bleiben. Bild: AP / Martin Meissner
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DFB wiederholt bei Nagelsmann fatalen Fehler wie schon bei Löw und Flick

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In seiner wöchentlichen Kolumne schreibt der Fanforscher Harald Lange exklusiv auf watson über die Dinge, die Fußball-Deutschland aktuell bewegen.
06.04.2024, 12:36

Die vielen frischen Millionen aus dem Nike-Deal sind zwar noch nicht auf dem DFB-Konto, aber sie wecken in der Chefetage schon mal Begehrlichkeiten. Bislang existiert noch kein Plan, wie die Nike-Millionen bis zur Basis durchgereicht werden und dort – wie von der DFB-Spitze versprochen - dem Nachwuchs-, Frauen- und Amateurfußball zugutekommen können. Stattdessen wird in den kommenden Wochen ebenso mutig wie großzügig in das leitende Personal investiert.

Die Verträge von Sportdirektor Rudi Völler und Bundestrainer Julian Nagelsmann sollen offensichtlich noch vor der EM verlängert werden. Wahrscheinlich sogar bis zur WM 2026 und damit ohne den so wichtigen Leistungsnachweis. Damit schafft der DFB schon wieder unmittelbar vor einem großen Turnier Fakten, die ihm im Falle des Misserfolgs schmerzlich auf die Füße fallen können.

Fanforscher Harald Lange.
watson-Kolumnist Harald LangeBild: Uni Würzburg
Über den Autor
Harald Lange ist seit 2009 Professor für Sportwissenschaft an der Universität Würzburg. Er leitet den Projektzusammenhang "Fan- und Fußballforschung" und gilt als einer der bekanntesten Sportforscher in Deutschland. Der 55-Jährige schreibt und spricht täglich über Fußball, auch in seinem Seminar "Welchen Fußball wollen wir?"

DFB hat Flick noch immer auf der Gehaltsliste

So handelte der Verband einst bei Jogi Löw (2018) und zuletzt bei der Frauen-Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg. Ihr wurde im vergangenen Jahr unmittelbar vor der WM in Australien und Neuseeland von DFB-Präsident Bernd Neuendorf ein üppig ausgestalteter Anschlussvertrag vorgelegt, den man nur auf Kosten einer Abfindung im letzten Winter wieder auflösen konnte.

Ähnlich wie beim Ex-Bundestrainer Hansi Flick, der nach Informationen von "France Football" mit einem Jahresgehalt von 6,5 Millionen Euro der weltweit am besten bezahlte Nationaltrainer ist. Nach Informationen des "kicker" steht er damit nach wie vor und noch bis zur EM 2024 auf der DFB-Gehaltsliste.

ARCHIV - 08.07.2014, Brasilien, Belo Horizonte: Der damalige Bundestrainer Joachim Löw (r) und sein damaliger Assistent Hans-Dieter «Hansi» Flick jubeln nach einem Tor im Halbfinalspiel Brasilien-Deut ...
Hansi Flick (l.) löste Jogi Löw nach der EM 2021 als Bundestrainer ab. Bild: dpa / Thomas Eisenhuth

Was heute zumindest in finanzieller Hinsicht schmerzt, wurde einst in einer absolut harmonischen Atmosphäre beschlossen. Der ehemalige Sportdirektor Oliver Bierhoff hatte nach dem Abgang von Jogi Löw für die WM 2022 mit Hansi Flick seinen Wunschkandidaten bekommen.

Nagelsmann und Völler: Mit Harmonie zum Erfolg

Auch in diesen Tagen betonen sowohl Völler als auch Nagelsmann, wie gut und harmonisch sie miteinander können. Zuweilen scheint es geradezu so, als sollten beide Vertragsverlängerungen noch vor der EM als rundum Wohlfühl- und Harmonie Paket geschnürt und verkündet werden.

Das klingt auf den ersten Blick sympathisch. Aber dient diese Harmonie in der Chefetage dem Erfolg? Was haben wir aus dem harmonischen Miteinander von Bierhoff, Löw, Flick und Co. während der letzten drei großen Turniere gelernt? Wäre auf dieser Ebene nicht ein bisschen mehr Distanz und vor allem Konkurrenz zielführend? Tappt der DFB mit dieser Strategie in die gleiche Falle wie in Zeiten der sogenannten "Bierhoffisierung" des Fußballs? Oder ist es genau andersrum? Wird die finanziell gut flankierte Harmonie in der Chefetage den EM-Titel bringen?

DFB-Gehaltskosten drohen zu explodieren

Für Völler ist der DFB die einzige Option, aber er wird im Sog der demnächst in Rede stehenden Honorare für Nagelsmann seinen Preis nach oben treiben können. Außerdem wird er als Sportdirektor sicherlich mehr Geld verdienen wollen als die anderen drei aus dem neuen Machtzentrum des deutschen Fußballs.

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Der neue Geschäftsführer "Sport", Andreas Rettig, bekommt nach Informationen der "Bild"-Zeitung angeblich 700.000 Euro im Jahr. Präsident Bernd Neuendorf und sein Vize Hans-Joachim Watzke hatten bereits am Tag ihrer Wahl dafür Sorge getragen, dass die DFB-Satzung und Vergütungsordnung so geändert wurden, dass sie deutlich mehr Entschädigung vom Verband erhalten als ihre Vorgänger Peter Peters und Fritz Keller. Der Ex-DFB Präsident Keller kritisierte diese neuen Ehrenamtspauschalen des DFB im Interview mit der "Frankfurter Rundschau" auch folgerichtig als Selbstbedienungs-Mentalität.

Schauen wir mal, was die Nike-Millionen mit dieser Mentalität machen und ob sich in drei Jahren, wenn das frische Geld fließen wird, noch jemand an das Versprechen erinnert, dass dieses Geld dem Amateursport an der Basis zugutekommen soll. Da wäre es weitaus besser aufgehoben.

Dortmund-Verhandlungen mit Top-Talent Paris Brunner stocken – zu viele Fehltritte?

Youssoufa Moukoko, Julien Duranville und Jamie Bynoe-Gittens sind aktuell im BVB-Profi-Kader wohl die größten Talente. Dortmund ist dafür bekannt, immer wieder Top-Spieler an das Profi-Niveau heranzuführen, sie zu entwickeln und letztlich für viel Geld zu verkaufen.

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