Am Wochenende zeigte der FC Bayern sein Bundesligagesicht, sozusagen seine Schokoladenseite, und spazierte mit einem 3:0 durch die vorher so sichere Defensive von Union Berlin. Gefährdet war der Sieg nie wirklich, der Rekordmeister hatte mit seinem hohen Pressing, seinen schnellen Kombinationen und dem Zug zum Tor alles im Griff.
Doch nun steht der vierte Spieltag der Champions League an und da lief es für die Elf von Trainer Vincent Kompany bisher so gar nicht. Nichtsdestotrotz zeigte der Coach, der seit dem Sommer an der Säbener Straße arbeitet, in der Spieltags-Pressekonferenz keinen Deut Anspannung – und sorgte stattdessen für Lacher.
Zunächst wurde Bayern-Sechser João Palhinha vor dem Spiel gegen seine Landsleute von Benfica Lissabon befragt. Er antwortete brav, dass er sich gut im System unter Kompany zurechtfinde und der Pressingdruck zu seinem Spiel passe. Er könne der Mannschaft Balance verleihen.
Anschließend betrat Kompany das Podium und wurde zum Spiel gegen "Sporting Lissabon" befragt. Kompany lächelte verschmitzt. "Du hast gesagt 'gegen Sporting'", unterbrach er einen Reporter und lachte anschließend über den Fauxpas – wenn auch nicht spöttisch. Shit happens, Pressekonferenz goes on.
Nachdem der FCB-Coach zum neuen Modus in der Champions League und die unübersichtliche Tabelle befragt wurde, erklärte er lang und breit, wie sich Bayerns rechnerische Chancen nach nur einem Sieg und zwei Niederlagen darstellen. Sechs Siege nach acht Spielen brauche man für einen Platz in den Top-8, drei Siege für den Einzug in die Top-24.
Das habe er bisher gehört und daran will er sich anscheinend erstmal orientieren. Doch um nochmal auf Nummer sicher zu gehen, setzte Kompany nach einer ersten Antwort nochmal an: "Aber lass keinen bitte schreiben, dass ich gesagt habe, wir wollen nur drei Spiele gewinnen." Unsicherer Blick ins Publikum: "Sie wissen, dass ich das nicht meine, oder?"
Kompany adressiert vor allem "die erste Reihe", streckt seinen Zeigefinger aus und lacht erneut mit den Kollegen. Wer dort sitzt, bleibt unklar.
Als ein Reporter später sagt, Sportvorstand Max Eberl und Kompany hätten "immer wieder betont", wie viele Auswärtsspiele die Bayern bislang gespielt hätten, hakt Kompany ein. "Ja, 'betont'. Ich glaube, wir haben das ein Mal vermeldet oder so. Es gibt keinen einzigen hier, der darüber gemeckert hat."
Nichtsdestotrotz merke man die Folgen der vielen Auswärtsspiele. "Wenn du 13 Spiele machst und davon neun auswärts, dann merkst du auch, dass du nicht oft in einem Bett schläfst." Schlafen sollte der Rekordmeister trotz Favoritenrolle und Kompany-Rechenspielen jedenfalls nicht auf dem Platz am Mittwochabend gegen Benfica Lissabon.
Das Team gewann etwa am zweiten Champions-League-Spieltag und ist mit Altstars wie Ángel Di María und Nicolás Otamendi gespickt. Mit letzterem hat Kompany bei Manchester City jahrelang ein Innenverteidiger-Duo gebildet.
Darauf angesprochen, welche Erinnerungen er mit seinem ehemaligen Mitspieler verbinde, erklärte Kompany in der Pressekonferenz trocken: "Tackle Nummer Eins: Nicolás Otamendi. Und falls der Spieler es vorbei schafft, folgt Tackle Nummer Zwei: Vincent Kompany." Die Routine ist auch für Kompany Ausdruck dafür, dass beide "aggressive" Verteidiger waren beziehungsweise sind.
Der Unterschied: Während Kompany seine Karriere bereits vor fünf Jahren beendet hat, spielt Otamendi mit 36 Jahren noch bei Benfica. Er habe "etwas richtig gemacht", um in dem Alter noch auf dem Level zu spielen, so Kompany über seinen ehemaligen Mitspieler, der ihm am Mittwoch als Gegner gegenübersteht.