Im Herbst 2019 wusste der große FC Bayern München wahrscheinlich selbst nicht so richtig, wie ihm geschieht. Im DFB-Pokalspiel gegen Zweitligist VfL Bochum gab es nur einen knappen und sehr schmeichelhaften 2:1-Sieg. Es folgte eine herbe 1:5-Niederlage gegen Eintracht Frankfurt, woraufhin der damalige FCB-Trainer Niko Kovac die Säbener Straße verlassen musste. Zu wenig für die rekordmeisterlichen Ansprüche.
Nicht einmal ein Jahr später ist nun alles wieder rosig in München. Kovacs ehemaliger Assistenzcoach Hansi Flick hat die Mannschaft innerhalb weniger Monate zurück an die Spitze geführt und das Team zum Triplesieger geformt. "Die Entwicklung seither ist sensationell", lobte Flick nach dem Champions-League-Finale am Sonntag in Lissabon, bei dem er übrigens neun von elf Spielern in der Startformation aufbot, die im November noch 1:5 gegen die Eintracht unter die Räder gekommen waren. Hansi Flick hat es geschafft, den Bayern-Profis ihre Stärken wieder einzuhauchen.
Schon im vergangenen Jahr, als Flick noch Cheftrainernovize war, betonte er, was er schon als Kovac-Assistent immer wieder beobachtete: "Ich bin begeistert von der Atmosphäre, die in der Mannschaft und drum herum herrscht: Ein absoluter Leistungsgedanke, jeder will gewinnen."
Doch warum spielten die Kovac-Bayern dann bisweilen so lasch? Und warum konnte, mit Verlaub, selbst ein Team wie der VfL Bochum den normalerweise übermächtigen Rekordmeister in fußballerische Verlegenheit bringen? Was lief falsch beim FC Bayern im Herbst 2019?
Die Antwort darauf lieferte Flick in Lissabon am Rande des Champions-League-Finals in Lissabon:
Das lag wohl vor allem an Kovacs vorsichtigem und abwartenden Spielstil, den er dem Team versuchte einzuimpfen. Mit Eintracht Frankfurt hatte der gebürtige Berliner damit Erfolg. Doch die Münchener waren von Trainern wie Louis van Gaal und Pep Guardiola Ballbesitz- und Dominanzfußball gewohnt – mit Kovacs Idee konnten sie offenbar nicht so viel anfangen, die Gegner nutzten dies aus.
Zum Gewinn der Champions League gratulierte Kovac seinem ehemaligen Mitarbeiter Flick nach dem Finale: "Ich habe ihm und auch einigen Spielern eine SMS geschickt und gratuliert, denn den Titel haben sie sich verdient", zitiert die "Bild"-Zeitung den neuen Trainer der AS Monaco. "Sie haben wirklich eine tolle Champions-League-Saison gespielt, die Spiele dominiert und waren die beste Mannschaft", befand der 48-Jährige.
Zwar hat Kovac als Ex-Trainer auch seinen Anteil an Bayern Champions-League-Erfolg, als Sieger des Turniers fühle er sich aber nicht, das hatte er bereits vor dem Endspiel erklärt.
(as)