Mit dem Aufstieg in die Bundesliga nichts zu tun, die Tage des Trainers scheinen gezählt und die Mannschaft ist weiterhin ein großes Rätsel: Die aktuelle Saison wollen wohl alle Beteiligten bei Schalke 04 nur ganz schnell vergessen. Doch das Ziel ist klar. Es soll schnellstmöglich zurück in die Bundesliga gehen. Am besten schon in der kommenden Saison.
Doch an diesem Vorhaben hat Schalke-Legende und Trainer-Ikone Huub Stevens erhebliche Zweifel.
"Die Qualität in der Mannschaft reicht nicht aus, um aufzusteigen. Das schaffen sie mit diesem Team nicht. Und wenn sich im nächsten Jahr nicht schnell etwas ändert, wird es auch in der kommenden Saison nichts", sagte er in einem Sport1-Interview.
Dass sich etwas ändern wird, ist klar. Einerseits gibt es regelmäßig Spekulationen um Abgänge von Spielern wie Top-Torjäger Moussa Sylla oder Taylan Bulut. Hinzu kommt, dass der neue Sportvorstand Frank Baumann wohl nicht an Trainer Kees van Wonderen festhalten wird. Zu schwankend sind die Leistungen des Teams in seiner bisherigen Amtszeit.
Paderborns Lukas Kwasniok, der den Liga-Konkurrenten am Ende der Saison verlassen wird, gilt als heißester Kandidat für die Nachfolge. Doch für Stevens liegen die Schalke Probleme nicht auf der Trainerbank.
Sein Landsmann sei ein guter Trainer und passe gut zum Klub. Stevens fordert, dass man ihm die nötige Zeit und Mittel gibt. "Bei Schalke wurden Spieler geholt, bei denen ich Zweifel habe, ob sie wirklich zum Verein passen", kritisiert er die bisherige Einkaufspolitik.
Zwar wünscht er sich einen Verbleib von van Wonderen, weiß aber auch um den historisch wackligen Trainerstuhl bei Königsblau. "Wenn es unruhig wird, hast du als Trainer kaum eine Chance."
Der 71-jährige Niederländer, der dreimal auf Schalke Trainer war, hegt jedoch große Hoffnung in Sportvorstand Frank Baumann. "Bei Werder Bremen hat er gute Arbeit geleistet. So wie es aktuell bei Schalke läuft, kann es jedenfalls nicht weitergehen."
Damit Schalke wirklich wieder erfolgreich sein kann, brauche es laut es zweifachen DFB-Pokalsiegers wieder Ruhe im Umfeld. "Und man muss Leute finden, die bereit sind, wieder Geld in den Verein zu stecken."
Und bei diesem Satz hat Stevens natürlich einen Namen im Sinn: Clemens Tönnies. Seine Arbeit auf Schalke würde von vielen nicht anerkannt werden, dennoch sei er dem Klub weiterhin eng verbunden.
Und dann bringt Stevens den eigentlich Grund auf den Punkt: "Clemens hat zwar wenig Ahnung vom Fußball, aber er hat genug Geld – und das braucht man auf Schalke weiterhin."
Tönnies war von 2001 bis 2020 Vorsitzender des Aufsichtsrats und gilt heute bei vielen Schalkern als Symbol für Entfremdung und schädliche Führungsstrukturen.
Was als Unternehmer-Erfolg begann, endete für viele Fans in Enttäuschung und Wut – weil sie das Gefühl hatten, dass Wirtschaftsinteressen und Arroganz über den eigentlichen Geist des Vereins gestellt wurden.