"Easy Sunday". Mit dieser Bildunterschrift postete Bayern Münchens David Alaba am Sonntag einen Schnappschuss auf seinem Instagramkanal. Zurückgelehnt sitzt der Österreicher auf einem einfachen Klappstuhl und lächelt in die Kamera. Lässig, weißes Shirt, dunkle Jeans, hinter ihm eine schlichte weiße Wand.
Fast könnte man meinen, der 28-Jährige wolle mit dem Post Klarheit, Minimalismus und Ruhe in die Öffentlichkeit transportieren. Denn "easy" und klar ist eigentlich nichts, minimal und ruhig ebenso.
Seit Wochen feilscht der Spieler mit dem FC Bayern um einen neuen langfristigen Vertrag mit Megagehalt. Es ist die Rede davon, dass sein Berater und Vater George sowie Agent Pini Zahavi für ihren Schützling bis zu 125 Millionen Euro für die kommenden fünf Jahre aushandeln wollen.
Die Vertragsgespräche zwischen Klub und Spieler stocken, und spätestens seit Bayerns Ehrenpräsident Uli Hoeneß am Sonntag in der Sport1-Talkshow "Doppelpass" die Abteilung Attacke reaktiviert hat, indem er Alabas Berater Pini Zahavi als "geldgierigen Piranha" bezeichnete, sind die Verhandlungen zur Schlammschlacht verkommen. Von Zahavi lasse sich insbesondere Alabas Vater beeinflussen, behauptete Hoeneß: "Es geht wirklich nur um Geld und sonst gar nichts."
George Alaba schlug am Montag via TV-Sender Sky zurück, unterstellte den Münchnern, "in der Öffentlichkeit schmutzige Lügen über Gehalts- und Provisionsforderungen" zu streuen.
Auch David Alaba selbst hat sich mittlerweile schon zu den gegenseitigen "Piranha"- und "Lügen"-Vorwürfen geäußert, wünscht sich bei all der Aufregung "sehr, dass wir zeitnah eine Lösung finden, damit der Klub, die Verantwortlichen, meine Mitspieler, aber auch die Fans wissen, woran sie sind".
Der Spieler ist um Wogenglättung bemüht. "Ich wünsche mir, dass meine vertragliche Situation nicht in der Öffentlichkeit geklärt wird", zitiert die "Bild" den Spieler. "Daher haben mich ein paar Aussagen und Berichte der letzten Wochen verwundert und durchaus auch verletzt. Viele Dinge, die im Moment geschrieben und gesagt werden, stimmen einfach nicht und entsprechen nicht der Wahrheit."
Das kratzt offenbar jetzt schon am eigentlich makellosen Image des gebürtigen Wieners. Er steht seit Hoeneß' Piranha-Aussage als Gierschlund da, der sich von fremden Interessen leiten lässt. Viele Kommentare der Fans unter seinem "Easy Sunday"-Bild im Insta-Feed sprechen jedenfalls Bände, die User sind sarkastisch, vorwurfsvoll und enttäuscht:
Es ist ein unwürdiges Spiel, bei dem am Ende sogar alle etwas verlieren könnten. Denn der Millionenpoker um ein neues Arbeitspapier findet mittlerweile zum Leidwesen aller Parteien statt. Die Unruhe um Alaba überschattet bei den Bayern die ohnehin schon sehr kurze Vorbereitung; sie schadet dem Spieler in der Außendarstellung; und die "Doppelpass"-Attacke des 68-jährigen Hoeneß, der eigentlich schon in Fußballfunktionärsrente und nicht mehr im Tagesgeschäft aktiv ist, schadet möglicherweise auch dem FC Bayern in den Verhandlungen.
Denn vielleicht ist der Rekordmeisterpatron mit seinen Aussagen gegen George Alaba und Pini Zahavi etwas übers Ziel hinausgeschossen, und zwar insofern, dass die Seite von Alaba sich nun noch mehr verschränkt und weniger kompromissbereit zeigt. Annäherung Fehlanzeige. Nicht zuletzt kam der Vorwurf der Geldgier aus dem Mund eines Mannes, der mehrere Millionen Euro an Steuern dem Fiskus vorenthielt und deswegen nach einer Selbstanzeige ins Gefängnis musste. Aber das nur am Rande.
David Alaba sagte zwar schlichtend, dass Bayern München für ihn "nicht irgendein Verein" ist, "er ist Zuhause, Familie und Heimat." Doch er sagte auch: "In einer Familie ist man durchaus mal anderer Meinung, man streitet sich vielleicht auch, aber es bleibt immer innerhalb der Familie. Das werde ich auch weiter beherzigen."
Besonders zufrieden über die öffentliche Schlammschlacht, die Uli Hoeneß am Sonntagvormittag eröffnet hat, scheint Alaba also nicht zu sein, zumindest klingt das heraus. Er wirkt getroffen, Bayern ist für ihn mehr als nur ein Arbeitgeber, sondern eine Herzenssache. Der Defensiv-Allrounder spielt in München, seit er 16 Jahre alt ist.
Die Verhandlungen des Rekordmeisters um eine Vertragsverlängerung mit dem neuen Abwehrchef werden jedenfalls nicht einfacher. Nun müssen die Parteien wieder um Sachlichkeit kämpfen. Um etwas mehr Klarheit, Minimalismus und Ruhe – so wie es David Alaba bei Instagram schon symbolisch zu versuchen scheint.
(as/mit Material von dpa und sid)