Nachdem das Ergebnis der TV-Rechtevermarktung bekannt ist, stellt sich die Frage nach der Verteilung. 36 DFL-Klubs sind von den Erlösen dieses Deals wirtschaftlich abhängig. Je nach Zuweisung mal mehr und mal weniger.
Da alle Klubs die Millionen für die Kaderplanung und -finanzierung gebrauchen können, werden wir auch in den kommenden Tagen wieder neue Ideen zu Zuweisungsmodellen und Verteilungsschlüsseln diskutieren.
Der große Haken an diesem Verteilungskampf ist die gefühlte Ungerechtigkeit, die in jedem neuen TV-Deal gleich mit eingekauft wird. Denn die Verteilung der TV-Einnahmen ist im hohen Maße ungerecht und wettbewerbsverzerrend.
Fakt ist: Seit vielen Jahren bekommen die großen, zumeist erfolgreichen Klubs grundsätzlich das größte Stück vom Kuchen. Während diejenigen, die das Geld am dringendsten brauchen, um über eine optimierte Kaderplanung den Anschluss an die Spitze finden zu können, zumeist deutlich weniger Geld aus diesem gemeinsam erwirtschafteten Topf erhalten. Ungerechter kann es kaum zugehen.
Wie sieht also eine konkrete Lösung aus?
Um diese Situation an einem Beispiel festzumachen: In der letzten Saison bekam der FC Bayern das meiste Geld – etwas mehr als 100 Millionen Euro für ein Jahr. Aufgrund des machtbezogenen Verteilerschlüssels mehr als der Deutsche Meister Bayer Leverkusen, der ebenso wie Borussia Dortmund in etwa 90 Millionen Euro aus diesem Topf erhielt.
Vizemeister VfB Stuttgart lag bereits abgeschlagen mit 56 Millionen Euro auf Platz elf und Holstein Kiel markierte mit 31 Millionen Euro das Schlusslicht für die erste Liga.
Der Verteilerschlüssel ist durchaus kompliziert. Es gibt einen Sockelbetrag, den jedes Team aus der Bundesliga (26 Millionen Euro) und der zweiten Liga (7,4 Millionen Euro) bekommt. Damit sind schon mal 50 Prozent der Einnahmen verplant.
Weitere 43 Prozent werden nach einem sogenannten Leistungsanteil verteilt. Hier werden die Platzierungen aus den Vorjahren zusammengerechnet und in leistungsbezogene Zuweisungen übersetzt. Gut für Teams wie Eintracht Frankfurt (80 Millionen) oder den SC Freiburg (71 Millionen), die wegen ihrer guten Tabellenplätze in den zurückliegenden Spielzeiten noch den Anschluss an die Spitze halten können.
Die verbleibenden sieben Prozent der Mittel entfallen auf die beiden Säulen Nachwuchs (vier Prozent) und Interesse (drei Prozent). Damit werden wichtige Faktoren des Bundesligafußballs – wenn auch nur im verschwindend geringen Anteil – gewürdigt.
Viele Kritiker des Verteilungsmodells setzen genau dort an und appellieren mit Blick auf die Zukunftsfähigkeit des Bundesligafußballs dafür, die kulturelle Relevanz noch stärker zu gewichten. Auch, um die inzwischen zementierten Unterschiede zwischen den Klubs durchlässiger zu machen.
Mein Vorschlag ist ebenso sportlich wie unkompliziert: Die in den erfolgreichen Rechteverhandlungen erwirtschafteten Beträge sollten in gleichen Teilen auf alle Klubs einer Liga verteilt werden. Hierdurch würden die Großen deutlich weniger und die Kleinen deutlich mehr Geld einnehmen, das für Transfers und Spielergehälter zur Verfügung stünde.
Die Unterschiede würden kleiner und der Wettbewerb dadurch größer und voraussichtlich auch spannender. Kleine Klubs könnten ihre Talente länger in den eigenen Reihen halten und ihre Kader noch besser und harmonischer entwickeln. Die Konkurrenz für Bayern, Dortmund und die anderen Großen würde wachsen.
Doch genau dagegen wehren sich die Big Player wie Bayern München und Borussia Dortmund. Als Zugpferde der Liga, die für die höchsten TV-Einschaltquoten und Ticketverkäufe sorgen, wollen sie den prozentualen Anteil an der vierten Säule des Verteilerschlüssels ("Zuschauerinteresse") und damit auch ihren Anteil erhöhen.
Verteilt man die TV-Gelder aber gleichmäßig, wäre das nur gerecht und auch wirtschaftlich nachvollziehbar. Schließlich funktioniert der Wettbewerb, also das Ausspielen einer Meisterschaft, nur durch den Ligabetrieb und damit durch die Beteiligung aller 18 Bundesliga- bzw. 36 DFL-Klubs. Eine denkbare Liga der zwei, drei oder vier Großen wäre sehr wahrscheinlich noch langweiliger als der Supercup.