Der Zweitligist Fortuna Düsseldorf legt ein brandneues Marketingkonzept vor. Im Kern geht es um den freien Eintritt. Die Stadiontore sollen in der kommenden Saison für Fans kostenlos geöffnet werden – zumindest für drei Spiele. Danach wird das Gratiskonzept weiter ausgebaut, sodass in absehbarer Zeit alle Spiele der Fortuna bei freiem Eintritt besucht werden können. Das ist eine geniale Idee. Und der Clou: Das Konzept wird nicht nur viele Fans erfreuen, sondern auch in wirtschaftlicher Hinsicht punkten.
Die dahinterstehende wirtschaftliche Strategie erschließt sich nicht gleich auf den ersten Blick. Und all diejenigen, die glauben, die größte Freispielaktion im deutschen Fußball hätte ihre Wurzeln in einer sozialen oder solidarischen Idee, werden in den kommenden Monaten und Jahren enttäuscht sein.
Selbstverständlich wollen die Düsseldorfer mithilfe Ihres neuen Konzepts auch Profit erwirtschaften und als Verein möglichst bald genug Geld einnehmen, um sicher und nachhaltig in die erste Liga und vielleicht sogar im Kampf um Titel und die Teilnahme an internationalen Wettbewerbe mitspielen zu können.
Dafür verzichten sie demnächst auf die Einnahmen aus dem Ticketverkauf. Das dadurch entstehende Loch in der Kasse wird überschaubar sein, denn bislang haben die Erlöse aus dem Handel mit Eintrittskarten lediglich zwischen 10 und 15 Prozent am Gesamtetat von knapp 50 Millionen Euro pro Saison ausgemacht. So eine Summe lässt sich an anderer Stelle wieder einspielen.
In Düsseldorf setzt man in dieser Hinsicht auf Sponsoren und Partner, die genau dort einspringen und öffentlichkeitswirksam die zu erwartenden Verluste ausgleichen. Die machen das ebenfalls nicht aus Nächstenliebe, sondern erwarten positive Effekte eines überaus sympathischen Sponsorings.
Das positive Image, dass dieses Konzept einfahren wird, sei allen Beteiligten gegönnt. Statt Fans weiter zu melken, haben die Verantwortlichen in Düsseldorf erkannt, dass ihr Spiel ohne das Engagement und die Euphorie der Fans nichts wert ist. Deshalb sehe ich die Ankündigung des freien Eintritts als ersten Schritt einer neuen Marketingstrategie, die den Fußball vom Fan aus denken will.
Allerdings – und das muss auch kritisch mit bedacht werden – kann auch dieses Konzept scheitern. Der freie Eintritt wird kein Selbstläufer sein. Die Schritte des Konzepts müssen sorgsam gegangen werden, sodass es realistisch scheint, mithilfe der Freikarten tatsächlich auch die Auslastung des Düsseldorfer Stadions zu verdoppeln. Bislang war lediglich das Spiel gegen den HSV mit 52.200 Zuschauern ausverkauft. Ansonsten pendelt sich der Zuschauerdurchschnitt bei ansehnlichen 29.000 Fans ein.
Des Weiteren wird es wichtig sein, auch Support, Stimmung und authentische Stadionatmosphäre zu sichern. Erst dann werden sich die Sponsoren, die demnächst für die Tickets bzw. Freikarten einspringen, im Schatten der lebendigen Fankultur sonnen können. Das Management muss also weiterhin auf Fans zugehen und deren Interessen und Wünsche zu einem Fußball der Zukunft ernst nehmen.
Ansonsten würde die gut gemeinte Idee rasch wieder im Nichts verpuffen und allerhöchstens an die Freikartenaktionen erinnern, die der DFB für die Spiele der Nationalmannschaft ins Leben gerufen hat. Die waren – von der Stimmung her gesehen – genauso langweilig wie alle anderen Aktionen, die der Fanclub Nationalmannschaft bis dahin auf die Beine stellen konnte.
Wer den Stadionbesuch mit den Pfründen der Fankultur attraktiv machen und darüber neue Finanzquellen erschließen will, der ist gut beraten, wenn er die aktiven Fanszenen versteht und von Beginn an mit ins Boot holt. Sollte den Düsseldorfern dieser Schritt gelingen, dann schaffen sie in der Tat ein wirtschaftliches Modell für den Fußball der Zukunft. Ich halte die Daumen.