Cristiano Ronaldo ist der wohl beste Fußballer der Welt. Das wissen wir. Was wir auch erahnen können, ist die Tatsache, dass er besessen sein muss, um dahin gekommen zu sein. Glaubt ihr nicht? Dann hört mal, was Patrice Evra so erzählt.
Der Franzose spielte vor Jahren mit dem portugiesischen Superstar bei Manchester United zusammen und plauderte nun aus dem Nähkästchen. Und so, wie er von seiner Zeit mit dem Berufsexzentriker CR7 erzählt, wird deutlich, wie es dieser an die Spitze der fußballerischen Nahrungskette schaffte – und weshalb der 33-Jährige bereits jetzt die WM in Russland überstrahlt.
"Cristiano weiß nicht, wie man verliert", sagte Evra dem englischen TV-Sender ITV. So weit ist das bekannt. Doch eine Anekdote von einem Tischtennis-Spiel zwischen Ronaldo und der Englands Abwehrlegende Rio Ferdinand bringt das Ganze noch etwas plastischer rüber. "Einmal haben sie Tischtennis gespielt, und Ferdinand hat Ronaldo zerstört", berichtet Evra. Sofort habe Ronaldo mit seinem Cousin eine Tischtennisplatte gekauft und zwei Wochen unablässig trainiert. "Er wollte Rio Ferdinand vor allen besiegen - und er hat es geschafft. So eine Art Mensch ist er", sagte Evra.
Reicht euch nicht? Evra hatte da noch eine weitere Geschichte.
Was denkst du dir, wenn Ronaldo dich zum Essen einlädt? Richtig, an ein üppiges Festmahl. Denkste.
"Ich sollte nach dem Training vorbeischauen", erinnerte sich Evra, der an jenem Abend aus dem Staunen offensichtlich nicht mehr herauskam. Ronaldo soll helles Hähnchenfleisch, Salat, Wasser aufgetischt haben. Mehr nicht. "Wir haben angefangen zu essen und ich dachte, das große Fleisch kommt noch. Aber es kam nichts", erzählt Evra. Aber es ging noch weiter.
Als Ronaldo das wenig üppige Mahl beendet hatte, stand er auf und nahm sich einen Ball. "Kann ich nicht mal zu Ende essen?", habe Evra ihn gefragt.
Nein, Ronaldo wollte eine Runde kicken. Danach habe er noch schwimmen wollen. "Er ist eine Maschine. Er will nicht aufhören zu trainieren", meinte Evra über den 33-Jährigen.
Solch eine Art Mensch muss ein Fußballer wahrscheinlich sein, um fünfmal die Champions League zu gewinnen und zum WM-Auftakt ausgerechnet gegen Spanien (3:3) einen Dreierpack zu erzielen.
Hart hat sich Ronaldo die Ehrfurcht erarbeitet, die ihm nach solchen Leistungen von allen Seiten zufliegt. Sogar jene leicht verunglückte Ronaldo-Büste, die am Flughafen von Madeira steht und im Vorjahr zweifelhafte Berühmtheit erlangte, wurde gegen ein ansehnlicheres Exemplar ausgetauscht.
Dass er in der russischen Hauptstadt am Mittwoch (14.00 Uhr/ARD) im zweiten Gruppenspiel in Moskau gegen Marokko wieder groß auftrumpft, ist höchst wahrscheinlich. Seinen sechs WM-Toren sollen weitere Folgen. Und das von ihm selbst gestartete Rennen um den Titel GOAT ("Größter aller Zeiten") gegen Argentiniens Lionel Messi will ja auch noch entschieden werden. Nach der schwachen Vorstellung beim 0:1 gegen den Iran dürften die Marokkaner jedenfalls vor Ronaldo zittern.
Er ist eben der Unschlagbare, der Übermenschliche und zeitgleich die einzige wirkliche Waffe im Kampf um den WM-Titel. Ohne ihn wären sie nicht Europameister geworden, und sie dürften nicht im Entferntesten von einem WM-Halbfinale träumen. Doch dahinter steckt jede Menge Arbeit, Fleiß und ein wenig Besessenheit.
(bn/sid/dpa)