Die Vorstellung besitzt Charme: Mats Hummels, Rückkehrer auf Zeit, nochmals im schwarz-gelben Trikot. Im Sommer, bei der Klub-WM in den USA. Ein letzter Tanz auf großer Bühne, an der Seite einstiger Mitstreiter, mit dem Emblem auf der Brust, das ihm so viel bedeutet. Für Borussia Dortmund wäre es eine Geschichte mit Pathos. Und vielleicht auch ein sportlicher Gewinn.
Gregor Kobel jedenfalls klang nicht, als wolle er lange überlegen. "Ich würde mich riesig freuen. Ich hatte drei Mega-Jahre mit ihm", schwärmte der BVB-Torwart nach dem 2:2 in München, angesprochen auf die Gedankenspiele rund um ein kurzes Hummels-Comeback. Die Champions-League-Saison habe gezeigt, "was wir da hinten abgerissen haben – das war megageil".
Auch in der Vereinsführung scheint die Idee nicht gänzlich abwegig. Sportdirektor Sebastian Kehl wich der Frage zwar aus, zeigte aber zwischen den Zeilen zumindest Sympathie: "Jeder weiß, wie sehr wir Mats schätzen. Ich weiß, was er kann." Nur sei der Fokus aktuell ein anderer – das Viertelfinal-Rückspiel gegen Barcelona rücke näher. Und: "Wenn es ein Thema wird, werden wir das besprechen."
Ganz anders bewertet Stefan Effenberg die Situation. In der TV-Sendung "Doppelpass" bei Sport1 riet der frühere Nationalspieler entschieden davon ab, Hummels noch einmal zu reaktivieren. "Wir reden doch viel über diesen Umbruch beim BVB. Der muss jetzt weiter forciert werden", erklärte der 55-Jährige.
Die Klub-WM biete vielmehr eine ideale Gelegenheit, den Umbruch sichtbar zu machen – und den nächsten Schritt in Richtung Verjüngung zu gehen. "Dann blockiere doch nicht eine oder mehrere Positionen durch die Personalie Mats Hummels", mahnte Effenberg.
Stattdessen solle man die Klub-WM als Bühne für die nächste Generation verstehen. "Das ist die Plattform, wo ihr euch präsentieren könnt", forderte der Experte. "Ich glaube schon, dass er (Hummels, Anm. d. Red.) Interesse hätte, ich würde es aber von Vereinsseite nicht machen."
Spätestens seit Montag hat das Thema Hummels auch eine sportliche Dringlichkeit bekommen. Borussia Dortmund veröffentlichte die bittere Diagnose für Nico Schlotterbeck: Meniskusriss im linken Knie.
Tags darauf meldete sich der 25-Jährige selbst über Instagram: "Ich muss euch leider mitteilen, dass die Reha nach meiner Knieverletzung mehrere Monate in Anspruch nehmen wird."
Die Saison ist für ihn gelaufen, ebenso wie die Hoffnung auf ein Mitwirken bei der Klub-WM vom 14. Juni bis 13. Juli in den USA. Ein Comeback ist frühestens zum Start der neuen Spielzeit 2025/26 zu erwarten. Damit ist der BVB in der Innenverteidigung empfindlich geschwächt – und steht vor einer taktischen Herausforderung.
Im "Doppelpass" verwies Streamer Christoph Kröger von Calcio Berlin darauf, dass dem Kader schlicht die Tiefe für eine Dreierkette fehle. Insofern sei Verstärkung nötig – und Hummels "die schönste Story".
(Mit Material von dpa)