Wenn der FC Bayern München am Samstagabend auf den VfL Wolfsburgs trifft, ist das nicht nur das Spitzenspiel in der Bundesliga der Frauen, sondern womöglich schon eine erste kleine Vorentscheidung im Meisterkampf. Schon nach fünf Spieltagen haben die Münchnerinnen fünf Punkte Vorsprung auf ihren ärgsten Konkurrenten aus Niedersachsen.
Auch wenn der VfL aktuell auf Rang fünf nicht der erste Verfolger ist, läuft alles darauf hinaus, dass die Meisterschaft abermals an ein Team gehen wird, dass durch den Männerfußball des Vereins querfinanziert bzw. subventioniert wird. Die Tabelle liest sich deshalb auch wie ein "Who is who" des Männerfußballs. Neben Bayern und Wolfsburg spielen Eintracht Frankfurt (Platz zwei), Bayer Leverkusen (Rang drei) und der SC Freiburg (Fünfter) oben mit.
Da sich der Männerfußball in der Länderspielpause befindet, könnte aus dem anstehenden Spieltag der Frauen-Bundesliga ein Eventspieltag werden, der mehr Fans als gewöhnlich anlockt. Das Potenzial hierzu ist vorhanden. Die Manager des Frauenfußballs hatten es in der Vergangenheit mehrfach geschafft, durch die Eventisierung ihres Sports Massen zu mobilisieren.
Das Problem: Aktuell tut sich wenig.
Noch in der vergangenen Saison verbesserte der Frauen-Fußball in Deutschland mehrfach seinen Zuschauerrekord. Aktuell hält ihn der 1. FC Köln, nachdem im März 2024 über 38.000 Fans zum Spiel gegen Eintracht Frankfurt ins Stadion gekommen waren.
Der Frauenfußball profitierte immer noch vom Rückenwind des EM-Finales im Sommer 2022. Damals stellten die DFB-Frauen auch mit 22,5 Millionen Fernsehzuschauer:innen den TV-Quotenrekord für das Jahr 2022 auf und lagen weit vor allen Spielen der DFB-Männer.
Dieser Rückenwind konnte sich auch auf die Besucherzahlen der Frauen-Bundesliga auswirken. Vor der Corona-Pandemie kamen durchschnittlich 833 Zuschauer zu den Bundesligaspielen der Frauen. In der Saison 2022/23 waren es mehr als dreimal so viele (2891). Seither stagnieren die Zahlen. In der letzten Saison waren es nur noch 2683 Zuschauer und aktuell liegt der Durchschnitt bei 2252 Besuchern.
Es wird also allerhöchste Zeit, dass sich etwas tut im Management des deutschen Frauenfußballs.
Aus dem Kreise der Bundesligisten hat sich eine Taskforce gebildet, die die Bundesliga aus dem DFB herauslösen und auf eigene Beine stellen will. Man will in der Vermarktung ganz neue Wege gehen, um die Liga zu professionalisieren.
Die Spielerinnen träumen von einem Grundeinkommen für alle und blicken sehnsüchtig auf die Sportwelt in den USA. Dort gibt es in der National Womens Soccer League (NWSL) mittlerweile sogar einen Tarifvertrag, wodurch die Spielerinnen einen Mindestlohn von 48.5000 Dollar bekommen. Bis zum Ende des Vertrags im Jahr 2030 wird diese Summe auf 82.500 Dollar steigen.
In den USA baut man auf selbstständige Ligen, Eventisierung des Sports und ausgereifte Investorenmodelle, die mithilfe klug eingefädelter Medienpartnerschaften auch Sportarten jenseits des Fußballkosmos den Weg in das Profitum ebnen. Seit Januar dieses Jahres existiert sogar eine Profi-Liga der Frauen im Volleyball, die nach diesem Muster funktioniert und auf CBS gesendet wird.
Und was geschieht in Deutschland? Der DFB hat die U17-Juniorinnen Bundesliga abgeschafft und empfiehlt den talentierten Mädchen, bei den U15-Jungs mitzuspielen.
Die vom DFB unabhängige Frauenfußball Taskforce arbeitet bislang weitgehend im Verborgenen, während der Männerfußball in einem neu geschaffenen privaten Sektor des Klamauk-Hallenfußballs einen neuen Trend gesetzt hat.
Ehemalige Fußballprofis promoten gemeinsam mit Social-Media-Stars konkurrierende Hallenfußball-Events. Sie spielen mit jungen Talenten aus dem unteren Amateurfußball, zahlen ihren Spielern Taschengelder und locken für ihre Baller- oder Icon League zahlreiche Sponsoren an.
Der Kommerzfußball findet für Männer immer wieder neue Spielfelder. Wir sollten darüber nachdenken und ins Gespräch kommen.