In Saudi-Arabien gewann Toni Kroos mit Real Madrid den spanischen Supercup.Bild: IMAGO images / PanoramiC
Fußball
Toni Kroos ist zurück in Madrid, wo der Real-Profi seit 2014 seinen Wohnsitz hat. Eine knappe Woche lang hatte der ehemalige deutsche Nationalspieler die eigenen vier Wände nicht von innen gesehen, denn mit seinem Arbeitgeber war er zu einem kleinen Turnier aufgebrochen.
Die Königlichen spielten in Saudi-Arabien um den spanischen Supercup – und das mit Erfolg. Im Halbfinale setzte sich Real gegen Atlético Madrid durch, im Endspiel gegen den FC Barcelona. Neben dem Spielausgang gab es eine weitere Gemeinsamkeit bei den beiden Duellen: Kroos wurde vom Publikum durchgehend ausgepfiffen.
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Hintergrund dürften die kritischen Anmerkungen gewesen sein, die der Rio-Weltmeister im vergangenen Sommer bezüglich der Flut an Wechseln nach Saudi-Arabien gemacht hatte. Auf dem Feld ließ sich Kroos von den Pfiffen und Buhrufen indes nicht aus der Ruhe bringen, überzeugte mit gewohnt sicherem Passspiel.
Toni Kroos hatte die Pfiffe nicht erwartet
Im Podcast "Einfach mal Luppen", den er zusammen mit seinem Bruder Felix aufnimmt, blickte der 34-Jährige nun noch einmal auf die Anfeindungen der saudischen Fans. "Ich bin immer sehr froh, wenn ich vom Reisen nach Hause komme – insbesondere dieses Mal", startete er in den Podcast.
"Das war eine neue Erfahrung, das hatte ich bis dahin noch nicht", berichtete Toni Kroos und schob mit einem Lachen hinterher: "Ich möchte sie nicht missen." Gleichwohl konnte er sich durch diese Eindrücke nun auch einmal in jene Spieler versetzen, "die das gerade auswärts häufiger erleben".
Dass sich die Zuschauenden derart deutlich gegen ihn positioniert haben, kam für den Mittelfeldspieler indes unerwartet: "Ich habe gar nicht damit gerechnet. Ich hatte mir gar keine Gedanken gemacht. Die Aussagen, um die es geht, sind ja schon ein halbes Jahr her."
Im Finale gegen den FC Barcelona setzten sich Toni Kroos und Real Madrid mit 4:1 durch.Bild: AP
Dabei merkte er noch einmal an, dass es ihm mit seiner Kritik weniger um Altstars wie Cristiano Ronaldo oder Karim Benzema gegangen sei, sondern vielmehr um junge Spieler, die "im Angesicht des Geldes auf Entwicklung, auf hohes Niveau in Europa verzichten".
Als es im Duell mit Atlético Madrid die ersten Pfiffe gab, sah Toni Kroos diese zunächst nicht gegen sich gerichtet. "Wenn du im Spiel bist, steckst du im Tunnel", nahm er diese nur bedingt wahr. Bei einem Standard realisierte er es schließlich: "Als ich Richtung Ecke gelaufen bin, dachte ich mir, dass es doch jetzt gar keinen Grund zum Pfeifen gibt. Dann habe ich in die Kurve geguckt und realisiert: Oh, das ist nur für mich."
Obwohl die Pfiffe für den Rio-Weltmeister neu waren und unerwartet kamen, so schienen sie sein Spiel doch nicht zu beeinträchtigen. Diesen Eindruck bestätigte er im Podcast nun selbst. "Ich kann aus tiefstem Herzen sagen, dass es mich nicht gestört oder meine Spielweise beeinflusst hat. Im Gegenteil, es war ganz lustig", hatte der 34-Jährige sogar seine Freude daran.
Toni Kroos stichelt gegen "Real-Fans" in Saudi-Arabien
So fragte er sich während eines Spiels irgendwann: "Wer schafft es jetzt länger? Die haben sich ja einen ausgesucht, der hier und da einen Ballkontakt hat. Das kann dann auch langweilig werden." Am Ende gaben beide Seiten nicht wirklich nach: Toni Kroos nicht in seiner Leistung, die Zuschauenden nicht mit ihren Pfiffen. "Es hat mich in meinen Aussagen tendenziell eher bestätigt", fasste der Rio-Weltmeister zusammen.
Kurios fand er indes, dass das Stadion bei beiden Partien größtenteils weiß gekleidet, also in der Hand von Real-Supportern war. "Die mussten den Konflikt mit sich austragen: für oder gegen ihn?", berichtete Toni Kroos und bezeichnete die Zuschauenden bewusst ironisch als "Real-Madrid-Fans – wollen wir mal nicht übertreiben, sie hatten ein weißes Trikot an". Eine kleine Spitze erlaubte er sich also erneut.
Schon nach den Spielen hatte er jeweils süffisant geantwortet. Im Anschluss an die Atlético-Partie schrieb er auf X, ehemals Twitter: "Das hat Spaß gemacht, tolles Publikum." Nach dem Triumph über Barcelona winkte er indes den Fans im Stadion zu.
Außerhalb der Arena hat Toni Kroos indes eine ganz andere Erfahrung gemacht. "Im Hotel habe ich niemanden entdeckt, der etwas Negatives sagen wollte", berichtete er. Stattdessen sammelte er gar komplett konträre Eindrücke: "Der Mann im Fitnessbereich des Hotels meinte 'Nein, ich sehe das überhaupt nicht so. Kann ich Ihnen noch ein Handtuch bringen?' – der war ein großer Fan und hat natürlich ein Foto bekommen."
Die Hoffnungen waren im Sommer auf beiden Seiten groß. Es sollte eine Win-win-Situation werden. Der FC Bayern kann einem verheißungsvollen Talent die nötige Spielpraxis geben und der VfB Stuttgart sah ein "sehr interessantes Profil", wie es Sportchef Fabian Wohlgemuth nannte.